Suenden der Vergangenheit
dass sie eigentlich tun musste, was er sagte. Dieser Punkt hatte ihr noch nie besonders gefallen. Aber sie konnte mit ihm zusammenarbeiten und die Tatsache respektieren, dass er meistens Recht hatte. Außerdem konnte sie nicht bestreiten, dass er ihr nach allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten, sehr viel bedeutete... und sie würde nie vergessen, dass ihr erster Wächter, Merrick, sich das Leben genommen hatte, um Buffy zu beschützen.
Buffy musste zugeben, dass sie auch Probleme mit ihren Wächtern hatte.
Dann war da noch Mom. Alles lief immer auf Joyce Summers hinaus. Während ihr Vater sich in der klassischen Peter-Pan-Manier seiner Verantwortung entzogen hatte, hatte Buffys Mutter nur versucht, sie zu lieben. Sicher, sie hatte genug mit ihrer Arbeit und - Gott sei’s geklagt - mit ihrem eigenen Leben zu tun gehabt und sich manchmal nicht richtig um ihre Tochter kümmern können. Doch Buffy wusste, dass ihre Mutter alles nur für sie getan, dass sie Dinge erlebt hatte, die keine Mutter durchmachen sollte, und sie hatte trotzdem stets dafür gesorgt, dass Buffy am nächsten Morgen ein anständiges Frühstück bekam.
Ich möchte zu gern wissen, dachte Buffy, was sie sagen würde, wenn sie wüsste, dass ich die ganze Jägerinkiste längst geschmissen hätte, wenn sie nicht mein Vorbild wäre. Es ist wohl besser, wenn ich ihr nichts davon sage. Sonst fängt sie noch an, zu hyperventilieren oder so.
Außerdem war sie jetzt achtzehn. Fast mit der Highschool fertig. Und Buffy wusste, dass sie sich verändert hatte. Sie nahm an, dass sie als Jägerin vielleicht etwas selbstbewusster war als andere Jugendliche in ihrem Alter. Oder vielleicht war das alles Unsinn und sie machte sich nur selbst etwas vor, so wie alle anderen auf der Welt. Wie auch immer, es spielte keine Rolle. Wichtig war einzig und allein, dass sie glaubte, zu sich selbst gefunden zu haben, dass sie endlich einen Punkt in ihrem Leben erreicht hatte, wo sie nicht mehr von der Zustimmung oder Meinung anderer Leute abhängig war. Und das hatte sie wahrscheinlich ihrer Mom und Giles und vielleicht sogar ihrem Vater zu verdanken.
Vielleicht hat dieses ganze Erwachsenwerden ja doch etwas für sich, dachte sie.
In diesem Moment kam Joyce wieder herein, in einer braunen Hose und einem sehr elegant geschnittenen braunen Jackett. Sie präsentierte sich ihrer Tochter von hinten und warf ihr einen fragenden Blick über die Schulter zu.
»Macht diese Hose meinen Po vielleicht etwas zu dick?«, fragte Joyce.
Nun ja, dachte Buffy, vielleicht ist das Erwachsenwerden doch keine so tolle Sache.
»Du siehst großartig aus, Mom«, sagte sie. »Sehr sexy. Ich dachte, du gehst mit einem Antiquitätenhändler essen, nicht mit Alan.«
Joyce verdrehte seufzend die Augen. »Remy kommt aus Paris, Buffy. Dort sieht jeder gut aus. Sicher, er ist Antiquitätenhändler, aber das bedeutet nicht, dass auch sein Modegeschmack antik ist.« Sie strich mit den Händen über ihre Jacke, glättete imaginäre Falten, und als sie mit ihrer äußeren Erscheinung zufrieden zu sein schien, sah sie Buffy wieder an. »Bist du fertig?«
»Ich bin so geboren worden, schon vergessen? Du warst doch dabei.«
»Wenn ich mich recht erinnere«, sagte Joyce wehmütig, »hast du bei deiner Geburt so geschrien, dass du feuerrot angelaufen bist. Außerdem hattest du einen Kegelkopf und das Gesicht eines Aliens, wie die meisten Neugeborenen.«
Buffy stand auf und griff nach ihrer Tasche. »Also wirklich, Mom, wenn man dir zuhört, könnte man glauben, dass die Geburt eines Kindes eine wundervolle transzendentale Erfahrung ist.«
»Es war der beste Tag meines Lebens«, erklärte Joyce ernst. Sie küsste Buffy auf den Kopf. »Und du warst das schönste Geschöpf, dass ich je gesehen hatte. Und du bist es immer noch.«
Grinsend hakte sich Buffy bei ihrer Mutter ein. »So sollte man einen neuen Tag beginnen«, sagte sie fröhlich.
Im Wohnzimmer kamen sie an Pike vorbei, der noch immer auf dem Sofa schlief. Die Decke, die Buffy ihm gegeben hatte, verhüllte nur knapp seinen Oberkörper, aber da der Großteil seiner Kleidung in einem Haufen auf dem Boden lag, war »knapp« eindeutig nicht genug.
»Gehemmt ist er nicht gerade, oder?«, fragte Joyce.
»Als >gehemmt< würde ich ihn auch nicht bezeichnen, nein.«
»Glaubst du, er wird den ganzen Tag verschlafen?«
Buffy sah Pike an. »Würde mich nicht wundern. Er hat in den letzten ein, zwei Jahren nur fürs Surfen gelebt. Es ist gut möglich,
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