Suenden der Vergangenheit
die Tür aufriss, fauchte er voller Vorfreude auf den Spaß, der auf ihn wartete. In der Dunkelheit des Raumes sah er den Wächter schlaff in demselben Sessel sitzen, auf den er zuvor sein Blut vergossen hatte.
»Was machst du hier drinnen, Fleisch?«, fragte Gunther höhnisch und trat näher.
Aus den Augenwinkeln erhaschte er eine Bewegung, und schon in der Drehung erkannte Gunther, dass er einen schrecklichen Fehler gemacht hatte. Die Gestalt in dem Sessel war bereits tot.
Aus der Dunkelheit sprang ihn der Wächter an und schmetterte ihm einen schweren Holzstuhl auf den Kopf, sodass er zu Boden ging. Gunther hob die Hand und griff nach dem Tisch, um sich daran hochzuziehen.
Aber der Wächter war schon über ihm, mit einem abgebrochenen Stuhlbein in der Hand.
Gunther verwandelte sich in Staub.
11
Kühler Wind blies durch das Fenster in Buffys Zimmer, und sie drehte sich auf die andere Seite und kuschelte sich unter ihre Decke. Die Sonne schien hell und ergoss ihr Licht und ihre Wärme über den unteren Teil des Bettes.
Halb im Schatten, halb ins Licht getaucht, lag die Jägerin da und träumte. Aber wie alle Träume entfloh auch dieser, als der Schlaf wich. Krampfhaft versuchte sie ihn festzuhalten, seine zerbrochenen Teile zusammenzusetzen, denn in ihrem erwachenden Bewusstsein erinnerte sie sich noch gut, wie schön er gewesen war. Aber Buffy blieb nur die vage Erinnerung an ein paar wichtige Facetten jenes Traumes.
Sie war alt gewesen. Und glücklich. Und mit einem Mann zusammen, den sie liebte und der sie nie verlassen würde.
Es war nur ein Traum. Aber selbst der schönste aller Träume konnte im Licht der Morgensonne quälend sein.
Drei Minuten, bevor der Wecker sich lautstark bemerkbar machte, öffnete Buffy die Augen und streckte die Hand aus, um ihn abzuschalten. Gähnend streckte sie sich, während ihr der bittersüße Traum endgültig entglitt, setzte sich auf und erinnerte sich an den kurzen Streit, den sie gestern Nacht mit ihrer Mutter gehabt hatte. Sie wurde von Schuldgefühlen übermannt, noch ehe sie sich vor sich selbst rechtfertigen konnte.
Buffy seufzte zerknirscht und stieg aus dem Bett. Sie trat ans Fenster und blickte hinauf zum wolkenlos blauen Himmel. Auf der anderen Straßenseite hatte Mrs. Karabatsos bereits den Rasensprenger angestellt. Randy Porter schleppte eine große, prall mit Zeitungen gefüllte Tasche die Straße hinunter. Es war ein wunderschöner Tag.
Aber an einem unbekannten Ort wurde Giles gegen seinen Willen festgehalten. Sofern er überhaupt noch am Leben war.
Der Dämon Grayhewn lauerte irgendwo dort draußen, und wenn er erfahren sollte, dass Pike noch am Leben war, würde er zurückkommen, um ihn zu töten. Der Gedanke an Pike flößte ihr Unbehagen ein, und sie wusste, dass sie auf irgendeine Weise Klarheit in ihre Gefühle bringen musste. Vielleicht sollte sie mit Angel reden. Und dann war da noch Mom.
Ja, genau. Ein wunderschöner Tag.
Es war kurz nach acht, als Buffy in schwarzen Jeans und einem Sweatshirt mit Reißverschluss die Treppe herunterkam. Sie hatte eine Tasche in der Hand, und es war offensichtlich, dass sie keine Bücher enthielt. Pike schlief noch immer auf der Couch, was keine Überraschung war. Die einzige Sache, die ihn so früh zum Aufstehen bringen konnte, war Surfen, und das stand heute nicht auf dem Programm.
Buffy ging in die Küche. Ihre Mutter machte Rührei mit Käse, Schinken und Toast für sie beide. Pike würde sich selbst versorgen müssen, wenn er nicht bald aufwachte.
»Mom, hör mal«, begann Buffy verlegen.
Joyce drehte sich zu ihr um und blinzelte, als sie Buffys Outfit sah.
»Du hast offenbar nicht vor, zur Schule zu gehen«, stellte ihre Mutter fest. »Was ist los? Gibt es Probleme?«
Buffy zögerte. Sie war für einen Moment versucht, ihr von den Ereignissen der letzten Tage zu erzählen, aber sie wollte nicht, dass sie sich unnötige Sorgen machte. Joyce wusste, dass sie sich ständig mit dem Bösen in irgendeiner Form herumschlug, sodass Buffy entschied, ihr die Einzelheiten zu ersparen. Und so, während ihre Mutter das Rührei zubereitete und auf zwei Teller mit frischem Toast gab, redete Buffy über ihre Gefühle für Pike, ihren Verdacht, dass sie ihm diese Gefühle nur entgegenbrachte, weil er sie von früher kannte.
Sie setzten sich zusammen an den Tisch, und während ihre Mutter aß, redete Buffy über Angel.
»Aber du weißt, dass es für dich keine gemeinsame Zukunft mit Angel geben kann«, sagte
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