Suenden der Vergangenheit
Joyce sanft und senkte ihre Gabel. »Es tut mir Leid, dass ich das so direkt sage, aber du hast es mir selbst erzählt.«
Buffy wollte schon antworten, blickte dann aber zur Seite. Was konnte sie ihrer Mutter sagen? Dass sie nicht wusste, ob sie überhaupt eine Zukunft hatte? Dass es keine Rolle spielte, ob sie und Angel nun richtig zusammen sein konnten oder nicht, weil sie die Jägerin war und als solche keine hohe Lebenserwartung hatte?
Mit einem matten Lächeln, das sie sich nur abrang, um ihre Mutter zu beruhigen, stocherte Buffy in ihrem Rührei herum. Joyce musterte sie mit einem Blick, der keinen Zweifel daran ließ, dass sie sich große Sorgen um ihre Tochter machte. Aber im Verlauf des Frühstücks schien sich Joyce allmählich zu entspannen. Nach einer ganzen Weile des Schweigens räusperte sie sich.
»Buffy, ich möchte dir sagen, das es mir wegen gestern Nacht Leid tut. Dass ich gesagt habe, du müsstest erst noch erwachsen werden. Ich schätze, das war bloß...«
»Richtig«, beendete Buffy ihren Satz. »Du hattest absolut Recht. Und ich hätte es besser wissen müssen. Du hast es mir schließlich beigebracht. Ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen, meinen eigenen Weg wählen, und du kannst es auch. Wenigstens das schulden wir einander.«
Ihre Mutter blinzelte. »Buffy«, sagte sie, »als ich davon sprach, dass du erwachsen werden solltest, meinte ich nicht jetzt sofort.«
»He«, sagte Buffy achselzuckend. »Ich bin, was meine Mutter aus mir gemacht hat. Wenigstens teilweise. Die Summe meiner Erfahrungen und so weiter. Aber verrate bloß keinem, dass ich das gesagt habe.«
Joyce lächelte fast verlegen. »Keine Sorge. Dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben.«
Bevor sie ihr Gespräch fortsetzen konnten, kam Pike in die Küche geschlurft. Er konnte die Augen kaum offen halten und murmelte etwas, das vage wie »Guten Morgen« klang, während er nach der Kaffeekanne griff und sich eine Tasse eingoss. Die Summers-Frauen verfolgten amüsiert, wie er sich mit der Langsamkeit eines Schlafwandlers gegenüber von Buffy an den Tisch setzte.
»Hungrig?«, fragte Buffy.
Pike brummte, was so viel wie ja bedeuten sollte. Buffy schob ihren Teller mit der nur halb aufgegessenen Portion Rührei über den Tisch. Sie stand auf, stürzte den Rest Saft hinunter und stellte das leere Glas auf den Tisch. Die Jägerin küsste ihre Mutter auf den Kopf. Dann beugte sie sich zu Pike hinunter und versuchte, ihm in die Augen zu sehen.
»Ich gehe zur Schule - in die Bibliothek -, um ein paar Sachen zu holen. Wenn ich wieder zurück bin, machen wir uns auf die Suche nach Giles. Nicke, wenn du auch nur ein Wort von dem verstanden hast, was ich gesagt habe.«
Pike nickte langsam und begann sein Rührei zu essen. Buffy schüttelte den Kopf und fragte sich, was an ihm sie eigentlich so anziehend fand. Diese morgendliche Neandertalerkiste mochte vielleicht bei einem Haustier amüsant sein, aber nicht bei einem potenziellen Partner.
Sie sah ihre Mutter an. »Ich bin bald zurück.«
Buffy war nicht ganz ehrlich gewesen. Sie wollte in die Bibliothek, ja. Allerdings würde sie unterwegs noch woanders vorbeigehen, sodass ihr Trip zur Schule mehr Zeit in Anspruch nehmen würde als normalerweise. Aber daran ließ sich nun einmal nichts ändern.
Es war ein sehr weiter Weg zu Angels Haus.
Auf dem Rasen vor dem leicht heruntergekommenen Herrenhaus blieb Buffy stehen. Im Licht dieses geradezu perfekten Tages wirkte das Haus noch älter und baufälliger als sonst. Fast verwohnt. Leer stehend. Und sie stellte sich die Frage, ob sie eines Tages, wenn sie kam, um Angel zu besuchen, feststellen musste, dass er fort war. Für immer. Die Vorstellung schmerzte sie mehr, als sie es sich je eingestehen würde. Zumindest nicht jetzt. Mitten in all diesem Durcheinander.
Als sie in den Hinterhof ging, überflutete Licht die schattigen Winkel des Hauses. Der Hof war ein wenig staubig, aber aufgeräumt. Trotz der Atmosphäre vergangenen Pomps, die das Haus ausstrahlte, führte Angel ein spartanisches Leben. Er schlief sehr wenig, streifte des Nachts durch Sunnydale und wanderte am Tag ruhelos durch die Korridore und Zimmer seines Heims, wo schwere Vorhänge vor den tief eingelassenen Fenstern das Sonnenlicht abhielten.
In dem riesigen Raum, der in den Garten führte, blieb Buffy einen Moment stehen und blinzelte, um ihren Augen Zeit zu geben, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Sie wollte schon wieder kehrtmachen, denn sie fragte
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