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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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und strich ihr über die bestrumpften Beine. Leidenschaft loderte zwischen ihnen. Sie hatten noch genug Zeit, sich zu lieben, bevor die Zeitschaltuhr des Küchenherdes piepste, und ihre fest geschlossenen Augen signalisierten grünes Licht.
    Und dann läutete das Telefon.
    Er fluchte lautlos vor sich hin und war einen Moment versucht, den Anrufbeantworter rangehen zu lassen, doch Kasia machte sich los, und er bemerkte ihren argwöhnischen Blick. Sie sollte nicht denken, dass er etwas zu verbergen hatte.
    Auf sein barsches »Cze ść ?« folgte Schweigen. Dann meldete sich eine schüchterne Frauenstimme: » Pan Kiszka ? «
    Es war das dunkelhaarige Mädchen aus Pani Tosiks Restaurant, dem er seine Visitenkarte gegeben hatte. Sie sagte, ihr Name sei Justyna, doch sie nannte keinen Nachnamen. Während er sich für seine schlechten Manieren entschuldigte, behielt er Kasia im Auge. Diese hatte die brennende Zigarette im Aschenbecher liegen gelassen und war in die Küche zurückgekehrt. Er sah, dass sie in dem Rindereintopf rührte, scheinbar ohne auf das Gespräch zu achten. Allerdings verriet ihm etwas an ihrer Kopfhaltung, dass sie jedes Wort belauschte.
    Das Problem war, dass das Mädchen darauf beharrte, ihn noch heute Abend zu sehen. Als er vorschlug, die Sache zu verschieben, klang sie, als würde sie gleich auflegen. Janusz war schon versucht, ihr einen Korb zu geben, doch ihr leicht drängender Tonfall hinderte ihn daran. Außerdem musste er das vermisste Mädchen rasch finden, wenn er verhindern wollte, dass ihm das Geld ausging.
    Dreißig Sekunden später notierte er sich den Namen eines polnischen Clubs in Stratford, wo das Mädchen sich mit ihm treffen wollte.
    Janusz nahm seine Zigarre aus dem Aschenbecher und ging zu Kasia in die Küche. »Hör zu, Liebling«, begann er bemüht lässig. »Es ist etwas dazwischengekommen – ein Auftrag, den ich für jemanden erledigen muss.«
    »Eine Frau?«, entgegnete sie.
    »Nun, ja, der Auftraggeber ist eine Frau, aber eine alte Dame, eine babcia .«
    »Und die Frau am Telefon, ist die auch alt?« Argwohn lag in ihren grünen Augen, und sie wich seinem Blick aus.
    »Tja, nun, die ist jung, aber nur eine Informantin. Die Sache ist, dass sie aus irgendeinem Grund darauf besteht, mich heute Abend zu sehen.«
    Wortlos fing Kasia an, ihre Sachen zusammenzusuchen. Ihre Bewegungen waren merkwürdig ruckartig.
    All seine Hoffnungen für diesen Abend standen am Rande eines Abgrundes. »Pass auf, Kasia«, sagte er und bemerkte zu seinem Ärger, dass seine Stimme flehend klang. »Ich kann hinfahren und gegen zehn oder vielleicht halb elf wieder da sein. Wir können ja ein wenig später zu Abend essen.«
    »Und ich soll hier rumsitzen und fernsehen, während du mit einer anderen Frau einen trinken gehst?« Sie grinste höhnisch. »All die Lügen, die ich Steve erzählen musste. Die Ausreden, damit ich über Nacht bleiben kann. Und jetzt das.«
    Janusz spürte, wie ein unbändiger Zorn in ihm aufstieg.
    »Ich muss arbeiten und Geld verdienen! Du bist nicht meine Ehefrau und hast nicht das Recht, mir Vorschriften zu machen, wen ich treffen darf und wen nicht!« Seine Stimme hallte durch die Wohnung.
    »Schon gut, es geht mich nichts an«, entgegnete sie mit schneidender Stimme. »Warum beklage ich mich, wenn du andere Freundinnen hast? Ich bin ja nur eine dziwka , mit der du schläfst und die sich dafür bezahlen lässt, dass andere Männer sie nackt angaffen.«
    Sprachlos wegen dieses absurden Vorwurfs, schlug er die Hände vors Gesicht.
    »Und, nein, ich bin nicht deine Ehefrau«, fuhr sie fort, »sondern die eines anderen – und deshalb sollte ich nicht hier sein.«
    Er bemühte sich, seiner Stimme einen weichen Klang zu geben. »Hör zu, Kasia. Du bist noch jung und könntest Steve verlassen und ein neues Leben anfangen.« Doch er wusste, dass es zwecklos war. Sie hatten dieses Thema schon so oft durchgekaut.
    Kasia zog den Mantel an. »Du weißt, dass ich das nicht kann, Janek.« Inzwischen klang sie erschöpft.
    Als sie die Wohnungstür öffnete, hielt er sie am Arm fest.
    »Geh nicht einfach so, kotku «, sagte er.
    Sie lächelte den großen Mann, der sie gerade Kätzchen genannt hatte, traurig an, berührte seine Lippen mit dem Finger und war fort.
    Dreißig Sekunden später knallte unten die Eingangstür wie ein Erschießungskommando in der Ferne.
    Fluchend lief Janusz in der Wohnung hin und her und ließ das dramat der letzten Stunde immer wieder Revue passieren. Eine halbe

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