Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
von der du sprachst. Aber sie ließen sich nicht die Zeit, mehr als einen flüchtigen Gruß mit uns auszutauschen.«
»Es waren keine Händler?«
»Zumindest hatten sie keine Waren dabei.«
»Wann seid ihr ihnen begegnet?«
»Gestern.«
Philip nickte nachdenklich. »Nun, wer weiß, ob es unsere Bekannten waren. Wir werden es wohl morgen erfahren.«
32. Kapitel
S ie saßen noch lange mit den Händlern zusammen. Als diese sich in ihre Zelte zurückgezogen hatten, fragte Philip die Bewohner der Oase, ob man ihnen Schlafplätze für die Nacht vermieten könne. Man einigte sich rasch über den Preis, und Lena war dankbar für die Unterkunft, waren die Nächte in der Wüste doch so kalt, wie die Tage heiß waren. Allerdings entsprach die karge Kammer in einem der Lehmhäuser kaum ihren Vorstellungen von Behaglichkeit. Der Boden bestand aus gestampfter Erde, Strohbüschel lagen herum, ansonsten war sie vollständig leer. Und der Raum erwies sich als noch enger als der Laderaum der Al-Kabîr . Hier gab es keinen Platz, um mithilfe von Pferdedecken einen geschützten Bereich abzuteilen. Nun, immerhin hatten sie ein Dach über dem Kopf. Aber merkwürdig war es schon, wie gewohnt in Philips Armen zu ruhen, aber bei jeder Bewegung auf der anderen Seite gegen Theas Körper zu stoßen. Zumal Lena die Blicke bemerkt hatte, die Thea ihr und Philip unterwegs zugeworfen hatte. Eine Mischung aus Schmerz und Zorn lag darin, auch wenn die Räuberin sich sichtlich bemüht hatte, ihre Gefühle zu verbergen. Lena seufzte im Stillen. Mittlerweile hatte sie schon viel über Thea erfahren. Genug, um sie zu mögen. Und doch gab es diese Wand zwischen ihnen, geschaffen aus den bitteren Erfahrungen, die Thea immer wieder gemacht hatte. Sie hatten sie nicht gebrochen, und scheinbar war Thea aus jedem Schicksalsschlag noch stärker hervorgegangen – eine Fähigkeit, die Lena bewunderte. Und doch spürte sie, dass es auch in Theas starker Seele Gefühlsregungen gab, die sie nicht zur Ruhe kommen ließen. Ob es ihr an Philips Seite gelungen wäre? Was wäre wohl geschehen, wenn Philip Thea zu seiner Frau gemacht hätte? Warum hatte er es eigentlich nicht getan? Zum ersten Mal stellte Lena sich diese Frage. Lange hatte sie mit ihrer Eifersucht gekämpft, allen Ärger hinuntergeschluckt, dass Philip Thea noch immer körperlich begehrte. Aber niemals hatte sie sich ernsthaft gefragt, warum Philip sich gegen Thea und für sie entschieden hatte. Weil er mich liebt, dachte sie, doch zugleich wusste sie, dass dies nur ein Teil der Wahrheit war. Warum liebte er sie mehr als Thea? Mit welchen Eigenschaften, die Thea nicht besaß, zog sie ihn in Bann?
Sie lauschte Philips ruhigem, gleichmäßigem Atem. Eigentlich kannte sie die Antwort. Es war das tiefe Vertrauen. Er wusste, dass sie ihn niemals verletzen würde. Er hatte viele Frauen gekannt, Frauen, die es an Schönheit und Leidenschaft mit ihr aufnehmen konnten. Aber nur bei ihr fühlte er sich geborgen. Ihr hatte er seine Seele geöffnet, und das hatte sie allen anderen Frauen voraus. Lena wandte den Kopf in Theas Richtung. Auch die Räuberin schlief bereits. Der Schlaf verlieh ihr etwas Mädchenhaftes, milderte die Härte ihrer Züge. Und plötzlich begriff Lena, was Thea fehlte. Sie hatte gelernt, sich ausschließlich auf sich selbst zu verlassen. Sie war nicht in der Lage, das Heft aus der Hand zu geben, denn das hatte ihr immer nur Leid gebracht. Aber für wahre Liebe bedurfte es der Fähigkeit, dem anderen seine verwundbarste Seite zu zeigen. Thea hatte Philip begehrt, vielleicht sogar geliebt. Aber niemals hätte sie ihm das Vertrauen entgegengebracht, das er brauchte, um sich zu öffnen.
Mit einem tiefen Seufzer drehte Lena sich auf die andere Seite. Vielleicht würde es ihr irgendwann gelingen, Thea so wirkungsvoll zu helfen, wie es ihr bei Philip gelungen war.
Am folgenden Morgen brachen sie kurz nach Sonnenaufgang auf.
»Wie geht die Reise weiter, wenn wir den alten Brunnen erreicht haben?«, fragte Lena Philip. »Glaubst du, Khalil und seine Männer sind noch dort?«
»Wohl eher nicht«, gab er zu. »Wahrscheinlich haben sie inzwischen gemerkt, dass sie nur einen Teil des Geheimnisses kennen. Da sie aber schon so weit gekommen sind, versuchen sie mit Sicherheit, sich Zugang zur verborgenen Stadt zu verschaffen. Sie vermuten zweifellos, dass der zwischen den dunklen Felsen zu finden ist.«
»Ob diese Sethi etwas wissen?«, fragte Thea, die ihr Pferd an Philips Seite
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