Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
auflauern!«, rief Thea und streichelte den Griff ihres Schwertes. Lena erkannte das gefährliche Blitzen in den Augen der Räuberin.
»Das wäre kein guter Plan«, widersprach Philip, während er den letzten Wasserschlauch aus der Tiefe heraufzog. »Hier mangelt es an jeglicher Deckung. Wir wären schon von Weitem zu erkennen.«
»Und was dann?« Thea funkelte ihn verärgert an. »Sollen wir uns etwa zurückziehen?«
»Nein. Wir bleiben in der Nähe, halten uns aber weit genug vom Brunnen entfernt, damit sie uns nicht sofort bemerken.«
»Wir könnten versuchen, die Sethi zu finden und auszufragen«, schlug Lena vor.
»Ich möchte Fremde aus unseren Angelegenheiten heraushalten«, erklärte Philip. »Zudem wissen wir nicht, ob Khalil und seine Männer bei den Sethi waren und ihnen Lügenmärchen über uns erzählt haben.«
»Und wohin ziehen wir uns zurück, o großer Weiser aus dem Morgenland?« Thea deutete eine spöttische Verbeugung an. Ganz offensichtlich missfiel ihr Philips Vorhaben.
»Siehst du die Dünen dort drüben? Sie liegen auf dem entgegengesetzten Weg zu den Felsen und sind so hoch, dass wir dahinter lagern können, ohne allzu früh vom Feind entdeckt zu werden.«
»Und wenn du dich irrst und Khalil und seine Kumpane nicht hierher zurückkehren?« Thea spielte noch immer mit dem Knauf ihres Schwertes.
»Dann haben wir es wenigstens nicht weit bis zu einem Brunnen.«
Thea schnaubte und schwieg.
Die Sonne war inzwischen so tief gesunken, dass sich hinter der hohen Düne ein wenig Schatten bildete. Witold holte aus seiner Satteltasche eines der Fladenbrote, mit denen sich die Reisenden vor ihrer Abreise aus der Oase eingedeckt hatten, und kaute lustlos darauf herum. Rupert streckte sich der Länge nach im Schatten aus, während Bertram seine Kappe mit den Augengläsern hervorzog und sie überstreifte.
»Ich hätte sie gern in der Reitbahn erprobt«, sagte er.
»Dazu wirst du noch oft Gelegenheit haben«, versprach Philip. »Wie ist der Blick durch die Gläser?«
»Ich habe erst jetzt begriffen, wie wenig ich eigentlich erkennen konnte«, lautete die Antwort des Jungen.
»Nun, dann kannst du deine neuen Fähigkeiten sogleich in unseren Dienst stellen«, schlug Said vor. »Wir sollten oben auf dem Grat Wache halten, um die Feinde rechtzeitig zu erkennen.«
»Und dann?«, fragte Lena.
»Dann schlagen wir zu.« Philip legte einen Arm um Lenas Schultern. »Wenn der alte Ibrahim recht hat, sind sie uns zahlenmäßig unterlegen.«
»Kommst du mit, Bertram?« Said war aufgestanden und bestieg den Kamm der Düne. Der Knappe folgte ihm. Oben angekommen, legten sich die beiden Männer flach auf den Boden und spähten in die Ferne.
Auch Lena ließ sich in den Sand sinken. Hier, im Schatten der Düne, war er nicht mehr so glutheiß. Sie vergrub die Hände im Sand, doch echte Kühlung spürte sie nicht. Umso angenehmer war der leichte Windzug, der plötzlich aufkam.
»Endlich!« Thea löste das Kopftuch und schüttelte ihr Haar. »Das scheint eine angenehme Brise zu werden.«
Auch Witold und Rupert atmeten erleichtert auf, nur Philip blieb seltsam still und stand langsam auf. Lena sah, wie er den Himmel mit Blicken absuchte.
»Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte sie.
»Womöglich«, antwortete er knapp. Dann ließ er sie einfach sitzen und stieg zu Said und Bertram auf die Düne.
»Vielleicht ist ihm kalt?« Thea blickte Philip spöttisch nach, doch Lena war nicht zum Lachen zumute. Philip wirkte besorgt. Zudem wurden die Pferde unruhig. Vor allem Theas Stute scharrte mit den Hufen, warf den Kopf hoch und wieherte, als der Wind immer stärker wurde.
Philip kehrte zurück, Bertram und Said folgten ihm dicht-auf.
»Das wird ein ausgewachsener Samum!«, rief Philip und wies zum Horizont. Lena erstarrte. Nie zuvor hatte sie so etwas gesehen. Eine große rotbraune Wolke wirbelte über den Wüstenboden. So riesig, dass sie den gesamten Horizont ausfüllte. Noch war sie weit entfernt, aber die hohe Geschwindigkeit war bereits zu erahnen.
»Was ist das?«, rief Thea, und zum ersten Mal war auch in ihrem Gesicht so etwas wie Erschrecken zu erkennen.
»Tatsächlich, ein ausgewachsener Samum«, wiederholte Philip. »Ein Sandsturm. Die Araber nennen ihn Giftwind, denn die Luft ist durchsetzt mit heißem Sand, der Mensch und Tier den Atem raubt.«
»Dann lass uns verschwinden!« Thea wollte aufspringen und zu ihrem Pferd eilen, doch Philip hielt sie fest.
»Das hat keinen Sinn. Der Samum ist
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