Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Titel: Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
Vom Netzwerk:
vieles einfacher. Es gab keinen Unterschied zwischen Du und Ihr. Die Ehrerbietung lag einzig in der Benutzung der Titel. Diese einfache Art des Umganges hatte er im letzten Jahr häufig vermisst.
    »Ich wurde in Alexandria geboren«, erwiderte er. »Meine Mutter ist Ägypterin, mein Vater war der Sohn eines deutschen Emirs. Ich war in seine Heimat gereist, um sein Erbe anzutreten und mein Weib heimzuführen.«
    Murad Reïs senkte kurz die Lider, als sei es ihm unangenehm, Philip zu einer solchen Erklärung genötigt zu haben. Unter gläubigen Muslimen war es nicht üblich, einen Fremden nach seinem Weib zu fragen. Philip erinnerte sich gut an die vielen Umschreibungen, wenn man sich nach dem Wohlbefinden der Familie erkundigte, aber niemals nach der Frau.
    Said nutzte die kurze Stille, die entstanden war, um nach dem Friedensvertrag mit König Ferdinand zu fragen. Dankbar ging Murad Reïs darauf ein.
    »Es gibt Männer, die lieben den Krieg«, erklärte er. »Und es gibt Männer, die lieben den Frieden, damit ihre Felder bestellt werden, der Handel blüht und die Familien wachsen. Der ehrwürdige Sultan Muhammad Alhamar ist ein solcher Mann. Er hat erkannt, dass der Krieg Ibn Huds nicht geeignet ist, den Ruhm des Propheten zu mehren. Und so entschloss er sich, dem König von Kastilien ein Friedensangebot zu übersenden. Es gibt Zeiten, da ist es angeraten, sich selbst mit den Christen zu verbünden, um den Frieden wiederherzustellen.«
    »Wer ist dieser Ibn Hud?«, fragte Philip.
    »Man kennt ihn auch unter dem Namen al-Mutawakkil.«
    »Der Herr von al-Andalus?« Said hob die Brauen.
    »Du hast von ihm gehört?« Murad Reïs schob sich ein Stück Honigmelone in den Mund.
    »Auf unserer Reise von Alexandria nach Deutschland hörten wir von seinen Kämpfen gegen die Christen. Selbst seine eigenen Leute waren unzufrieden mit ihm, nachdem er die muslimische Bevölkerung trotz seiner Kriegsmacht nicht ausreichend zu schützen vermochte.«
    »So ist es«, bestätigte der Hausherr. »Deshalb rief sich Muhammad Alhamar zum Sultan von Granada aus und bemühte sich, die Kämpfe zu beenden. Was ihm nun auch gelungen ist.« Er griff nach seinem Teeglas und trank einen Schluck. »Was ich gern wüsste«, sagte er dann mit Blick auf Philip. »Wie ist es für einen Franken, der im Orient aufgewachsen ist, wenn er die Heimat seines Vaters sieht? Was fühlt er? Ist er eher ein Sohn der Wüste oder des Abendlandes?«
    »Eine bedenkenswerte Frage«, entgegnete Philip. »Ich glaubte, alle Sitten der Franken zu kennen, und war doch erstaunt, als ich ihre Stätten betrat. Auch wenn es sich für einen Gläubigen nicht schickt, so habe ich doch den Eindruck, du wüsstest gern etwas über die Kultur und ihren Umgang mit den Frauen.«
    Murad Reïs senkte erneut kurz die Lider.
    »Es muss dir nicht unangenehm sein, für mich als Christen ist es ohne Gesichtsverlust möglich, dir davon zu erzählen. Nun, es tut der Schicklichkeit der christlichen Frauen keinen Abbruch, dass sie alles mit ihren Männern teilen. Sie sind nicht weniger ehrbar als die Anhängerinnen des Propheten. Im Übrigen glaube ich nicht, dass die Frauen des Orients zurückhaltender sind. Denn wer erinnert sich nicht an die kluge Scheherazade, die einen Sultan mit List und Weisheit auf den rechten Weg zurückführte? Die Unterschiede sind vermutlich gar nicht so groß, wenn man die Menschen kennt. Nur die Gebräuche sind anders.«
    »Und welche Gebräuche ziehst du vor?«
    »Von allem das Beste. Nach meiner Überzeugung können Morgenland und Abendland viel voneinander lernen. So wie es Kaiser Friedrich auf Sizilien bereits handhabt.«
    »Du kennst Federico?«
    »Ich weilte zweimal an seinem Hof«, antwortete Philip, verriet aber nicht, dass er nur wegen der Übergabe der Pferde dort gewesen war, die der Kaiser von Philips Großvater erworben hatte.
    »Federico ist ein großer Mann, er wird auch bei uns sehr geschätzt, denn er ist anders.«
    »Er hat das Herz eines Orientalen«, bestätigte Philip. »Aber die Seele eines Christen.«
    »Wirst du ihn wiedersehen, wenn du auf Sizilien bist?«
    »Der Zeitpunkt, wann ich wieder dort sein werde, steht noch nicht fest.«
    »Nicht?« Murad Reïs schüttelte erstaunt den Kopf. »Wäre nicht Ragusa der geeignete Hafen, um von dort ein Schiff nach Alexandria zu nehmen?«
    »Die Windsbraut hat das Ziel Venedig.«
    »Venedig – welch ein Umweg! Reist über Ragusa, sprecht mit eurem Kapitän. Ihr werdet viele Tage sparen.«
    Philip

Weitere Kostenlose Bücher