Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
Sophia die Erlaubnis zur Heirat mit Said zu erteilen.«
»Sophia liebt ihn sehr, nicht wahr?«
»Du hast doch gesehen, dass sie kaum den Blick von ihm wenden konnte, nachdem sie mich begrüßt hatte.« Philip lächelte. »Ich hoffe, mein Großvater macht es ihr nicht zu schwer.«
Lena nickte. Sie erinnerte sich an Philips Erzählungen. Said und Sophia hatten ihre Liebe lange vor allen geheim gehalten, weil sie um deren Unmöglichkeit wussten. Zwar war es einem Muslim erlaubt, eine Christin zu heiraten und ihr weiterhin zu gestatten, ihren Glauben zu leben, aber die Kinder mussten muslimisch erzogen werden. Das wiederum würde Sophia aus der christlichen Gemeinde ausstoßen. Es war kein einfacher Weg, aber er war gangbar. Und Lena wusste, dass Philip alles dafür tat, seine Schwester und seinen besten Freund in ihrem Herzenswunsch zu unterstützen.
Ungefähr eine Stunde nachdem Lena und Philip das Bad verlassen hatten, traf sich die Familie zum gemeinsamen Nachtmahl in dem großen Wohnraum mit den tierfüßigen Stühlen. Nun lernte Lena auch Saids Vater Harun kennen, einen Mann von Ende vierzig. Selbst wenn sie ihm nicht vorgestellt worden wäre, hätte sie ihn sofort erkannt. Said sah seinem Vater ungemein ähnlich, wenngleich dessen kurzer Vollbart schon von silbernen Fäden durchzogen war. In seinen Augen leuchtete dieselbe kräftige Seelenflamme wie in denen seines Sohnes. Er war ein Mensch, der mit sich im Reinen war. Lena mochte ihn auf Anhieb.
Bertram und Thea waren ebenfalls zu Tisch gebeten worden, allerdings war die Räuberin noch nicht erschienen, obwohl die Mägde bereits die Speisen auftrugen. Lena bemerkte, dass Philip ungeduldig wurde. Es war ihm unangenehm genug, Thea wie ein Familienmitglied eingeführt zu haben, nun hoffte er natürlich, dass sie ihn nicht bloßstellte. Als ihr roter Schopf in der Türöffnung aufleuchtete, seufzte er erleichtert auf. Doch nur bis zu dem Augenblick, als Thea einen blutigen Hühnerkopf hochhielt.
»Ihr habt seltsame Sitten«, sagte sie. »Irgendjemand hat die Türschwelle mit Hühnerblut besudelt, den Kopf liegen gelassen und eine Hundepfote ans Tor genagelt.«
Philip erblasste. »Eine Hundepfote? Oder die eines Schakals?«
»Eine Schakalpfote«, hörte Lena Mikhail antworten. »Dies ist bereits das dritte Mal.«
»Khalil!«, rief Philip.
Sein Großvater nickte. »Wie ich schon sagte, auch hier ist viel geschehen.«
11. Kapitel
E s war still geworden am Tisch. Mit vielen Widrigkeiten hatte Philip gerechnet, aber nicht damit, in seinem Leben noch einmal die Schakalpfote zu sehen.
Säbel sirren, Metall schlägt auf Metall. Drei gegen einen. Schreie, ein scharfer Schmerz in der Brust, der ihn zu Boden reißt. Ein bärtiges Gesicht über ihm, hassverzerrt, der erhobene Säbel bereit zum Todesstoß. Plötzlich sinkt die tödliche Waffe kraftlos nieder, Blut strömt aus dem Mund des Gegners. Hinter ihm steht Said, blass, die Klinge rot vom Blut des Feindes.
»Philip?« Lenas Stimme und die Berührung ihrer Hand holten ihn in die Gegenwart zurück. »Fühlst du dich nicht wohl?« Sorge stand in ihren Augen.
»Doch.« Er legte seine Hand über die ihre. »Ich dachte nur an meine letzte Begegnung mit Khalil.«
»Es kann nicht Khalil sein, der ist tot!«, rief Said.
»Du hast ihn niedergestochen, das stimmt«, bestätigte Philip. »Aber weißt du auch, was danach mit seinem Leichnam geschah?«
»Die Stadtwächter oder seine Freunde haben ihn vermutlich fortgeschafft, was weiß denn ich!« Der Araber hob unwillig die Schultern. »Ich musste mich um dich kümmern.«
»Könnte er überlebt haben?«
»Das glaube ich nicht«, beharrte Said. »Ich habe ihn genau getroffen und seine Lungen von hinten durchbohrt.«
»Du warst erst siebzehn«, bemerkte sein Vater Harun. »Und du hattest nie zuvor einen Menschen getötet. Könnte es sein, dass deinem Säbel vielleicht doch die nötige Sicherheit fehlte und du ihn nur schwer verwundet hast?«
»Und warum sollte er dann sieben Jahre lang Ruhe bewahren, statt viel früher Rache zu üben?«, widersprach Said. Seiner Stimme war deutlich anzuhören, dass er sich über die Zweifel ärgerte.
Thea hatte sich inzwischen mit an den Tisch gesetzt.
»Ein Schwert kann leicht sein Ziel verfehlen«, erklärte sie. »Ich nehme an, Khalil ist der Mann, dem du die Narbe auf der Brust verdankst.«
Philip nickte stumm.
»Woher weißt du von der Narbe?«, mischte Sophia sich ein. Am liebsten hätte Philip seiner
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