Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
Löcher
hineingebohrt, die Haut dazwischen war von unzähligen Stichen übersät, die so fein waren wie Nadeln. Das Blut, das aus den Wunden rann, brannte und brodelte zusammen mit der Säure, die von dem Biss des Dämons stammte. Moiras ganzer Körper stand in Flammen, und sie schrie auf, als Rafe den Biss berührte, als ob das Schreien ihren Körper von den Schmerzen hätte befreien können.
Rafe runzelte die Stirn und untersuchte die Wunde. Als Moira sich wegdrehte, um ihren Schmerz zu verbergen, sah sie, dass der Hund sie weder länger anknurrte noch auf und ab lief. Sie blickte sich um – wo steckte er?
Dann entdeckte sie ihn. Er lag mit weit aufgerissenen, vor sich hinstarrenden Augen und blutigem Maul in der Ecke. Seine sechs Beine, an deren Pfoten lange Klauen herausragten, waren steif und unbeweglich.
Sie starrte das Tier ungläubig an. Das konnte nicht sein! Sie schüttelte den Kopf. Doch, es schien tatsächlich tot zu sein. Die Reaktion auf den giftigen Pfeil war nur verspätet eingetreten. Sie atmete erleichtert auf, obwohl sie immer noch nervös war. Der Zerberus war zu dumm, um sich tot zu stellen … hoffte sie.
»Er ist tot«, meinte Rafe ungläubig.
»Scheint so.«
»Wie hast du das geschafft?«
»Mit einem Giftpfeil.«
»Mit einem Giftpfeil? Ich dachte, Dämonen könnten nicht getötet werden.«
»Können sie auch nicht, zumindest normalerweise nicht.« Zwei von ihnen tot in einer Nacht. Das musste ein Rekord sein. »Aber wir sollten uns da nicht so sicher sein. Lass mich besser nachschauen.«
Sie sprang auf, doch er zog sie herunter. »Nein, du wirst nicht dein Leben aufs Spiel setzen!«
»Hab ich doch schon«, erwiderte sie. »Abgesehen davon können wir nicht hierbleiben. Fiona kann jede Minute zurückkommen. Wir müssen von hier fort.«
Rafe hob seine Augenbrauen, erwiderte aber nichts. Er streckte seine Hand aus und half ihr hoch. Sie berührte sanft die Kratzspuren auf seiner Brust.
Plötzlich verspürte sie den Drang, ihn zu küssen, um seine Schmerzen zu lindern, doch drehte sie sich stattdessen weg. Das Blut schoss ihr in den Kopf.
»Moira.«
Sie schaute Rafe wieder an. Durch das dämmrige Licht, das von der Bibliothek herüberdrang, erschienen seine dunklen Augen unergründlich, als sein Blick auf sie fiel. Er griff mit seiner Hand nach ihrem Gesicht, drehte es so, dass sie ihn ansehen musste, und strich ihr über die Wange. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch über ihre Lippen drang kein Ton. Sie konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen. Sein vom Schweiß feuchtes, dunkles Haar fiel ihm nach vorn in die Augen. Ihre unverletzte Hand schoss nach oben, als ob sie nicht zu ihr gehörte. Moira wollte die Strähnen aus seinem Gesicht streichen, doch er griff nach ihrem Handgelenk und zog sie zu sich.
Er küsste sie, legte dabei eine Hand an ihre Wange und hielt mit der anderen ihr Handgelenk umfasst. Für eine Aufmunterung, einen kleinen Abschiedskuss war dieser Kuss zu leidenschaftlich, zu lang. Er war einfach zu … gut. Der ganze Schmerz fiel in diesem Augenblick von Moira ab. Die Last, die auf ihre Schultern drückte, ließ nach, als ob ein Kuss, ein flammender Kuss, etwas von ihrem Leid und ihrer Schuld hätte nehmen können.
Rafes unrasiertes Kinn rieb aufreizend an ihrer Haut. Sie konnte kaum atmen und gab sich seiner Leidenschaft hin, ihr Begehren nach ihm war nicht aus dem Nichts aufgetaucht. Seit
sie ihn in der Hütte gefunden hatte, hatte sie sich auf eine Art und Weise zu ihm hingezogen gefühlt, die sie sich nicht erklären konnte. Und vielleicht auch nicht verstehen wollte.
Rafe trat zurück, nur einen halben Schritt, und brach den Kuss mit einem tiefen Stöhnen ab, das Moira erschaudern ließ. Er entschuldigte sich nicht, das hätte sie auch nicht gewollt, doch das Entsetzen in seinem Gesicht spiegelte ihre eigene Verwunderung wider.
Wären Zeit und Ort andere gewesen, hätte sie sich weiter in Richtung des Kusses bewegt. Das Verlangen in Rafes Augen und sein energisches Kinn deuteten an, dass er mehr als gewillt war, sich dieser Erforschung anzuschließen.
Doch genauso wenig wie Moira vergessen konnte, wer sie war und was sie zu tun hatte, konnte sie die Tatsache verdrängen, dass Rafe – als Krieger des Ordens St. Michael – bereits vergeben war. Weder sie noch Rafe durften durch Verlockungen oder Zuneigung abgelenkt werden. Es wäre für sie und all ihre Schutzbefohlenen zu gefährlich. Dessen waren sich beide bewusst, doch sein Blick
Weitere Kostenlose Bücher