Sündenkreis: Thriller (German Edition)
unter dem Kinn noch verstärkt. Jetzt konnte man die Zeichen auf der Stirn deutlicher erkennen. »Su… Sup… Lo… Lu…« Jo murmelte vor sich hin und kritzelte dabei Zeichen auf den Block neben der Tastatur. »Wenn ich es noch größer mache, wird es unscharf. Die Pixelzahl reicht nicht aus.«
Lara streckte den Rücken und legte den Kopf in den Nacken. Plötzlich konnte sie das zweite Wort erkennen. Es lautete Lucifer .
»Lara?« Tom Fränkels Stimme näherte sich schnell. »Ich warte auf deinen Bericht!« Jo drückte hastig ein paar Tasten, und das Foto verschwand und machte genau in dem Moment einer Aufnahme vom Backstagebereich Platz, als der Redaktionsleiter in der Tür erschien. »Was dauert denn das Herunterladen so …« Tom sah Lara neben Jo am Schreibtisch sitzen und kräuselte die Lippen. »Ich hatte dich doch vorhin gebeten, gleich zu mir ins Büro zu kommen. Die Fotos kann Jo auch allein bearbeiten, nicht?« Er lächelte spöttisch, drehte sich um und marschierte davon.
»Mir gefällt sein anzüglicher Ton nicht.« Lara erhob sich. »Der tut ja gerade so, als ob ich zum Vergnügen hier sitze.«
»Geh zu ihm, und befriedige seine Neugier.« Jo hatte seine Aufmerksamkeit schon wieder den Fotos zugewandt. »Ich mache hier weiter. Wir können ja heute Mittag zusammen essen gehen. Da sind wir ungestört.«
»Gute Idee. Bis dann.« Auf ihrem Weg durch die Redaktionsräume dachte Lara darüber nach, ob sie Tom über die eben gemachte Entdeckung informieren sollte, beschloss aber, diese vorerst für sich zu behalten.
»So. Und nun mal alles schön der Reihe nach. Ich habe inzwischen in die News geschaut.« Tom wies auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Warst du die Einzige, die fotografiert hat?«
»Soweit ich weiß, ja.«
»Das ist genial. Wir sind exklusiv!«
»Die Bilder sind ziemlich unscharf. Ich war aufgeregt.«
»Egal! Kollege Selbig macht das schon!« Tom klatschte die Handfläche auf den Tisch. Seine Freude war unübersehbar. »Was ging da gestern Abend ab?«
Nachdem Lara die Ereignisse bei der Modenschau geschildert und mit dem blutüberströmten toten Model geendet hatte, faltete Tom die Hände über der Brust. Sein Gesichtsausdruck glich dem einer Katze, die gerade den Sahnetopf ausgeschleckt hat. »Wunderbar!«
Lara zuckte zusammen, und er korrigierte sich schnell. »Sehr aufregend das Ganze, finde ich. Äh … also eher faszinierend.« Tom schien zu bemerken, dass er sich immer tiefer hineinmanövrierte, schloss den Mund, bevor noch weitere unpassende Worte herausquellen konnten, und rieb zur Sicherheit noch mit der Handfläche darüber. »Wir machen eine Serie daraus, die du betreust. Morgen kommen wir mit dem Bericht über die Modenschau, das tote Model, die Aufregung unter den Gästen. Schön atmosphärisch das Ganze, Lara. Du kannst nachher gleich einen Aufmacher in unser Onlineportal stellen und die Artikelserie ankündigen.« Das feiste Grinsen war noch immer auf seinem Gesicht, und Lara hasste den Redaktionsleiter einen Moment lang dafür. »Als Nächstes könnte man das Opfer vorstellen. Das Modebusiness kommt bei den Lesern immer gut. Danach vielleicht die Hochschule, etwas über Mode an sich und verrückte Entwürfe. Du machst das schon.« Mitten in seinen Redeschwall hinein klingelte das Telefon. Tom hob den Zeigefinger, griff zum Hörer und bellte ein » Tagespresse , Fränkel« hinein. Dann lauschte er. Sein Gesichtsausdruck wandelte sich von barsch zu unterwürfig. »Aber sicher doch. Natürlich gern. Wir stehen zur Verfügung. Kommen Sie einfach vorbei. Ja, Frau Birkenfeld ist auch hier. Bis gleich!« Lara, die aufgehorcht hatte, als sie ihren Namen hörte, sah Tom auflegen. Dann stützte er die Ellenbogen auf den Tisch und faltete die Hände, als wollte er beten.
»Die Kripo wird gleich hier sein. Du bist eine wichtige Zeugin, und sie haben uns um Unterstützung gebeten. Ich würde mir gern vorher selbst diese Fotos ansehen.« Er erhob sich und rauschte hinaus, ohne zu warten, ob Lara ihm folgte.
»Wir kooperieren, wo wir nur können.« Tom rang die Hände und sah ein bisschen unglücklich aus. Die Kriminalbeamten wollten ihm seine Exklusivfotos wegnehmen. »Aber verstehen Sie doch bitte, wir können diese Bilder nicht einfach so hergeben. Wenn Sie sie beschlagnahmen wollen, brauchen Sie einen richterlichen Beschluss.«
»Das wissen wir. Deshalb bitten wir Sie ja auch um eine freiwillige Herausgabe.« Der Kripomann schaute ernst. Lara kannte ihn nicht. Sie stand
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