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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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jetzt gehört hatte, klang verdächtig oder so, als habe die Sekte etwas zu verbergen. Vielleicht zeigte man ihr hier aber auch nur eine fein ausgemalte Fassade.
    Romain Holländer ging vorneweg, und Lara betrachtete seine Rückansicht. Das Hemd konnte nicht verbergen, dass der Mann einen durchtrainierten Oberkörper hatte. Auch sein Hintern war nicht ohne. Bevor er sich zu ihr umdrehte, hatte Lara den Blick schon wieder zu Boden gerichtet. Das Parkett war auch sehr schön. Sie grinste in sich hinein. »Wohnen alle Gemeindemitglieder hier?«
    »Nein. Ich selbst wohne ganz oben. Einige unserer Gefährten halten sich nur tagsüber hier auf, andere haben ein Zimmer.« Gefährten? Kinder des Himmels war schwülstig, Gefährten hatte etwas von Herr der Ringe . Die Eingangshalle war leer und still. Lara ermahnte sich, sich nicht einlullen zu lassen. Sie wollte herausfinden, ob jemand aus der Sekte nicht das war, wofür er sich ausgab. Zwei junge Frauen waren ermordet worden, und es gab einen Bezug zu Kirche und Glauben. Kurz tauchte Stefan Reinmanns gutmütiges Gesicht vor ihrem inneren Auge auf. Hatte der Sektenbeauftragte nicht versprochen, ihr spätestens am Montag die Übersetzungen zu liefern? Aber der Montag war ja noch nicht vorbei. Jo hatte auch noch nicht angerufen. Wahrscheinlich dauerte sein Einsatz länger als geplant, was ihr die Zeit ließ, sich hier gründlich umzusehen. »Kann ich Ihr Haus besichtigen? Wir haben doch noch eine halbe Stunde bis zum Abendessen.«
    »Die Gemeinschaftsräume kann ich Ihnen gern zeigen. Bitte haben Sie aber Verständnis, dass wir nicht einfach so in die Privaträume der Mitglieder gehen können. Fangen wir im dritten Stock an?« Romain Holländer war stehen geblieben und wartete, ein sanftes Lächeln im Gesicht, bis sie zu ihm aufgeschlossen hatte.
    »Von mir aus gern.« Lara erwiderte das Lächeln und hoffte, dass er ihr später auch den Keller zeigen würde. So eine majestätische Villa hatte doch sicher auch einen riesigen Keller. Wo würdest du jemanden tagelang gefangen halten? Doch sicher nicht in den Zimmern ganz oben.
    Auf halber Treppe kam ihnen ein junges Mädchen entgegen. Sie hob den Blick auch dann nicht, als Lara sie grüßte. Romain Holländer ging wortlos vorbei, und doch hatte Lara den Eindruck, die Schultern des Sektenführers hätten sich etwas gestrafft. Vielleicht sah sie aber auch nur Gespenster.
    »Sie haben vorhin gesagt, manche Mitglieder hielten sich nur tagsüber hier auf. Und abends?«
    »Meinen Sie, wohin sie an den Abenden gehen?« Romain Holländer, der vor Lara die geschwungene Treppe hinaufgegangen war, blieb stehen und wartete auf sie.
    »Ja.« Ein winziger Zornesfunke glomm in Laras Brust auf. Was denn sonst! Der Typ spielte mit ihr.
    »Nach Hause. Sie gehen oder fahren nach Hause. In ihre Wohnungen.« Der Sektenführer setzte sich wieder in Bewegung, während er weiterredete. »Mal ganz davon abgesehen, dass wir hier nicht für alle Platz haben, wird auch keiner gezwungen, hier zu wohnen. Das kann jeder so halten, wie er möchte. Einige von uns sind berufstätig, sie verlassen das Gemeindezentrum früh und kommen nach der Arbeit wieder. Die schulpflichtigen Kinder besuchen umliegende Schulen. Alles ganz normal.« Der letzte Satz hallte in Laras Kopf nach. Alles ganz normal. Genau den Eindruck hatte sie bis jetzt auch. »Und Sie? Verlassen Sie das Gebäude auch ab und zu?« Hätte Romain Holländer überhaupt Gelegenheit, seine Opfer zu kidnappen, einmal davon abgesehen, dass sie es ihm beim besten Willen nicht zutraute?
    »Aber sicher. Ich habe repräsentative Aufgaben zu erfüllen. Manchmal treffe ich mich mit Außenstehenden. Ich bin schließlich kein Eremit.« Auf dem oberen Treppenabsatz blieb Romain Holländer erneut stehen und deutete auf eine zweiflügelige weiß gestrichene Tür.
    »So, da wären wir. Das sind meine Räume. Bitte folgen Sie mir.«
    Er führte sie durch einen Flur, zeigte mit der Bemerkung »das Bad« auf eine kleinere Tür, ging durch eine weitere Tür und schaltete das Licht ein: »Mein Wohnraum.« Das Zimmer war mindestens fünfzig Quadratmeter groß und fast leer. Außer einer weißen Couch mit einem weißen Tischchen, einer gebogenen Stehlampe mit weißem Fuß und weißem Schirm und zwei weißen Sideboards, auf denen mehrarmige weiße Leuchter standen, in denen weiße Kerzen steckten, gab es nichts. Keinen Fernseher, keine Stereoanlage, keine Bücherregale, keine Bilder an den Wänden. Sogar der schlichte

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