Sündhafte Begierde der Verdammnis II
er sich hoch und tauchte in den nächsten Sekunden auf. Gierig schnappte er nach Luft und versuchte auf die Beine zu kommen. Als er endlich Boden unter den Füßen fand, reichte ihm das Wasser bis zu den Hüften. Er holte erneut tief Luft und hielt sich erschöpft an der rostigen Wand fest. Erst dann fiel sein Blick nach oben. An den Mauern befanden sich schief eingeschlagene Eisenhaken, die wohl als Aufstieg dienten. Auch hier flackerte Neonlicht.
Mühselig watete Valentin durchs Wasser und kletterte sofort empor. Er wollte weder nachdenken noch sich eine Alternative überlegen, die es ohnehin nicht gab. Bei jedem Tritt achtete er darauf, nicht zurück in die Tiefe zu stürzen. Er wusste schließlich nicht, ob die unsicheren Verankerungen seinem Gewicht standhalten würden. Verunsichert warf er einen erneuten Blick nach oben. Dort schien sich ein weiterer, großer Hohlraum zu befinden. Also strengte er sich umso mehr an, die letzten Meter hinter sich zu bringen.
An seinem Ziel angelangt, schlüpfte er langsam aus dem modrigen Schachtloch und blieb für Sekunden wie erstarrt stehen. Er war in einem feuchten Raum, der muffig roch. An den Wänden hingen entzündete Fackeln. Ein paar Meter vor ihm befand sich eine Tür mit der Aufschrift Grabkammer.
Valentin musste sich kurz sammeln, da ihn der Aufstieg körperlich stark mitgenommen hatte. Durch sein rasches Atmen kam er kaum mit dem Luftholen nach.
Die Mauer rings um ihn war kahl und mit Dreck überzogen. Er fühlte sich unwohl. Sofort dachte er an die vermeintlichen Fallen und Sicherheitsvorkehrungen. Bevor er einen Schritt machte, zog er deshalb einen seiner Sportschuhe aus und warf ihn sicherheitshalber vor die Tür. Als dieser auf dem Boden aufschlug, donnerte augenblicklich von oben ein Gatter herab, welches mit spitzen Lanzen bestückt war.
Erschrocken wich Valentin zurück, bevor er aus seinem zweiten Schuh schlüpfte und auch ihn nach vorn schleuderte.
Dieses Mal blieb es still. Nichts geschah.
Mit klopfendem Herzen ging er vorsichtig zur Tür, zog seine Schuhe an und versuchte folglich den Eisenbalken des massiven Tors wegzuschieben. Nur mit viel Kraftaufwand gelang es ihm, diesen zur Seite zu ziehen. Dann gab die Tür mit einem unheimlichen Krächzen nach. Ein seltsamer Geruch strömte ihm entgegen. Es war eine Mischung aus Weihrauch, alten Kräutern und getrockneten Pflanzen. Sorgsam darauf bedacht, wo er seine Füße hinsetzte, tappte er in den Raum, der ebenfalls von Fackeln beleuchtet war und ihm für Sekunden den Atem raubte. Überall waren Wandmalereien und Reliefs, die die Familie eines ägyptischen Pharaos portraitierten, die der vergöttlichten Sonnenscheibe ein Opfer darbrachten. Daneben war ein weiteres Relief zu bewundern, auf dem ein Pharao von Göttinnen gekrönt wurde. Der König trug einen breiten Halskragen, einen langen Bart und eine Doppelkrone mit der Uräusschlange auf der Stirn.
Ägypten war etwas, das Valentin seit jeher faszinierte. Es war ein unbeschreibliches, aber auch verstörendes Gefühl, was er gerade in sich verspürte. Er hatte Probleme, das alles richtig einzuordnen. Was hatte es für eine Bedeutung?
Nachdenklich wandte er sich nach rechts zu einem Torbogen, über dem hieroglyphenartige Zeichen standen. Darunter erblickte er eine Wandmalerei, die mehrere Streitwagen und die ägyptische Armee eines Pharaos bei einem Angriff zeigten.
Valentins Neugierde wurde immer größer, auch wenn ihm sein Gefühl sagte, lieber nicht weiterzugehen. Dennoch schritt er bedachtsam hindurch und kam in einen Raum, in dem ein geöffneter Schrein stand. Davor lagen mehrere ineinander geschachtelte Sargwannen.
Als Jugendlicher hatte er Bücher über das alte Ägypten und die Pharaonen geradezu verschlungen. Dass er nun selbst vor einem altägyptischen Sarkophag stand, raubte ihm beinahe den Verstand, half ihm aber auch, einiges von dem, was er hier sah, besser zu verstehen. Doch was hatte das Kloster damit zu tun? Und was verbarg es?
Der Sarg allein konnte es nicht sein. Denn schließlich hatte man sich die Mühe gemacht, tödliche Fallen zu stellen. Doch wozu?
Valentin trat behutsam einen Schritt näher an die Sargwannen heran. Gleich dahinter lag auf dem Boden eine von Leinen umwickelte Mumie. Eine goldene Maske umhüllte den Kopf. Sie war sorgfältig über die Binden gesetzt worden und bestand aus getriebenem Gold und Halbedelsteinen. Zudem war sie mit Glaspaste verziert. Es war eine prächtige Totenmaske, die den Verstorbenen
Weitere Kostenlose Bücher