Sündige Seide: Roman (German Edition)
doch verrückt!« Andre strauchelte. Schweiß brach ihm auf der Stirn aus. Er zog ein makelloses Taschentuch aus seiner Brusttasche und tupfte sich die Schweißperlen ab.
»Wenn ich nicht auf Cassidys Trick hereingefallen wäre und verraten hätte, daß Claire mich damals angerufen hat –«
»Na, na!« Beruhigend legte ihm Yasmine eine Hand auf die Schulter. »Claire hat mir erzählt, wie aufgeregt du warst, als das passiert ist. Cassidy ist gewitzt. Er hätte so oder so rausgefunden, daß Claire in der Nacht im Fairmont war. Du hast nichts verraten, was er früher oder später nicht selbst entdeckt hätte.«
Sie senkte die Stimme und meinte vertraulich: »Wenn du wissen willst, was ich davon halte – ich glaube, Cassidy ist eher daran interessiert, Claires Unschuld als ihre Schuld zu beweisen.«
»Aber natürlich ist sie unschuldig«, erklärte Andre eilig. »Claire war damals ausschließlich hier, um Mary Catherine abzuholen. Ich würde das auch vor Gericht beschwören. Ich würde alles tun, um eine Freundin zu beschützen.«
»Darauf zählen deine Freunde.«
Diese Bemerkung fand Andre beunruhigend. Er wollte noch einmal beteuern, daß er an Claires Unschuld glaubte, aber Yasmine entfernte sich bereits. »Ich hoffe, wir sehen uns bald mal wieder länger, Andre.«
Er nahm ihre Hand, beugte sich darüber und gab ihr einen Handkuß. »Au revoir, Yasmine. Deine strahlende Schönheit verleiht allem um dich herum Glanz.«
Das Lächeln, das sie berühmt gemacht hatte, trat auf ihr Gesicht. »Mein Gott, du kleiner Stinker! Du bist ja ein Dichter!«
»Ich gestehe es«, gab er einfältig zu. Nie würde sie erfahren, wie viele Stunden er damit zugebracht hatte, Oden auf ihre Schönheit und ihren Charme zu verfassen.
Sie legte ihre Hand an seine Wange. »Du bist ein echter Gentleman, Andre. Warum können nicht alle Männer so gut und rücksichtsvoll
und loyal sein wie du?« Ihr Lächeln wurde traurig. Sie zog ihre Hand zurück, drehte sich um und ging weg. Er folgte ihr nicht. Das gehörte sich nicht. Aber er wartete, bis sie in ein Zimmer gelassen wurde, nachdem sie angeklopft und leise ihren Namen genannt hatte.
Andre beneidete den Mann nicht, der sie hinter der Tür erwartete. Seine Liebe zu Yasmine hatte nichts Sexuelles an sich. Sie rührte aus seiner Seele und betraf eine viel höhere Ebene als die physischer Lust. Er wünschte ihr aus tiefstem Herzen, daß sie Liebe und Glück in allen Formen und aus allen nur denkbaren Quellen erfuhr.
Euphorisch schwebte er zurück zum Lift. Yasmine hatte zärtlich seine Wange berührt. Glatt und kühl hatte sich ihre Hand angefühlt, so wie die seiner maman , als er noch ein Kind gewesen war. Auch in ihren Augen war etwas gewesen, das ihn an seine Mutter gemahnte – eine vertraute Bitterkeit, an die er sich nur zu gut erinnerte. Aber er verwarf den Gedanken, um sich den Augenblick übersprudelnder Freude nicht zu verderben.
»Du dreckiger Schwanzlutscher. Du mieser Scheißkerl.« Yasmine überschüttete Alister Petrie mit einer Litanei von Obszönitäten.
»Äußerst charmant, Yasmine.«
»Halt deine verlogene Fresse, du verfluchter Hurenbock.«
Sie strahlte Wut aus wie eine Heizsonne Hitze. Ihr ganzer Körper war verkrampft, als würde er gleich vor Zorn platzen. Flammen loderten aus den Tiefen ihrer Augen. »Du hast nie vorgehabt, deine Frau zu verlassen, stimmt’s?«
»Yasmine, ich –«
»Stimmt’s ?«
»In einem Wahljahr wäre das politischer Selbstmord. Aber das bedeutet nicht –«
»Du gottverdammter Lügner. Du schleimiges, stinkendes Stück Rattenscheiße. Am liebsten würde ich dich umbringen.«
»Um Himmels willen.« Er fuhr sich mit den Fingern durch das immer noch zerwühlte Haar. Sie hatten fast ebenso erbittert
miteinander geschlafen, wie sie sich jetzt stritten. Sie hatten sich auf dem Bett gewälzt und sich aufgebäumt und sich aneinander festgekrallt und miteinander gerungen, als hätten sie sich gerauft und nicht geliebt.
»Du regst dich zu sehr auf«, versuchte er sie zu beruhigen, um einem neuen Ausbruch vorzubeugen. »Es geht doch nur um eine zeitweilige Trennung, Yasmine. Es wäre das Beste –«
»Das Beste für dich.«
»Das Beste für uns beide, wenn wir die Sache ein bißchen abkühlen lassen, wenigstens bis nach der Wahl. Ich will nicht für immer Schluß machen. Mein Gott, glaubst du, mir gefällt das? Im Gegenteil. Du bist mein Leben.«
»Scheißdreck.«
»Ich schwöre dir, sobald die Wahl gelaufen ist, werde
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