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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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das zu erzählen.«
    »Sie haben mich mit Ihrer Kindheit angelogen. Sie wollten mir weismachen, sie wäre wunderschön gewesen.«
    »Wer ist denn schon durch und durch ehrlich, wenn es um seine Kindheit geht?«
    »Und Sie haben mich angelogen, als Sie sagten, Sie seien nie verhaftet worden.«
    Sie ließ den Kopf sinken und stieß ein bitteres Lachen aus. »Sie waren wirklich gründlich, was?«
    »Als wir uns zum erstenmal begegnet sind, haben Sie mir geraten,
Sie nicht zu unterschätzen. Sie sollten mich auch nicht unterschätzen.« Er legte ihr einen Finger unters Kinn und hob ihr Gesicht an. »Erzählen Sie mir davon, Claire.«
    »Warum? Sie wissen doch sowieso alles. Ich habe einen Polizisten angegriffen.«
    »Die Anklage wurde fallengelassen.«
    »Ich war erst vierzehn.«
    »Was war passiert?«
    »Steht das nicht in den Akten?«
    »Ich möchte es von Ihnen hören.«
    Sie atmete tief ein. »Eine Schulfreundin war bei mir geblieben.«
    »Sie hatten sie versteckt. Sie war von zu Hause fortgelaufen.«
    »Ja«, bestätigte sie knapp. »Ich habe sie versteckt. Als die Polizisten sie heimbringen wollten, wurde sie hysterisch. Einer versuchte, ihr Handschellen anzulegen. Ich habe alles versucht, um ihn daran zu hindern.«
    »Warum haben Sie sie versteckt? Selbst als man Ihnen mit dem Gefängnis drohte, haben Sie der Polizei nicht verraten, warum sie bei Ihnen untergekrochen war.«
    »Ich habe ihr mein Wort gegeben, daß ich es niemand sagen würde. Aber es ist schon Jahre her, und sie . . .« Sie machte eine Geste, die bedeutete, daß das inzwischen unwichtig war. »Ihr Stiefvater hat sie mißhandelt. Sie wurde jede Nacht vergewaltigt und manchmal gefoltert. Ihre Mutter hat weggeschaut und so getan, als würde sie nichts merken.«
    Cassidy murmelte einen Fluch und fuhr sich mit der Hand über die Wange.
    »Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Sie konnte sich niemandem anvertrauen. Sie hatte Angst, daß man ihr nicht glauben würde, wenn sie es den Nonnen oder dem Priester erzählte. Und sie fürchtete sich vor der Strafe zu Hause. Als sie mir davon erzählte, bot ich ihr an, sie so lange zu verstecken, wie sie wollte.«
    Claire starrte einen Moment in den Raum und erinnerte sich daran, wie wütend sie gewesen war, weil ihre Versuche so
fruchtlos gewesen waren. »Zwei Wochen, nachdem man sie heimgebracht hatte, lief sie wieder weg. Sie muß aus der Stadt verschwunden sein. Niemand hat jemals wieder von ihr gehört.«
    »Sie hätten sich einen Eintrag im Polizeiregister sparen können, wenn Sie erzählt hätten, was passiert war.«
    »Was hätte das genützt?« fragte sie aufgebracht. »Ihr Stiefvater war Millionär. Selbst wenn jemand ihr geglaubt hätte, wäre die Sache doch nur unter den Teppich gekehrt und sie zurückgeschickt worden. Außerdem hatte ich ihr versprochen, daß ich es niemandem verrate.« Sie schüttelte den Kopf. »Die Konsequenzen, die ich tragen mußte, waren kaum mit dem zu vergleichen, was sie durchgemacht hat, Mr. Cassidy.«
    »Erzählen Sie mir von Andre Philippi.«
    Sie sah ihn wütend an. »Was wollen Sie wissen?«
    »Sie waren beide auf der Sacred Heart Academy.«
    »Von der siebten bis zur zwölften Klasse«, bestätigte Claire.
    »Superiorin ist Schwester Anne Elizabeth. Sie war es wenigstens, als Andre und ich auf der Schule waren.« Sie legte den Kopf zur Seite, so daß ihr Haar über ihre Schulter strich. »Ist es ein Verbrechen, daß wir in eine Klasse gingen?«
    »Erzählen Sie mir von ihm«, sagte er, ohne auf ihre Spitze einzugehen. »Er ist ein komischer kleiner Kerl.«
    Augenblicklich verwandelte sich ihre Miene. Alles Heitere, Flirtende war daraus verschwunden. Selbst ihre Stimme klang härter. »Wahrscheinlich halten athletische Machos wie Sie Andre für ›komisch‹.«
    »Ich habe das nicht herablassend gemeint.«
    »Reden Sie keinen Stuß.«
    »Ist er schwul?«
    »Ist das von Bedeutung?«
    »Das weiß ich noch nicht. Ist er es?«
    »Nein. Um ehrlich zu sein, er ist in Yasmine vernarrt.«
    »Aber er hat kein intimes Verhältnis mit einem Mann oder einer Frau?«
    »Nicht daß ich wüßte. Er lebt allein.«
    »Ich weiß.«
    »Natürlich.«
    »Ich habe eine Akte über ihn«, sagte er. »Was ist mit Andres Eltern? Woher stammt er? Das konnte ich nicht herausfinden.«
    »Andres Mutter war eine Terzeronin. Sie war eine außergewöhnlich schöne Frau, ungefähr so wie Yasmine. Obwohl sie intelligent war, hatte sie keinen Schulabschluß. Statt dessen übte sie sich in den

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