Sündige Spiele
»Dies ist nicht das erste Geschäft, das ich aufziehe. Eigentlich bin ich Juwelierin, doch jetzt habe ich Lust, mal etwas anderes zu machen.«
Wieder starrte er mich an. Die Tatsache, dass ich keine Prostituierte war, die sich mit einer fixen Idee und ohne Sicherheiten ins Unglück stürzen wollte, schien ihn ein wenig zu erleichtern.
»Dann darf ich wohl davon ausgehen, dass Sie Sicherheiten aufzuweisen haben.«
»Das habe ich in der Tat«, antwortete ich und hoffte dabei nur, dass sich die Nachricht über das Feuer in meinem Laden nicht verbreitet hatte. Ich traute Friedrichs durchaus zu, dass er dafür sorgte, nachdem er sich von dem Kater seiner Siegesfeier erholt hatte.
»Warum wollen Sie umsatteln?«, erkundigte sich Baumann nun, und an den Notizen, die er sich nebenbei machte, ohne wirklich hinzusehen, erkannte ich, dass er nicht dazu tendierte, mich gleich wieder loszuschicken.
»So ein ganz neuer Sattel ist das gar nicht«, antwortete ich. »Ich möchte Sexspielzeug der Sonderklasse erschaffen. Mit Gold und Glitzer, eben für den gehobenen Geschmack. Nicht solche Gummiteile, wie man sie in einschlägigen Läden erstehen kann.«
Jetzt schlich sich ein Lächeln auf das Gesicht des Mannes. »Klingt interessant. Ich möchte nicht behaupten, dass ich Experte auf dem Gebiet bin, aber nach meinem Dafürhalten könnten Sie damit Erfolg haben. Wo Sex in unserer heutigen Zeit offenbar so wichtig ist.«
Offenbar? Hatte ich die Mönchskutte in seinem Büro übersehen? Trug er etwa eine unter seinem Designeranzug?
Da ich an seinem Finger keinen Ring ausmachen konnte, war davon auszugehen, dass er noch nicht Opfer einer lieblosen Ehe geworden war.
»Heißt das, ich bekomme den Kredit?«
»Wenn Sie mir einen vernünftigen Businessplan vorlegen können, würde ich mal sagen, dass Ihre Chancen gut stehen.«
Anscheinend war diese Sahneschnitte von einem Mann schon viel zu lange unter nüchternen Bankern. Aber vielleicht konnte ich ihm das austreiben.
»Was halten Sie davon, wenn wir meinen Businessplan heute Abend bei einem Essen besprechen?«
Eigentlich war das der männliche Part, wenn jemand versuchte, für einen Gefallen einer Frau gegenüber auf besondere Weise abgefunden zu werden.
Herr Baumann schien auch der Meinung zu sein, denn er wirkte ein wenig verwundert. Nachdem er mich jedoch kurz gemustert hatte, schien die Idee bei ihm Anklang zu finden.
»Also gut, haben Sie einen Vorschlag, wann und wo wir uns treffen können?«
Im
Chez Jacques,
schoss es mir in den Sinn, doch bei der Erinnerung an die Nummer mit Jean letzte Nacht sah ich davon ab. Die zweite Idee wäre gewesen, ihn zu mir nach Hause zu bitten, aber auch die verwarf ich. Es war einfach zu offensichtlich.
»Nein, hätten Sie vielleicht eine Empfehlung?«, fragte ich, während ich mich ein wenig vorbeugte, damit mein Busen möglichst gut zur Geltung kam.
»Treffen wir uns doch einfach im
Sunshine
«, antwortete er, und bevor ich scherzhaft fragen konnte, ob es sich dabei um ein Sonnenstudio handelte, fügte er schnell hinzu: »Es ist ein Restaurant in Altona. Eine der besten Adressen, würde ich mal behaupten.«
Das Lokal kannte ich noch nicht, aber ich war gespannt. »Also gut, dann das
Sunshine.
«
Ich hätte ihm noch länger in die Augen blicken können, doch mein Instinkt sagte mir, dass es besser sei, mich jetzt einfach zu verabschieden.
Ich reichte ihm die Hand, sagte: »Dann bis heute Abend«, und verließ das Büro, ohne mich noch einmal umzudrehen.
Ich hätte schwören können, dass er mir dabei auf den Hintern starrte.
10. Kapitel
B evor ich mich an den Businessplan machte, fuhr ich gutgelaunt in die Innenstadt, um mir etwas Anschauungsmaterial zuzulegen.
Der Verkäufer in dem kleinen, leicht schmuddelig wirkenden Sexshop, der sich zwischen die umliegenden Häuser duckte, als müsste er sich schämen, wirkte nicht besonders interessiert an Kundschaft. Das Sexmagazin, das er gerade durchblätterte, schien wesentlich interessanter zu sein.
Ich war auf eine Art froh, dass er meine Schritte nicht neugierig verfolgte, denn angesichts der bunten Fülle dieses Ladens machte ich wohl Augen wie ein Mädchen, das zum ersten Mal in seinem Leben einen Spielzeugladen betrat.
Was es nicht alles gab! Ich bereute ein wenig, dass ich solch einen Laden nicht schon früher aufgesucht hatte. Vielleicht hätte ich mein Liebesleben mit Thomas ein wenig ansprechender gestalten können.
Staunend fuhr ich über die Hochglanzcover der Pornos,
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