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Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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darüber zu reden, konnte er nicht mehr aufhören. »Es passiert immer wieder. Bis sie eines Tages jemand Neues in der Zelle nebenan unterbringen, und der schreit vor Angst und will einfach nur eine andere menschliche Stimme hören … und du antwortest nicht. Weil du kein Herz mehr hast. Sie haben es dir Stück für Stück aus der Brust geholt und es in diesen Leichensäcken weggetragen.«
    Er hörte ein ersticktes Schluchzen, als versuchte sie gerade, sich die Unterröcke über den Kopf zu ziehen. Dann hörte er ihre Stimme deutlicher, die zittrig wiederholte: »Ach, Michael.«
    »Während all dieser hoffnungslosen Tage und Nächte meiner Gefangenschaft habe ich zugehört, während meine Mitgefangenen um Mitleid flehten, vor Schmerzen schrien oder einsam schluchzten … und still starben.« Er wusste nicht, warum, aber es fühlte sich gut an, ihr diese Dinge zu erzählen. Sie hörte ihm zu, sie sah in die dunklen Winkel seiner Seele und schien nicht zu glauben, dass er schwach oder herzlos war. Sie verstand ihn. »Darum habe ich meine Rache an Rickie und Sandre geplant. Darum reite ich nachts als Schnitter durch Moricadia.«
    Er hörte ganz deutlich ihr Schniefen.
    Sie war ihm gegenüber nicht mehr so abweisend, sondern nachgiebig. Gut. In diesem Fall konnte er ihr Mitleid nutzen, um sie zu manipulieren. »Du verstehst also, dass du absolut keinen annähernd so guten Grund hast, dich in Gefahr zu bringen. Und ich verbiete dir, das noch einmal zu tun.«

38

    Emma starrte auf das tränenfeuchte Taschentuch, das ihre Hand umklammerte. Sie glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu können. »Wie bitte?«
    »Ich sagte …«
    »Du verbietest es mir? Du verbietest es mir?« Sie hatte das Unterhemd und die Unterröcke angezogen, ehe sie sich hinsetzte, um Michaels Martyrium zu beweinen. Aber jetzt ließ heißer Zorn ihre Tränen trocknen, und sie umrundete wütend die Trennwand. »Weil ich keinen Grund habe, nach Gerechtigkeit zu verlangen? Du bist doch derjenige, der mich in die Unterstadt mitgenommen hat. Du bist derjenige, der mir das Elend gezeigt hat, das die de Guignards über das Land gebracht haben.«
    Old Nelson stampfte mit einem Huf auf.
    Michael ließ die Kardätsche sinken und warf eine Decke über den Pferderücken. »Du verärgerst ihn. Er mag es nicht, wenn hinter ihm ein Zankteufel steht.«
    »Wag es nicht, so mit mir zu reden.« Michael war nicht der einsame, bemitleidenswerte Gefangene, den sie vor ihrem geistigen Auge gesehen hatte. Vielleicht war er das früher einmal gewesen. Aber jetzt war er groß und gut aussehend. Ein gesunder, selbstsicherer Mann.
    Sie trat beiseite, damit er die Box verlassen konnte, und half ihm, die Tür zu schließen und den Riegel vorzuschieben. »Soll ich etwa nicht wollen, dass für den Tod von Damacias Mann Vergeltung geübt wird?«, fragte sie. »Soll ich Elixabete nicht helfen, ein besseres Leben zu führen?«
    »Es gibt andere, sicherere Methoden, das zu erreichen. Dafür musst du nicht als Schnitter durch die Nacht reiten, solange die Leibgarde des Fürsten das ganze Land absucht.«
    »Die gibt es nicht, solange du fast sterbenskrank bist, weil du dir eine Kugel eingefangen hast.« Sie drohte ihm mit dem Finger. »Soll ich denn untätig zusehen, wie Fürst Sandres Männer kommen und dich holen, weil sie entdeckt haben, dass du der Schnitter bist? Wer bist du eigentlich, dass du mir irgendetwas verbietest? Wer bist du, mich als sanftmütig, furchtsam und unfähig zu beurteilen? Wie kannst du überhaupt die Frechheit besitzen, mich zu einem Leben voller Reue zu verdammen, weil ich nicht gehandelt habe, sondern die Hände tatenlos in den Schoß gelegt habe, als man mich brauchte?«
    Mit gesenktem Kopf packte er das Tor. Seine Brust hob und senkte sich, als empfinde er jedes einzelne ihrer Worte wie einen Peitschenhieb.
    Sie hoffte, dass ihre Worte ihn schmerzten. Das hoffte sie wirklich. »Du bist vielleicht der Erbe des Herzogtums von Nevitt«, sagte sie und schleuderte ihm ihre ganze Verbitterung ins Gesicht. »Aber du hast absolut kein Recht, mir etwas vorzuschreiben.«
    Sein Kopf ruckte hoch. Er blickte sie an, und zu ihrem Erstaunen wirkte er nicht im Geringsten betroffen. Er wirkte wütend und … nun, vor allem wütend. Aber das war nicht alles.
    Er kam auf sie zu. Sie wich unwillkürlich zurück in Richtung Tür. Er drängte sie in die Box, in der sie sich umgezogen hatte. Er riss den Mantel von der Wand und warf ihn über den Strohhaufen. Seine Augen blitzten. Er

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