Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
Maßlosigkeit beklagt und ihm erklärt, früher oder später werde ihn dies in Schwierigkeiten bringen.
Jude hatte recht behalten, und eines Tages wollte Durant ihm das auch erzählen. Doch im Moment … Nach seiner Freilassung hatte Durant entdeckt, dass die düstere Einsamkeit des Kerkers ihn der Fähigkeit beraubt hatte, sich an irgendetwas zu erfreuen.
Wie faszinierend war es jetzt doch, dass nach so langer Zeit eine Frau, die so misstrauisch und schreckhaft wie ein Kätzchen war, in ihm echte Gefühle weckte. Miss Chegwidden brachte ihn zum Lachen. Dieses Lachen fühlte sich vertraut an. Als erinnerte sich etwas tief in ihm daran, wie es gewesen war, als jeder Tag für ihn eine Freude war. Zugleich fühlte sich dieses Vergnügen, das in ihm übersprudelte, völlig neu an. Als habe er noch nie die Sonne auf dem Gesicht gespürt und das geschnittene Gras gerochen. Als habe er nie das Vergnügen gehabt, einem schönen Mädchen zu lauschen.
Miss Chegwidden war klug beraten, wenn sie ihm mit Vorsicht begegnete. Er hatte eine Mission zu erfüllen, und dann … Ja, danach würde sie sehen, was für ein Mann aus Michael Durant geworden war.
13
Emma rief sich Michaels Wegbeschreibung in Erinnerung, während sie Zofen und Lakaien auswich. Sie schaffte es den ganzen Weg hinauf zu den Dienstbotenquartieren, ohne von jemandem gesehen zu werden.
Dann verließ sie das Glück.
Lord Fanchere lief im Korridor auf und ab. Er wirkte ehrlich besorgt, fuhr sich mit beiden Händen über den Glatzkopf und raufte sich die wenigen Haare über den Ohren. Sie dachte, dass er vielleicht ihre Schlafzimmertür im Auge behalten hatte, doch sie konnte sich auch irren.
Sie beschleunigte ihre Schritte. War mit Lady Fanchere irgendwas passiert?
Als er sie erblickte, fing er sofort an zu sprechen. »Gott sei Dank seid Ihr zurück. Wo habt Ihr so lange gesteckt?« Ehe sie auch nur versuchen konnte, zu antworten, winkte er ungeduldig ab. »Egal. Kommt bitte sofort mit. Ich will, dass Ihr meine Frau und ihre Cousine in ein Heilbad begleiten, damit sie eine Kur machen können.«
»Eure Frau und deren Cousine …« Was er da von ihr verlangte, hatte sie absolut nicht erwartet. »Lady Fanchere ist doch hoffentlich wohlauf?«
»Es geht ihr sehr gut, aber sie muss sofort nach Aguas de Dioses reisen.«
»Ich … ich verstehe nicht. Wenn es ihr gut geht, warum muss sie dann …«
»Aimée weint die ganze Zeit, weil ihr Mann tot ist. Gott möge ihn in der Hölle verrotten lassen. Sie behauptet, der Schnitter hat ihn ermordet, und Fürst Sandre wird sie seinerseits umbringen, wenn sie noch länger so daherredet.«
Emma nickte, als verstünde sie genau, was er sagte. Ihre Gedanken rasten, während sie versuchte, die Anhaltspunkte zu einem sinnvollen Bild zusammenzusetzen. Der Schnitter hatte Rickie de Guignard ermordet, also war diese Aimée Lady de Guignard. Rickies Frau oder besser gesagt, seine Witwe. »Aber warum ist Fürst Sandre von Lady de Guignards Behauptung so beunruhigt? Ich dachte, der Schnitter hat Rickie de Guignard tatsächlich umgebracht?«
»Fangt Ihr jetzt nicht auch noch damit an. Wenn Sandres offizielle Version der Geschichte so lautet, dass der Schnitter nicht existiert und Rickie nicht umgebracht hat, dann könnte jeder, der ihm widerspricht, von jetzt auf gleich verschwinden. Versteht Ihr?«
»Ja. Ja, ich fürchte, das tue ich.« War ihr das heute nicht schon einmal gesagt worden?
»Eleonore mag Euch. Sie hat Zuneigung zu Euch gefasst, und Euer Verschwinden würde sie sehr bekümmern.« Lord Fanchere zeigte mit dem Finger auf sie. »Ich möchte nicht, dass irgendetwas sie bekümmert. Aimée sagt Dinge, die Sandres Zorn auf uns alle ziehen werden, und sie bringt Eleonore völlig aus der Fassung. Ich will, dass Aimée abgelenkt und zum Schweigen gebracht wird. Also …«
»Also ins Heilbad. Aber trägt Lady de Guignard nicht Trauer? Wenn sie sich zu diesem Zeitpunkt in der Öffentlichkeit zeigt, wird das bestimmt einen Skandal heraufbeschwören.«
»Sie trägt schwarz. Aber ich versichere Euch, dass sie nicht um ihn trauert. Außerdem ist Aguas de Dioses ein Ort, den Damen aufsuchen, um zu kuren, zu baden und sich von großem Kummer und großen Enttäuschungen zu erholen. Niemand wird über sie reden.« Er schien sich da sehr sicher zu sein.
Aber Emma hatte immer noch Zweifel. In England wäre dieses Vorgehen absolut undenkbar. Mehr als einmal seit ihrer Ankunft in Moricadia wurde sie mit der Erkenntnis konfrontiert,
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