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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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ersparen zu können, hatte er sie durch die Hintertür fortgeschickt, ohne zu ahnen, dass er sich damit lebenslänglich ins Gefängnis begeben würde. Anschließend hatte er die Verantwortung für seine Tat übernommen und sich selbst angezeigt.
    Obwohl Sophie wusste, dass sie nicht objektiv war, war sie überzeugt, dass er die Wahrheit sagte. Und das lag nicht so sehr daran, dass nichts, was er sagte, den Fakten in den Berichten widersprach. Es war vielmehr die Art, wie er es erzählt hatte.
    Sie hatte die Qual in seiner Miene wahrgenommen, als er von Megans Leidensweg im Gefängnis berichtet hatte. Sie hatte gesehen, wie er die Fäuste geballt hatte, als von Cross die Rede war. Sie hatte gesehen, wie er die Augen zugekniffen hatte, als er den Mord beschrieb – als könnte er die Bilder der Erinnerungen damit verdrängen. Außerdem war spürbar gewesen, welche tiefe Liebe er für seine Schwester empfand. Kein Wunder, dass er für Megan ein Held war. Er hatte sie gerächt, beschützte sie, sorgte für sie.
    Sie ist meine Schwester. Ich würde alles tun, um sie zu beschützen.
    Wenn jemand verstehen musste, wie er empfand, dann sie.
    Der Gedanke, dass jemand David etwas antun wollte, verursachte ihr sofort Übelkeit. Wie weit würde sie gehen, um ihn zu beschützen?
    Würde sie für ihn töten?
    Gott behüte, dass sie jemals in eine Situation geriet, in der sie sich dieser Frage stellen musste.
    Sie drehte die Dusche aus und trocknete sich ab, dann frottierte sie ihr Haar und versuchte, mit Make-up die Ringe unter den Augen zu kaschieren. Als sie mit dem Lipliner ihren Mund nachzeichnen wollte, verharrte sie plötzlich mitten in der Bewegung.
    Es tut mir leid, dass ich dich vorhin erschreckt habe, aber es tut mir nicht leid, dass ich dich geküsst habe.
    Sophie tat es leid, aber nur, weil sie den Kuss genossen hatte. Nur ein paar Sekunden Knutscherei, und schon hatte sie nach seiner Hose gegriffen. Nun ja, sie hatte schon auf der High School gefunden, dass er ein Talent zum Küssen besaß.
    Nur weil er gut küssen kann, musst du nicht gleich scharf werden.
    Aber er konnte eben nicht nur gut küssen. Nein, er küsste phantastisch! Sie hatte schon mit Männern geschlafen, die mit ihrem ganzen Körper weniger Leidenschaft in ihr erzeugten, als Hunt nur mit Lippen und Zunge. Und nicht nur, wenn er ihren Mund küsste.
    Ihr Blick glitt zu ihren Brüsten, deren Spitzen sich sofort verhärteten.
    Ihr fiel wieder ein, wie wundervoll es sich angefühlt hatte, als seine Zunge …
    Oh, nein, Alton, du denkst jetzt nicht daran!
    Hastig führte sie ihr morgendliches Ritual fort und zog ein graues Wollkostüm an, das sie auf jeden Fall warm halten würde. Begierig darauf, zur Arbeit zu kommen, ließ sie das Frühstück ausfallen, machte sich durch den Berufsverkehr auf den Weg zur Redaktion und hielt nur kurz an, um sich einen Becher Chai zu besorgen.
    Es war noch immer kalt draußen, aber die Sonne strahlte von einem blendend blauen Himmel, und der Anblick der schneebedeckten Gipfel hob ihre Stimmung beträchtlich. Bis sie an ihrem Schreibtisch angelangt war, hatte sie ihren Tag im Geist strukturiert und fühlte seit langer Zeit endlich wieder, dass sie ihr Leben unter Kontrolle hatte.
    Sie ging die E-Mails und Pressemeldungen durch, dann hörte sie den Anrufbeantworter ab. Wieder eine Nachricht von Ken Harburg, der sie bat, sich bei ihm zu melden.
    »Ich würde Sie einfach gerne wiedersehen … wenn Sie sich dazu imstande fühlen, natürlich. Ich weiß, dass es nicht leicht für Sie gewesen ist.«
    Sie notierte sich seine Telefonnummer mit einem leicht schlechten Gewissen, dass sie nicht schon gestern zurückgerufen hatte. Schließlich konnte er nichts dafür, dass sich Algen zwischen seinen Zähnen verfangen hatten. So etwas geschah jedem irgendwann einmal.
    Aber willst du dich wirklich noch einmal mit ihm treffen?
    Vor ein paar Tagen hätte sie wahrscheinlich nicht unbedingt nein gesagt, aber nun hatte dieser Gedanke überhaupt keinen Reiz mehr für sie. Und es fiel ihr nicht schwer, den Grund dafür zu benennen.
    Vergiss Marc Hunter, Alton. Die Wahrscheinlichkeit einer tiefer gehenden, dauerhaften Beziehung ist gering, die eines Aufenthalts im Knast dagegen recht hoch.
    Also gab sie alles, um sich abzulenken und sich stattdessen auf das I-Team-Meeting vorzubereiten, als ihr Telefon klingelte.
    Tessa.
    »Hi, Sophie. Wie geht’s dir heute?«
    »Besser auf jeden Fall. Und dir und dem Zwerg im Bauch?«
    »Oh, der hat schon den

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