Suesse Hoelle
freundlichen »Bis dann« von ihr verabschieden oder... oder was? Unter normalen Umständen hätte sie von ihm erwartet, dass er von Fall zu Fall eine Nacht in der Woche bei ihr verbrachte.
Sie brauchte Sicherheit. Alles konnte sie ertragen, wenn es eine solide, verlässliche Grundlage gab. Doch sie war nicht sicher, wie viel Dane investieren wollte.
Es war wirklich lächerlich, wenn man bedachte, dass sie mit diesem Mann lebte, mit ihm schlief und es nicht über sich brachte, ihn nach seinen Absichten zu fragen. Sie gestand sich ein, dass sie sich vor der Antwort fürchtete. Dane war kein Mann, der Ausflüchte machte, er würde ihr offen die Wahrheit unterbreiten, doch die zu hören war sie noch nicht in der Lage. Später. Sie musste warten. Wenn dies alles vorüber war, dann würde sie ertragen können, was immer er ihr mitteilte, auch wenn es nicht eben das war, was sie gern hören wollte.
Sie hatte sich in ihn verliebt, doch sie machte sich nichts vor über seine Persönlichkeit. Trotz ihrer körperlichen Intimität hielt er einen großen Teil von sich selbst zurück, verborgen hinter einer unsichtbaren Mauer. Manchmal beobachtete er sie schweigend, mit einer so bohrenden Nachdenklichkeit, dass ihr beinahe angst wurde; dann konnte sie auch kein Verlangen in seinen Augen lesen.
Was dachte er? Aber das Wichtigere war: Was hatte er vor?
Die Medien gaben keine Ruhe. Die Telefone im Polizeihauptquartier läuteten ununterbrochen. Reporter drängten sich vor dem Büro des Polizeichefs, vor dem Büro des Bürgermeisters, vor der Kripozentrale. Sowohl uniformierte als auch Beamte in Zivil machten einen Bogen um das lärmende Zeitungsvolk, wenn sie das Gebäude betreten wollten; sie gaben sich ungewöhnliche Mühe, dem ganzen Durcheinander zu entrinnen.
Doch schlimmer als die Medien waren die Anrufe der Verrückten. Hunderte von Menschen in Orlando erinnerten sich plötzlich an verdächtige Personen, die sich hinter Mülltonnen und Ladenfassaden verbargen. Leute, die einen Groll gegen andere hegten, gaben am Telefon anonyme Hinweise und beschuldigten diejenigen, denen sie nicht wohlgesonnen waren, des Mordes. In jeder Nacht mussten Polizisten verstörte Anrufer beruhigen, die sicher waren, einen Eindringling in ihrem Haus gehört zu haben, obwohl sich dann meistens ein harmloser Irrtum herausstellte. Einige Schwiegermütter riefen an und schwärzten die verachtungswürdigen Ehemänner ihrer Töchter an, überzeugt, dass die faulen Schwindler aller Arten unaussprechlicher Verbrechen schuldig wären. Lästigerweise musste man all diesen Anrufen nachgehen. Ganz gleich, wie absurd eine Anschuldigung auch klang, man hatte sie zu untersuchen. Die uniformierten Beamten waren erschöpft, die drückende Hitze und die nicht enden wollenden Untersuchungen zermürbten sie.
Der Polizeichef Champlin hielt eine Pressekonferenz ab und hoffte, damit den Druck der Medien ein wenig zu lindern. Er erklärte, dass sie nicht viele Informationen zum Weitergeben besaßen, weil die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen seien. Doch die Logik war eine stumpfe Waffe, sie befriedigte nicht den unersättlichen Appetit der Presse auf Sensationen für die Geschichten der Zeitungen und die Berichte im Fernsehen. Die Reporter wollten saftige, blutrünstige Einzelheiten, und als sie die nicht bekamen, waren sie stocksauer.
Carroll Janes sah sich die Sendungen im Fernsehen an, er las die Zeitungen und lächelte siegesgewiss Die Polizei konnte den Medien keine Informationen geben, weil sie keine hatte. Die dämlichen Schwächlinge waren überfordert, genau wie all die anderen auch. An seine Schläue reichte keiner heran, nie würden sie ihn fassen.
18
Im großen und ganzen war Carroll Janes zufrieden mit all der Hektik. Nur zweimal hatte er zuschlagen müssen, und schon beherrschte er die Titelseiten der Zeitungen. Natürlich musste er sein beleidigendes Urteil über die Polizei Orlandos einschränken, denn ganz so dumm, wie er sie eingeschätzt hatte, waren sie nicht. Obwohl er auch seine zweite Strafaktion nicht vertuscht hatte, so hätten doch eine ganze Anzahl von Polizeistationen die Verbindung zwischen den beiden Morden nicht gewittert, immerhin hatte er beim zweiten Mal keine Finger abgeschnitten. Er war ziemlich erbittert, als die Vinick-Schlampe mit den Nägeln auf ihn losging und er gezwungen gewesen war, ihr die Finger abzuschneiden und verschwinden zu lassen; doch Finger waren klein, man konnte sie leicht loswerden. Hunde machten sich
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