Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse
denkbar unpassendste Ehefrau für einen Earl.“
„Ich brauche dich, Anna. Ich begehre dich, und ich liebe dich.“ Unwillkürlich ging er dazu über, sie zu duzen. Er konnte keinen Abstand zwischen sich und der Frau, die er liebte, ertragen. „Und selbst wenn es Jahre dauern sollte, werde ich deinen Widerstand am Ende brechen.“ Er musste sich sichtlich dazu zwingen, weiterzusprechen. „Nur eins könnte mein Glück ein für alle Mal zerstören. Dass die einzige Frau, die ich für immer an meiner Seite haben möchte, mich dafür hassen wird, was ich getan habe.“
Er lehnte sich an den Schreibtisch und ließ sie keinen Moment aus den Augen, während er fortfuhr: „Was ich dem jungen Stubenmädchen in unserem Haus antat, blieb nicht ohne Folgen.“
Annas Gesicht blieb ausdruckslos. Es war ihr nicht anzumerken, was sie dachte.
„Ich habe eine Tochter. Ein liebes Kind namens Maddy.“
„Ein Kind?“, wiederholte sie leise.
„Meine Hilfe für Sarah kam leider zu spät. Sie war bei der Niederkunft gestorben. Meine Tochter nahm ich bei mir auf und ließ sie von einem älteren Ehepaar betreuen, das keine Kinder bekommen konnte und sich liebevoll um Maddy kümmerte.“
„Du siehst sie? Du kümmerst dich um sie?“
„Ich brachte sie fort von den entsetzlichen Umständen, in denen ich sie vorfand, und jetzt ist sie ein glückliches, gesundes Mädchen. Anna, ich möchte sie zu mir holen. In London wäre es nicht möglich. Die Gesellschaft würde niemals den Bastard eines Edelmannes akzeptieren. Aber ich habe festgestellt, dass es hier in Edinburgh ginge. Hier und mit der richtigen Frau an meiner Seite könnte ich meine Sünden büßen.“
Anna sagte zunächst nichts. Was dachte sie? Würde sie ihn heiraten, obwohl er eine Frau schändlich behandelt hatte – so wie auch sie behandelt worden war?
„David, ich glaube, wir sind so damit beschäftigt, uns selbst die Schuld an allem zu geben und für alles büßen zu wollen, dass wir ganz vergessen, wie wichtig es ist, was wir tun. Du darfst nicht so streng mit dir sein. Du bist ein wundervoller Mann, und ich lasse nicht zu, dass du dich so quälst.“ Sie lächelte ihm zu. „Ich liebe dich, David, und wenn du es willst, würde ich nichts lieber sein als deine Frau.“
David atmete zutiefst erleichtert auf. Gerade wollte er sie in seine Arme nehmen, da wurde die Tür aufgerissen, und Nathaniel kam hereingeplatzt, dicht gefolgt von Lesher und den Männern, die vorhin schon versucht hatten, ihn aufzuhalten. Gleich hinter ihnen allerdings hüpften Julia und Maddy herein, und plötzlich füllte das kleine Büro sich mit Menschen und lauten Stimmen. Maddy rief Davids Namen, Julia verkündete begeistert ihre Zufriedenheit über die Möglichkeit, David bald zur Familie zählen zu können. Noch vor einem Moment war er ein unverheirateter Mann gewesen und im nächsten plötzlich Gatte, Vater und Bruder – und nichts hätte ihn glücklicher machen können.
22. KAPITEL
Die Trauung, obwohl sie in aller Eile durchgeführt wurde, hatte sich für Davids Dafürhalten zu lange hingezogen. Im Beisein enger Freunde und einiger Verwandter der Braut hatten sie sich im sonnendurchfluteten Morgenzimmer ihres neuen Hauses auf der östlichen Seite von New Town das Jawort gegeben.
Julia und Maddie waren mit den MacLeries zu deren Gut in den Highlands vorausgefahren, und David und Anna würden ihnen folgen, sobald sie eine kurze Reise zu zweit beendet hatten.
Und nun saßen sie in der großen, bequemen Kutsche, in der die Fahrt zum Jagdsitz über die Straßen im Norden der Stadt und in den Cairngorms-Bergen eine reine Freude war. Doch sein übermächtiges Verlangen ließ David jede Meile wie zwanzig erscheinen. Eigentlich hatte er warten wollen, bis sie ihr Ziel erreichten, bevor er Anna berührte, doch sie schien anderer Ansicht zu sein.
„Erinnerst du dich an deine Bedenken, allein mit mir in einem geschlossenen Wagen zu fahren?“
„Ich wollte deinen Ruf schützen, Anna.“
Sie legte die Hand auf seinen Schenkel, und David schluckte mühsam. „Wie ich gehört habe“, sagte sie, „erlaubt man sich oft große Freiheiten in geschlossenen Kutschen. Stimmt das, Lord Treybourne?“
„Ja, das stimmt, Lady Treybourne. Und vielleicht könnte ich Ihnen einige davon demonstrieren?“
Anna lachte, und ihr Nicken ließ ihn nicht an ihrer Bereitschaft zweifeln. Trotz allem machte ihm der Augenblick Sorge, in dem er sie in die Arme schließen würde. Sie war nicht mehr unberührt,
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