Sueße Luegen, Heiße Kuesse
aufklappte. „Luke De Rossi hier. Ich brauche das Flugzeug bereit zum Abflug in gut dreißig Minuten.“ Er schwieg, dann bedankte er sich und legte auf.
„Wir fliegen ?“ Sie überließ ihm wieder das Steuer.
„Ja.“
Ihre Kehle war plötzlich wie ausgedorrt. Sie presste die Augen zu, für einen Moment drückte die Verzweiflung sie nieder.
Es war zehn Jahre her. Zehn lange Jahre voller Triumphe und Errungenschaften. Sie hatte hart gearbeitet, hatte die Kontrolle behalten. Sie hatte Hürden überwunden, vor denen andere zurückgeschreckt wären. Sie lebte ihr Leben.
Zu fliegen machte Sinn. Es war der schnellste Weg, ihre Verfolger endgültig abzuhängen.
Aber ein Flugzeug …
Für den Bruchteil einer Sekunde stürzten die schlimmen Erinnerungen auf sie ein, aber sie weigerte sich, bei ihnen zu verweilen.
Sie schluckte und richtete sich dann auf. Du kannst das. Du musst.
Sich das einzureden, während sie im Auto saßen, war eine Sache, aber nur zu bald waren sie auf der Rollbahn, wo die glänzende Beechcraft King Air Maschine auf sie wartete. Beth starrte auf die klaren weißen Linien des Turbopropflugzeugs, die zwei großen Motoren, den Hochglanzanstrich – und ihr Herz raste.
Plötzlich wollte sie nur noch wegrennen. Panisch schnappte sie nach Luft.
Die Therapie hat geholfen. Die Albträume haben aufgehört. Ich kann mit der Angst und den Schuldgefühlen umgehen. Sie bestimmen nicht über mein Leben.
Als sie laut schluckte, spürte sie Lukes Blick auf sich.
„Du fliegst nicht gern?“
Sie nickte stumm, starrte immer noch auf das Flugzeug.
„Also …“ Er hielt inne. „Bist du noch nie geflogen?“
„Einmal. Es … es ging nicht gut.“ Junge, Junge, das war wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Sie blinzelte, atmete langsam ein und aus, so wie sie es gelernt hatte.
„Nach der Instrumentenüberprüfung ist es ein fünfzehnminütiger Flug nach Surfers – wir steigen auf und auch schon wieder ab. Alles in allem dauert es höchstens eine Stunde. Ich hab die Strecke tausendmal gemacht.“
Aber ein Mal ist genug. Sie blieb still, ihr Herz schlug heftig in ihrer verkrampften Brust.
Als Luke ihre Hand nahm, zuckte sie zusammen. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, während er ihre Finger mit seinen verschränkte.
„Okay?“
„Nein.“
„Du schaffst das.“
Sie ließ zu, dass er sie über die Rollbahn führte, seine Hand fest um ihre geschlungen, während das beständige Dröhnen des Flugverkehrs von Brisbanes Flughafen auf sie eindrang.
„Mr De Rossi.“ Der Pilot stand neben der Treppe und nickte. „Wir haben Starterlaubnis, wenn sie bereit sind.“
„Bringen Sie uns nach oben, John.“ Luke ging die Treppe hoch, hielt dabei immer noch ihre Hand.
Ihr krampfhafter Griff musste unangenehm sein, aber er ließ sich nichts anmerken. Seine warme Haut, seine kräftigen Finger und seine gelassene Autorität waren eine willkommene Ablenkung, auch wenn ihr Atem immer noch hektisch ging, als sie die Treppen hinaufstiegen, einen zögernden Schritt nach dem anderen.
Doch als sie in das kühle Innere des Flugzeugs trat, setzte ihre Furcht vorübergehend aus.
„Wow.“ Perfekt kreisrunde dunkel getönte Fenster ließen genug Helligkeit herein, um das ovale Innere in bestem Licht erscheinen zu lassen. Sie zählte sechs bequeme beigefarbene Ledersitze. Dann ließ sie ihren Blick weiter schweifen, über die polierte Mahagoniverkleidung und die Armaturen, den makellosen Teppich und das Cockpit. Sie bekam kaum mit, wie Luke ihre Hand losließ, als sie einen Schritt ins Innere trat und dann einen weiteren.
„Ziemlich cool, oder?“, fragte er hinter ihr.
„Sieht aus wie in einer Limousine.“ Sie strich über eine Kopfstütze, die genauso weich war, wie sie aussah. Eine Unzahl Gerüche stiegen ihr in die Nase – Leder, neuer Teppich, sogar ein Hauch von Zigarre. Der Geruch von Macht und Geld.
Dann regte sich Luke hinter ihr, und plötzlich mischte sich eine Spur von Ingwer und Gewürzen mit etwas komplett Männlichem unter den Geruch.
Ihr Herz schlug schneller, und sie konnte nicht mehr sagen, ob daran Lukes Nähe oder der bevorstehende Flug schuld waren.
Plötzlich lag seine Hand tief auf ihrem Rücken, und sie musste gegen das Flattern ihrer Nerven anschlucken.
„Setz dich und schnall dich an.“ Er schubste sie leicht vorwärts und setzte sich dann neben sie. Das Leder quietschte protestierend.
Sie konnte nichts anderes tun, als seinem Beispiel zu folgen.
Luke
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