Sueße Luegen, Heiße Kuesse
beobachtete, wie Beth die Augen schloss, als das Flugzeug auf die Rollbahn glitt. Ihr Atem ging hektisch und flach. Schweißperlen bedeckten ihre Stirn, und ihre Hand krampfte sich um seine. Er unterdrückte ein Zucken.
„Hey. Schau mich an.“
Widerstrebend öffnete sie die Augen. „Wieso?“
„Es wird besser, wenn du die Augen nicht schließt.“
Sie runzelte die Stirn. „Was weißt du schon davon?“
„Meine Tante hasst es zu fliegen – ihr erster und letzter Flug war der, mit dem sie und Gino vor vierzig Jahren hierherkamen. Wenn sie einen Ort nicht per Auto oder Schiff erreichen kann, fährt sie nicht hin.“
„Oh.“ Sie zuckte zusammen, als der Pilot einen Gang hochschaltete. Als Luke begann, sanft ihre Fingerknöchel zu streicheln, blinzelte sie.
„Was tust du da?“
„Dich beruhigen.“
„Das hilft nicht.“
„Nicht?“ Er machte weiter, blickte in ihr bleiches Gesicht. „Wann bist du in einer Limousine gefahren?“
„Wie bitte?“ Das Flugzeug wurde schneller, und sie atmete zitternd ein, aber Luke erlaubte ihr nicht wegzuschauen.
„Du hast gesagt, dass das Flugzeug aussieht wie eine Limousine.“
„Ja.“
Er griff nach oben und drehte an den Knöpfen für die Klimaanlage, und als die kühle Luft herabströmte, atmete sie tief durch.
„Eine Limousine“, gab er ihr erneut das Stichwort und setzte sich bequemer zurecht.
„Ein paar meiner Freunde haben eine gemietet, um unsere bestandene Abschlussprüfung zu feiern. Meine erste und letzte Kostprobe von Prasserei …“
Das Flugzeug hob ab, und Beths Magen tat es ihm gleich. Sie krallte ihre Finger so fest um seine, als könnte sie ihr Leben dadurch retten.
Er zuckte zusammen, aber ignorierte den Schmerz.
Beth schluckte. Sie wusste, dass sie ihm wehtat, aber sie konnte nicht aufhören. Doch durch all die Furcht, die in ihren Adern pochte, konnte sie seine starken Hände spüren, wie sie sich um ihre schlossen, während er mit tiefer, sanfter Stimme bedeutungslose Worte murmelte, die nach und nach zu ihr durchdrangen. Ja, sie wollte ihm immer noch ihre Hand entreißen, aber das Bedürfnis, diese schreckliche, lähmende Angst loszuwerden, war stärker.
Sie hasste Kontrollverlust. Aber während sie den Blick auf Luke gerichtet hielt und ihm zuhörte, wie er die technischen Einzelheiten des Flugzeugs und die luxuriösen Details der Inneneinrichtung aufzählte, fühlte sie, dass sich etwas in ihr veränderte. Möglicherweise lag es an dem warmen Gefühl von Haut an Haut oder auch am sinnlichen Klang seiner Stimme. Oder vielleicht war das vielversprechende Aufblitzen in diesen Augen daran schuld, obwohl sie nicht wirklich sicher war, das gesehen zu haben.
Als er sich zu ihr lehnte, beugte sie sich ihm entgegen, ihr Blick gefangen genommen von dem sinnlichen Mund, nur Zentimeter von ihren Lippen entfernt. Doch es war sein Duft, der ihren Bauch in Aufregung versetzte.
Oh Gott, er roch wunderbar. Sie atmete zitternd ein, nur um sicherzugehen. Ja. Oh, ja. Sie schloss die Augen. Ingwer, Pfefferminz. Ein Hauch von Bergamotte. Und …
„Schnüffelst du an mir, Beth?“
Sie riss die Augen auf, ihr wurde heiß. „Ich … äh …“
Er lächelte. „Wir sind übrigens in der Luft.“
„Was?“ Sie entriss ihm ihre Hand und fuhr zum Fenster herum, ihre Herzschläge pochten in ihrer Kehle.
„Du brauchst nicht hinauszusehen.“ Er griff wieder nach ihren Händen, zwang Beth, sich umzudrehen. „Konzentrier dich einfach weiter auf mich. Atme. Erzähl mir von deiner Arbeit.“
„Meiner Arbeit?“
„Na ja, wie bist du zu deinem eigenen Geschäft gekommen? Bist du zur Uni gegangen?“
„Nein.“ Sie schluckte. Seine Augen hatten etwas Hypnotisches, während er sie unablässig fixierte. „Ich hab am örtlichen College studiert. Vier Jahre, dann hatte ich einen Abschluss als Massagetherapeutin. Ich …“
Das Flugzeug drehte nach rechts ab, und Beth verstärkte ihren Griff.
„Erzähl weiter.“
Sie schluckte, setzte dann mit schwacher Stimme fort. „Ich hab ein paar Wirtschaftskurse belegt, in verschiedenen Jobs gearbeitet. Und jetzt bin ich hier.“
„Warum Massagetherapie?“
„Weil ich gut darin bin.“ Und weil ich es mag, jemandem den Schmerz zu nehmen.
„Was ist mit deiner Familie?“
Sie unterdrückte den vertrauten Anflug von Schmerz. „Hab keine.“
Sein Blick wurde weich. „Tut mir leid.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Was ist mit deiner?“
„Meine Eltern sind gestorben, als ich fünfzehn war.“
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