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Sueße Luegen, Heiße Kuesse

Sueße Luegen, Heiße Kuesse

Titel: Sueße Luegen, Heiße Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roe
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misstraust du jedem, Cara?“
    Sie schloss für einen Moment die Augen, erwog, der Frage auszuweichen. Aber Ehrlichkeit schien ihr weniger anstrengend. „Mein Vater war ein Betrüger. Er hat uns verlassen, als ich fünf war. Ein Jahr später kam er zurück. Meine Mutter hat ihn wieder aufgenommen, und eine Weile lief alles gut … bis ich zehn wurde, und er uns wieder verlassen hat. Da hatte Mum schließlich genug davon, und wir sind umgezogen, haben unser Leben ohne ihn weitergelebt.“
    Falls er spürte, dass mehr hinter ihrer Geschichte steckte, ließ er sich das nicht anmerken. „Und all das hier – ich, dein flüchtiger Angestellter – ist nicht gerade hilfreich, stimmt’s?“
    „Stimmt.“
    Ihr Blick schweifte in die Ferne und verriet Luke, dass da noch mehr war, worüber sie aber nicht reden wollte.
    Plötzlich spürte er Wut in sich aufkommen. Es war ein irrationales, absurdes Gefühl. „Meine Eltern sind von Italien nach Australien gegangen, als ich sechs war“, sagte er gepresst. Nach kurzem Schweigen fuhr er fort: „Sie haben immer um ihre bloße Existenz gekämpft. Wirklich gekämpft – wir haben in einer kleinen, ländlichen Gemeinde gelebt, wo wir versuchten, mit den Erträgen ihres kleinen Gemüseladens auszukommen. Aber mit all den Wirbelstürmen und der Dürre hatten wir oft keinen Strom und kein Wasser. Dann kamen wieder heftige Regengüsse, und dazu noch die großen Supermarktketten, die uns bedrängten – es war …“ Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, wollte die Erinnerungen zurückdrängen. „… zum Verzweifeln. Und nach ihrem Tod habe ich angefangen, sie dafür zu hassen.“
    „Warum?“
    „Weil sie mir nie von Gino erzählt hatten, dem Bruder meiner Mutter. Offensichtlich hatte er ihnen Geld, ein Haus und Arbeit angeboten, gleich als sie hier ankamen, aber sie haben abgelehnt. Sie waren voller Stolz und sehr religiös, und Spielen war für sie eine riesengroße Sünde. Als sie so plötzlich gestorben sind, tauchten Gino und Rosa wie aus dem Nichts auf. Sie waren für mich einfach zwei weitere Leute, denen ich die Schuld an allem geben konnte.“
    Er schaute weg, und Beth biss sich auf die Lippe. Sie wollte zu ihm gehen, ihn festhalten, trösten und seinen Schmerz lindern. Sie machte schon einen Schritt in seine Richtung, als er sich plötzlich zum Haus umdrehte und sie stehen ließ.
    „Ich sollte reingehen und nach dem Essen schauen“, rief er und lächelte ihr zögerlich über eine Schulter hinweg zu. „Kommst du?“
    Sie strich sich die Haare hinter die Ohren. „Klar.“
    Sie aßen in ungemütlichem Schweigen zu Abend, fast so, als würde Luke seine Offenheit bereuen und auf den richtigen Moment warten, um alles wieder zurückzunehmen.
    Mit dem Kuss hatte alles begonnen. Seither hatte sich die schwelende Anziehung zwischen ihnen abgekühlt und war einer gewissen Sachlichkeit gewichen. Und obwohl Beth sich immer wieder sagte, dass es das Beste für sie war, spürte sie eine seltsame Enttäuschung.
    Immer wieder streifte sie sein herausfordernder Blick, aber sie konzentrierte sich auf die Tischplatte, auf die kleinen Knoten und Fehler im Kiefernholz, auf all die Spuren, die im Laufe der Jahre im Holz zurückgeblieben waren.
    Schließlich hatte sie aufgegessen und stand mit einem erleichterten Seufzer auf. Luke tat es ihr gleich.
    „Lass mich aufräumen“, bot er an.
    „Das musst du nicht.“
    „Mach ich aber gern.“
    Sie schob den Anflug von Gereiztheit weg. „Okay. Du kannst die Spülmaschine einräumen.“
    Es war, als würde der banale Akt des Tischabräumens die Leere zwischen ihnen füllen. Doch dann griffen sie plötzlich gleichzeitig nach einem Teller, und ihre Hände trafen sich.
    Dann ihre Blicke.
    Beth wusste nicht, was tun. Wenn sie einen Schritt zurückträte, wüsste er, wie nervös sie war, und wenn sie bliebe, wo sie war, würde er denken, dass es ihr nichts ausmachte, wenn sie sich berührten. Aber in Wahrheit machte es ihr mehr und mehr aus.
    „’Tschuldigung“, murmelte sie schließlich und ließ den Teller los.
    Während er weiter die Spülmaschine einräumte, machte sie Kaffee. Du bist unfähig vorzugeben, dass er dir gleichgültig ist, dass sein Kuss bedeutungslos war.
    Und gegen den guten Grund, warum sie Abstand zu ihm halten sollte, stand der starke Wunsch, genau das gerade nicht zu tun.
    Du willst ihn.
    „Ich habe Rosa angerufen“, sagte Luke plötzlich. „Ich gehe Sonntagabend zu ihr.“
    „Du allein?“
    Auf sein Nicken hin

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