Sueße Luegen, Heiße Kuesse
dachte kaum an die vergangene Nacht. Als sie nach Hause zurückkam und das im Ofen warm gehaltene Essen sah, dauerte es nur wenige Sekunden, bis sie begriff, dass Luke zu demselben Entschluss gelangt war.
Sie war nicht enttäuscht. Nein, das wäre lächerlich.
Und dennoch konnte sie ihm nicht in die Augen sehen, als sie ihm später am Abend begegnete. Nachdem sie sich für das Essen bedankt hatte, nickte er ihr kurz zu und ging weiter, schloss die Tür mit einem sanften Klicken.
In den folgenden Tagen blieb seine Gegenwart überwältigend, von dem Hauch seines Aftershaves, das ihre Sinne aufwühlte, bis zu den warmen Mahlzeiten und dem geradezu schmerzlich sauberen Zustand ihrer Küche. Und mit jedem Tag, der verging, stieg ihre Anspannung, bis sie danach hungerte, dass etwas – irgendetwas – passierte.
Schließlich kam der Sonntagabend, und sie saßen nebeneinander in Beths Auto. Um Lukes Tante zu treffen, fuhren sie den Gold Coast Highway in Richtung Süden.
„Dylan hat angerufen“, brach Luke das Schweigen. „Sieht so aus, als hätte Foster eine Menge Geld an einem Automaten in Coolangatta abgehoben und sei dann nach Melbourne geflogen.“
„Ist er immer noch da?“
„Soweit ich weiß. Dylan bleibt dran.“
Hoffnung keimte in ihr auf, doch Beth riss sich zusammen. Die Sache war noch lange nicht vorbei. Sie schaltete einen Gang hoch, dabei versuchte sie zu ignorieren, dass sie mit den Knöcheln über Lukes Bein strich. In ihrem kleinen Auto konnte sie den Abstand, den sie die letzten Tage über etabliert hatte, nicht länger aufrecht halten. Noch mehr irritierte sie, dass ihr ganzer Körper vor Aufregung kribbelte, jetzt wo ihr Luke zum Berühren nah war.
Sie hatten die Ausfahrt nach Ashmore genommen und fuhren die Cotley Road entlang, als Luke auf ein Auto deutete, das am Straßenrand parkte.
„Reporter. Bieg an der nächsten Ecke links ab.“
Langsam fuhren sie an zweistöckigen Häusern vorüber, passierten etliche Torauffahrten, bis die Straße wieder abbog.
„Hier.“ Luke nickte.
Sie parkte und schaltete die Scheinwerfer aus. Die Straße lag ruhig da, das dämmrige Licht der Laternen erleuchtete die Vorstadt der Reichen und Schönen. Neben ihrem Auto erstreckte sich eine lange, hohe Steinmauer, flankiert von Bäumen, die schwankten und raschelten, ein geisterhaftes Raunen im auflebenden Wind des warmen Abends. Über ihnen zogen dunkle Wolken auf, ein Sturm braute sich zusammen.
„Das hier ist die Rückseite des Anwesens. Dort können wir über die Mauer.“ Luke zeigte auf einen großen Baum. „Aber wir müssen klettern. Bist du bereit?“
Beth blickte auf ihre maßgeschneiderte Hose. Was soll’s, dachte sie und nickte.
Als sie sich ihren Weg durch das unebene Gelände suchten, griff Luke automatisch nach ihrer Hand und hielt sie fest, als sie stolperte. Sie hatte kaum Zeit, wieder zu Atem zu kommen, da ließ er sie bereits los und begann, auf einen Baum zu steigen.
Skeptisch sah sie in die verzweigten Äste. „Bist du sicher, dass das nicht zu gefährlich ist?“
„Wer glaubst du wohl, hat die Stufen hier angebracht? Offen gesagt bin ich überrascht, dass Marco den Baum noch nicht gefällt oder wenigstens die Stufen beseitigt hat.“
Er streckte eine Hand aus, und verwundert stellte sie fest, wie selbstverständlich sie ihm vertraute.
Langsam kletterten sie weiter den Baum hinauf und erreichten schließlich einen Ast, der über die Mauer reichte. Luke platzierte einen Fuß auf der Mauer und drehte sich dann zu ihr um.
„Komm“, forderte er sie auf.
Beth atmete tief durch und folgte dann seiner Aufforderung.
Ihr Herz pochte heftig, und der Schweiß brach ihr aus. Dann tat sie einen Schritt über den gähnenden Abgrund, und schon griff Luke nach ihr und zog sie fest an sich.
Keuchend atmete sie aus.
„Alles klar?“
Beth nickte, während sie unauffällig seinen Geruch einsog. Seine warme Umarmung kam ihr wie ein sicherer Hafen vor, und langsam verging ihre Panik.
„Ich spring zuerst runter, und dann fange ich dich auf.“
Beth blickte nach unten und lachte nervös auf. „Das will ich sehen.“
Plötzlich trat ein Mann aus dem Schatten, zwei muskulöse Sicherheitsmänner im Schlepptau. „Das wollen wir beide, Süße“, rief er zu ihr rauf.
Doch Luke ließ sich davon nicht erschüttern. „Sei nett und hilf uns runter, Marco“, rief er seinem Cousin anstelle einer Begrüßung zu.
Der Mann lachte kurz, dann zog er an seiner Zigarette. „Ich glaube kaum. Ich
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