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Sueße Luegen, Heiße Kuesse

Sueße Luegen, Heiße Kuesse

Titel: Sueße Luegen, Heiße Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roe
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kurzen Blick zu und rannte hinauf in ihr Zimmer.
    In einer locker sitzenden Leinenhose und einem blauen Tanktop stand Beth oben an der Treppe. Unter ihr lag der Flur im Halbdunkel, das Flackern der Kerzen auf dem Couchtisch drang vom Wohnzimmer her durch die offene Tür, und ihr vertrauter Duft zog die Treppe hinauf. Die Flammen tanzten neckisch, als ob sie genau wüssten, dass sie beruhigend wirken sollten, und mit Absicht das Gegenteil taten.
    Sie atmete tief durch, dann ging sie hinunter. Luke hatte die langen Beine auf dem Boden ausgestreckt. Mit dem Rücken lehnte er am Sofa und drehte gedankenverloren ein Weinglas in den Händen.
    Schnell durchquerte sie das Zimmer und zog die Vorhänge auf. „Du musst dir unbedingt diesen Himmel ansehen – der ist fantastisch. Schau nur.“
    In der tintenschwarzen Dunkelheit konnte man den Fluss silbrig schimmern sehen. In der Ferne leuchteten ein paar wenige Sterne, winzige Diamanten auf indigoblauem Samt, bevor die schwarzen Sturmwolken sie schluckten.
    „Hier kommt der Regen.“
    „Ja.“ Luke goss Wein in ein Glas und bedeutete ihr, sich neben ihn zu setzen. Sie folgte seiner Aufforderung, nahm das Glas, das er ihr anbot, und nippte schweigend daran. Langsam entfalteten der herabströmende Regen und die flackernden Kerzen ihre Magie.
    Mit einem sanften Seufzer schüttelte Beth den Kopf.
    „Was ist?“, fragte Luke.
    „Deine Tante.“ Auf seinen fragenden Blick hin fügte sie hinzu: „Sie hat Gino wirklich geliebt, oder?“
    „Ja.“
    „Meine Eltern haben so viel verpasst.“
    „Erzähl’s mir“, sagte Luke sanft.
    Sie warf ihm unter ihren langen Wimpern hervor einen kurzen Blick zu. Dann konzentrierte sie sich auf ihre Hände.
    „Oh es ist nur …“ Sie zuckte mit den Schultern. „Eigentlich gar nichts.“
    „Nichts.“
    Ihr Blick wirkte verschlossen, und Luke fragte sich, was es wohl war, das sie dazu brachte, unruhig hin und her zu rutschen und die Schultern zu straffen.
    Plötzlich atmete sie tief ein und begann doch zu reden.
    „Ich war siebzehn und hatte gerade die Highschool hinter mir. Meine Mutter versuchte, mit zwei Jobs über die Runden zu kommen. Eines Tages, irgendwann während meines vierten College-Semesters, hat sie uns einen Flug nach Perth gebucht. Ich wusste, dass wir uns das eigentlich nicht leisten konnten.“
    Sie verstummte abrupt, ließ die Stille ihre Worte schlucken. Schweigend wartete Luke, dass sie weitersprach.
    „Ich hatte kein Geld, kein eigenes Leben, dafür aber eine depressive Mutter“, fuhr sie schließlich fort. „Ich wollte nur einmal normal sein, reisen, etwas Neues erleben.“ Fast konnte er ihre Wehmut hören, während sie sich längst vergangener Träume erinnerte. „Ich hätte Nein sagen sollen, aber sie war so aufgeregt. Seit mein Vater uns verlassen hatte, hatte sie sich über nichts mehr so gefreut. Ich konnte nicht …“, sie zögerte und schloss dann lahm: „Ich konnte ihr einfach nicht die Freude verderben.“
    Ich war schlicht ein naiver Teenager , gemahnte Beth sich. Ich wollte ein Abenteuer. Der endlosen Langeweile entkommen.
    Sie verzog die Lippen bei der Erinnerung, während ihr gerade erst aufkeimendes Vertrauen mit der jahrelang praktizierten Verschlossenheit kämpfte. Sie konnte die Wärme in Lukes Blick spüren, das halft. Trotzdem wappnete sie sich gegen das Einsetzen der Panik. Sie war da, lauerte im Hintergrund, aber nicht so drängend, nicht so finster wie sonst.
    Das bedeutete doch etwas. Es musste etwas bedeuten.
    „Und dann …“ Beth schluckte bei der Erinnerung an das, was passiert war. Sie konnte, wollte ihm nicht alles erzählen. „Dann … hatten wir einen Unfall. Viele Leute starben, auch meine Mutter. Ein Jahr danach habe ich diesen Kerl kennengelernt. Er schien nett zu sein, und ich mochte ihn. Ich war achtzehn, und natürlich verliebt man sich da in jeden Kerl, mit dem man ausgeht, stimmt’s? Na ja, eines nachts nachdem wir … im Bett gewesen waren …“ Sie schluckte verlegen. „… hat er mir gesagt, dass er ein Reporter sei und dass er seit Wochen nach mir gesucht habe. Und dann fragte er, ob ich ihm ein Exklusiv-Interview geben würde.“
    Aus dem Augenwinkel konnte sie Luke sehen. Das gedämpfte Licht und die tiefen Schatten hoben die kantigen Linien seines Gesichts hervor. Seine Augen funkelten, seine Kiefer waren angespannt.
    Sie wollte diesen Schritt in die Vergangenheit nicht tun, nicht in diesen Morast aus Verlust und Betrug eintauchen, die alten Verletzungen

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