Sueße Luegen, Heiße Kuesse
nicht aufleben lassen, die ihre eigenen Fehler ihr beigebracht hatten. Die Vergangenheit war aus und vorbei. Trotzdem besaß sie immer noch Macht, war immer noch demütigend.
Beth spürte Panik aufziehen. Es gab so viele Bruchstücke ihrer Vergangenheit, die sie verdrängt hatte … Die schmerzliche Offenbarung dieses Reporters hatte in ihre Seele geschnitten wie Glasscherben in die Haut. Die Erkenntnis, dass sie die Vergangenheit nie wirklich würde hinter sich lassen können, bereitete ihr Übelkeit.
Dann erinnerte sie sich an den Ärger in Jacks Gesicht, als sie ihn rausgeworfen hatte, und straffte den Rücken. Zum Teufel mit ihm.
Die Panik ließ nach, als sie weiterredete. „Da hast du’s.“ Sie strich eine Locke zurück hinter das Ohr. „Darum vertraue ich niemandem.“
Als er sie berühren wollte, wich sie zurück. „Nicht.“
Doch er ignorierte den Einwand und schlang seine Arme um ihre Schultern. „Was nicht?“, murmelte er. „Soll ich dich nicht berühren? Oder soll es mir nichts ausmachen, dass du verletzt worden bist?“
Sie lehnte den Kopf an seine Brust. „Beides.“
„Zu spät.“
Wie sie so auf dem Boden saßen und sich umarmt hielten, spürte sie, wie die Schatten der Vergangenheit langsam von ihr wichen.
„Du magst Berührungen sehr, oder?“, wisperte sie an seiner Schulter.
„Ja.“ Er strich mit den Fingern durch ihr Haar, und sie schloss die Augen. Gott, fühlte sich das gut an. „Gewöhn’ dich dran.“
Sie hatte so lange allein gegen die ganze Welt gekämpft, jetzt fiel es ihr schwer zu glauben, dass es ihm ernst war. Offenheit war ein Luxus, den sie sich nicht leisten konnte, und doch begann sie, die Verlockung zu spüren. Ganz allmählich hatte er ihre Mauer eingerissen und die Gründe für ihr Alleinsein infrage gestellt. Sie wusste, dass sie seiner zärtlichen Belagerung nicht ewig standhalten konnte.
Als sie sich dennoch zurückzog, spürte sie den Verlust wie einen scharfen Schmerz. Aber das war dumm. Wie konnte sie etwas verlieren, das sie nicht besaß?
„Warum gibst du dir die Schuld an Ginos Tod?“, fragte sie nach einer Weile.
Der Blick, mit dem er sie über sein Glas hinweg musterte, wurde plötzlich düster. „Willst du das wirklich wissen?“
Sie hob das Kinn. „Ja.“ Sanfter fügte sie hinzu: „Ich will dir helfen.“
„Ich wurde wegen meiner Verbindung zu Gino suspendiert, damit habe ich ihn konfrontiert, wir haben gestritten, und er hatte einen Herzinfarkt“, zählte er mit flacher Stimme auf.
Dann hielt er inne, fast so, als erwarte er, dass sie nun schreiend aus dem Zimmer rennen würde. Aber sie blieb, wo sie war.
„Schau mich nicht so an“, murmelte er.
„Wie?“
„So wie gerade jetzt. Das verdiene ich nicht. Das habe ich nicht nötig.“
Beth seufzte. „Du glaubst, du verdienst mein Verständnis und meine Unterstützung nicht?“
„Nein. Hast du nicht zugehört? Ich hab meinen Onkel umgebracht.“
„Das hast du gesagt.“
Ihre Haltung begann ihn zu ärgern. „Ich brauche kein …“
„Sag mir nicht, was ich fühlen soll, Luke.“ Sie stieß einen Finger gegen seine Brust. „Du hast Gino geliebt. Du vermisst ihn. Dass er so gestorben ist, kann die guten Erinnerungen eines ganzen Lebens nicht auslöschen. Hast du eine Ahnung, was ich für eine Familie wie deine gegeben hätte?“
Luke blickte sie finster an. „Sie sind keine Heiligen.“
„Wer ist das schon? Aber sie lieben dich wenigstens.“
Er schüttelte den Kopf. „Du verstehst das nicht.“
„Was immer sie befleckt, befleckt auch dich, stimmt’s?“ An seinem Blick konnte sie erkennen, dass sie einen Nerv getroffen hatte. „Glaubst du wirklich, es hilft dir, wenn du deine falschen Schuldgefühle in dir verschließt? Selbst wenn Gino noch leben würde, müsstest du diese Untersuchung über dich ergehen lassen. Du wärst immer noch suspendiert. Nichts wäre anders. Hätte Gino gewollt, dass du dich selbst deswegen so fertig machst?“
Mit sanfterer Stimme sprach sie weiter. „In all diesem Chaos musst du nicht auch noch Ginos Schuld auf dich nehmen. Wenn du deine eigenen Entscheidungen nicht akzeptierst, kannst du deinen Job nicht machen. Glaub mir, ich weiß das.“
Luke starrte sie an, die Augen zu Schlitzen verengt. „Wie machst du das?“, murmelte er.
„Was?“
„Genau zu wissen, was …“ Er schaute weg.
Sie lächelte. „Du bist nicht der Einzige mit Schuldgefühlen. Bestraf dich nicht selbst. Sag Rosa, wie du dich fühlst.“
Luke
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