Sueße Luegen, Heiße Kuesse
Nase und die geradezu hypnotischen Augen verstärkten den Eindruck.
Eine ungemütliche Stille senkte sich herab, bis Beth sich an die Tasse in ihrer Hand erinnerte. „Hier.“ Als er zögerte, fügte sie trocken hinzu: „Ist nicht vergiftet. Milch, kein Zucker.“
„Gut geraten.“ Luke nahm die Tasse dankbar an. „Woher kommt die plötzliche Freundlichkeit? Ich dachte, Sie wollten, dass ich verschwinde.“
„Und ich dachte, Sie würden heute die Polizei mitbringen.“
„Wir können das auch anders lösen.“
„Dann ist Ihre Selbstbeherrschung wohl besser, als ich gedacht hätte.“
„Sie ist offensichtlich groß genug für uns beide.“
Zog er sie auf? Nach seinem Auftritt von gestern zweifelte sie nicht daran. Sein sanfter, fast schon verführerischer Tonfall ließ ihr Herz trotzdem schneller schlagen. Verärgert schluckte sie eine spitze Antwort hinunter. Stattdessen gab sie ihm eine kurze Zusammenfassung von dem Wenigen, was sie am Morgen herausgefunden hatte.
Schweigend hörte er zu. Bis auf ein kurzes Anspannen seines Kiefers und ein Aufblitzen in seinen dunklen Augen deutete nichts darauf hin, was er fühlte oder dachte. Schließlich fuhr er sich mit seinen langen Fingern durchs Haar und erhob sich.
„Und wie heißt das Maklerbüro?“ Sein Blick war so durchdringend, dass sich ihr die Nackenhaare aufrichteten.
„Crown. Ich hab einen Mietvertrag … Na ja, es ist eher ein Hausmeistervertrag – die Besitzer sind auf Dauer in Übersee. Ich zahle nur eine kleine Miete und kümmere mich dafür um das Haus.“
„Und Sie leben hier seit drei Jahren.“
„Ja.“
„Und davor?“
Ihr Magen zog sich zusammen. Was wollte er? „Mehrere billige Wohnungen. Nichts wie das hier.“
Sie hatte so viel Zeit und Mühe darauf verwandt, dieses Haus zu ihrem Heim zu machen. Den vernachlässigten Garten wiederbelebt. Die Wände gestrichen. Das Badezimmer neu gekachelt. Regale gebaut. Alles aus eigener Kraft, mit viel Zeit und so manchem Fluch. Und in ein paar Monaten wollte sie, wenn ihre Finanzen mitspielten, ein Angebot auf das Haus abgeben.
Es war ihre Zuflucht, und niemand würde es ihr wegnehmen. Nicht ohne einen Kampf.
„Als was arbeiten Sie?“, fuhr er fort.
„Ich bin Masseurin. Ich hab einen Laden in Surfers …“ Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. „Einen, der um zehn aufmacht.“
Er schwieg und trank einen Schluck Kaffee. „Haben Sie die Adresse des Maklers?“
„Am Ende des Highways von Surfers Mall.“ Sie runzelte die Stirn. „Was haben Sie vor?“
„Wer ist Ben?“
„Wie bitte?“ Beth blinzelte.
„Freund? Ex-Mann?“
„Nein!“
„Gestern haben Sie angenommen, ich wäre wegen Ben hier.“
Hatte sie heute Morgen noch den Samen der Unsicherheit in sich verspürt, dann war dieser Same in der letzten halben Stunde zu einem vollständigen Baum des Zweifels angewachsen. Sie hasste dieses Gefühl und wollte dem nicht nachgeben. Denn wenn sie das tat, müsste sie zugeben, dass alle Anstrengungen der vergangenen zehn Jahre, ein normales Leben aufzubauen, fehlgeschlagen waren.
Sie wollte nicht so misstrauisch sein, wollte nicht automatisch an jeder Person, der sie begegnete, zweifeln. Gerade jetzt, in dieser bizarren Situation, hatte sie das Gefühl, sie sollte diesem Mann glauben. Er strahlte einfach diese Aura aus.
„Ben hat hiermit nichts zu tun“, sagte sie schließlich.
„Woher wollen Sie das wissen? Er könnte mit dem Makler zusammenarbeiten, hinter einem Immobilienbetrug stecken.“
„Wissen Sie, wie lächerlich das klingt?“
„Oh, und das hier ist normal?“
Sie hockte sich auf das Verandageländer. So verharrten sie für eine Weile, Luke in erwartungsvollem Schweigen, sie mit zusammengepressten Lippen. Er warf ihr wieder diesen Blick zu, diesen Blick, der heißen sollte: Was verbirgst du vor mir? Er verunsicherte sie.
„Er war mein Buchhalter“, gab sie zu und spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. „Meine Bank hat versehentlich das Geld von jemand anders auf mein Geschäftskonto überwiesen, und er hat es abgeräumt und ist verschwunden.“
„Wie viel?“
„Fünfhunderttausend Dollar.“
Als er leise pfiff, brannte ihr Gesicht vor Verlegenheit noch mehr. Sie hatte Ben vertraut, hatte gedacht, sie würde ihn kennen – und er hatte sie betrogen.
„Ich nehme an, Sie haben ihn angezeigt?“
„Noch nicht.“ Sein Blick verstärkte ihre Scham. „Die Bank gibt einem achtundzwanzig Tage, um das Geld zurückzuzahlen. Wir haben gerade mal den
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