Sueße Luegen, Heiße Kuesse
zweiten.“
„Sie denken, er gibt es zurück?“ Als sie schwieg, sagte er um einiges sanfter: „Also. Wir haben hier einen Betrug und eine vermisste Person.“
„Nicht wir. Meine Probleme gehen Sie nichts an.“
„Und ich kann sehen, dass Sie sie voll im Griff haben.“
Sie sprang auf die Füße, zu verärgert für Worte. Er hatte recht. Aber die Polizei einzuschalten hieß eine Ermittlung zu riskieren, ein Risiko, das sie nicht eingehen konnte.
„Hatten Sie eine sexuelle Beziehung zu Foster?“, fragte er plötzlich.
Beth errötete. „Ich habe doch schon gesagt, dass er nicht mein Freund ist! Nein! Er ist neunzehn, fast noch ein Teenager. Ein Mathegenie. Seine Mutter ist eine Kundin gewesen und er … Ich …“ Als sie seinen ungläubigen Gesichtsausdruck sah, brach sie ab und gestand dann: „Wir haben uns zweimal nach der Arbeit getroffen, aber es ging dabei immer ums Geschäft.“
„Hat er das genauso gesehen?“
„Natürlich!“ Sie schluckte, als sich leiser Zweifel einschlich. „Natürlich“, wiederholte sie mit weniger Nachdruck. „Warum sollte er mich beklauen? Und dann auch noch etwas, das mir gar nicht gehört?“
„Gier ist eine grundsätzlich menschliche Eigenschaft. Dabei geht es nicht um brauchen, sondern um wollen. Man sucht sich ein Opfer aus, baut Vertrauen auf und dann …“
„Glauben Sie, das weiß ich nicht?“
Luke bemerkte ihre angespannte Haltung, und gegen seinen Willen fühlte er einen Anflug von Mitleid. „Wollen Sie sich setzen?“
„Nein.“ Als ob er sie beleidigt hätte, straffte sie ihren Rücken und verschränkte die Arme.
Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. „Dylan. Luke hier. Du musst mir einen Gefallen tun. Informationen über einen Ben Foster. Wohnt …?“ Er hielt für einen unendlich langen Moment inne und sah Beth an, bis sie widerwillig eine Adresse nannte.
Während er die Einzelheiten weitergab, ignorierte er Beths ungeduldiges Schnaufen. Als sie ihn unterbrechen wollte, hob er eine Hand und brachte sie damit zum Schweigen. Ihr Gesicht und der finstere Blick gaben ihre Emotionen preis – Verärgerung und Empörung. Sie war wohl nicht daran gewöhnt, zum Schweigen gebracht zu werden. Fasziniert beobachtete er, wie sie mit dem Ärger kämpfte, der in ihren Augen stand. Eine Sekunde lang war er nicht sicher, ob sie ihre Selbstbeherrschung gewinnen würde.
„Verstanden“, sagte Dylan. „Bis wann brauchst du die Info?“
„Bis gestern.“
Dylan lachte. „Klar. Ich bin heute Nachmittag beim Gericht in Cairns, danach bin ich bis Freitag ausgebucht. Ich könnte es einem meiner Jungs übergeben …“
„Nein. Ich möchte, dass du dich persönlich darum kümmerst.“
„Okay. Dann muss es bis Sonntag warten.“
Vier Tage? Luke runzelte die Stirn. „Sicher.“ Dann legte er auf.
Beth ging zum Angriff über. „Ich habe Sie nicht um Hilfe gebeten!“ Sie funkelte ihn an. „Oder gehört es zu Ihrem Naturell, im Leben anderer Menschen herumzustochern?“
Gelassen verschränkte er die Arme. „Dylan ist ein Privatdetektiv und kann Ihren Ausreißer schneller finden als die Bank oder die Polizei.“ Und leichthin fügt er eine Lüge hinzu: „Ich interessiere mich nicht für Ihre Geheimnisse, Beth.“
„Stellen Sie nur sicher, dass das auch so bleibt.“ Als sie ihren Blick abwandte und einen Punkt hinter seinen Schultern fixierte, wirkten ihre Augen plötzlich merkwürdig stumpf. „Mein Privatleben bleibt privat.“
Luke schluckte die Frage hinunter, die ihm auf der Zunge lag. Irgendwie glaubte er, dass es nicht förderlich für ihren momentanen Waffenstillstand wäre, wenn er sie auf ihr mangelndes Vertrauen ansprach.
„Wirtschaftskriminalität ist weiter verbreitet, als Sie vielleicht glauben.“
„Toll, jetzt fühl ich mich schon besser.“
Er ignorierte ihren Sarkasmus. Stattdessen zückte er erneut sein Handy und wählte die Nummer von Ginos Anwalt. „Und wir müssen beweisen, dass ich die Wahrheit sage.“
Das Glück war ihm nicht hold. Nachdem er ein paar Sekunden dem Besetztzeichen gelauscht hatte, legte er fluchend auf. „Ich muss Ihren Vertrag sehen.“
Sie blickte auf die Hand, mit der er seinen Nacken rieb.
„Warten Sie hier.“
Er trat einen Schritt auf sie zu, und sie wich zurück. „Was?“
„Sie hätten nicht noch etwas Kaffee für mich, oder?“
Sie schwieg kurz. „In der Küche.“ Dann, zögerlich: „Na gut. Kommen Sie rein.“
Beth war sich seiner Gegenwart nur zu bewusst,
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