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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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Gedanken und dem Aufruhr ihrer Gefühle entdeckte Avalon allmählich etwas Unverrückbares, etwas, das sie überaus befriedigte. Es gab einen Grund zu leben – nicht für Hanoch oder eine Legende und nicht einmal für Marcus –, sondern für sich selbst, für ihr neues Leben hier auf Sauveur.
    Diese Erkenntnis war so außergewöhnlich und neu, hatte solch eine Tragweite, dass sie sie noch nicht vollständig erfasste.
    Marcus hatte den Burghof überquert. Er umfasste ihre Taille und schwang sie herum. Sie klammerte sich lachend an ihn, obwohl die Welt sich in Blau, Grün und Weiß um sie drehte.
    Vorsichtig setzte er sie wieder ab, damit sie ihr Gleichgewicht zurückbekam.
    »Du solltest ins Haus gehen und dich aufwärmen.« Dampfender Atem stand zwischen ihnen in der Luft.
    »Mir ist warm«, erwiderte sie.
    Jetzt, wo sie ihm direkt in die Augen schaute, erkannte sie etwas hinter der schlichten Bedeutung seiner Worte. Demnach wollte er ihr eine Mitteilung machen.
    Rache?, deutete die Chimäre an, jenes unfassbare Ding in ihr.
    »Gibt es Neuigkeiten?«, fragte sie, ohne sich zurückhalten zu können.
    »Komm mit nach drinnen«, wiederholte Marcus und zog sie zurück in die Schatten der Burg.
    Er brachte sie ins Nähzimmer, führte sie zum rosafarbenen Marmorkamin und half ihr beim Ablegen des Umhangs und ihrer nassen Handschuhe. Er nahm ihre geröteten Finger in seine Hände und hob sie an seine Lippen, um sie mit seinem Atem zu wärmen.
    »Du solltest bei dieser Kälte nicht zu lange draußen bleiben«, mahnte er.
    Angesichts seiner Fürsorge schüttelte Avalon den Kopf. »Ich friere nicht, Mylord. In so einem Klima bin ich aufgewachsen, wie du dich erinnern wirst.«
    Es war nicht die Kälte, die ihn störte. Das wusste sie. Es war die Einleitung zu einem ernsten Gespräch. Deshalb wartete sie, dass er zum Thema kam, während er seine Gedanken sammelte. Nach einer geraumen Weile fing er an zu sprechen, während er durch das riesige Fenster hinter ihr blickte.
    »Keith MacFarland ist tot.«
    »Oh«, hauchte sie. Erleichterung, dass das alles war, erfüllte sie. »Das habe ich neulich schon vermutet.«
    Marcus beugte seinen Kopf zu ihr hinunter. Ihre Finger lagen immer noch in seinen Händen, und er streckte ihre ineinander verschlungenen Hände näher ans Feuer.
    »Mit ihm ist unsere Hoffnung gestorben herauszufinden, ob Bryce oder Warner hinter dem Überfall steckte«, erklärte Marcus.
    Sie runzelte die Stirn. »Es muss eine andere Quelle geben.«
    »Möglich.«
    »Und die wäre?«
    Er warf ihr einen seitlichen Blick zu, wie um herauszufinden, ob sie etwas vor ihm verheimlichte.
    »Kannst du ... irgendetwas sehen, Avalon?«
    Sie entzog ihm ihre Hände. Ihre Finger waren wieder unerklärlich kalt. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Wirklich nicht?«
    Ihr Ton wurde etwas zu entschieden. »Nein.«
    Marcus hob in einer Geste des Friedens beide Arme. »In Ordnung. Es tut mir Leid. Rege dich bitte nicht auf.«
    »Ich rege mich nicht auf«, stritt sie ab, während sie sich bemühte, normal zu klingen. »Es gibt keinen Grund, sich aufzuregen.«
    »Treulieb.« Er trat näher und zog sie an sich. So lange, bis sich die Spannung in ihrem Rücken etwas löste und ihre Hände sich langsam um seine Hüften schlangen, hielt er sie fest. Marcus beugte den Kopf und küsste ihr Haar. »Es tut mir Leid«, wiederholte er. »Ich dachte nur, du hättest vielleicht ...«
    »Nein«, unterbrach sie ihn. »Du machst einen Fehler. Bring mich nicht mit der Legende durcheinander!«
    »Ich glaube nicht, dass ich das tue«, seufzte er. »Leider möchtest du nicht darüber reden – aber glaubst du nicht, dass du dich allmählich damit ...«
    Sie löste sich von ihm und schaute zu ihm auf. In ihren Augen lag ein Schimmer von tiefer Trauer.
    »... auseinander setzen solltest«, führte er seinen Satz eigensinnig zu Ende, »was du bist und was für eine Gabe das ist, die du besitzt?«
    Auf einmal verkrampfte sie sich innerlich. Er spürte es so deutlich, als hätte sie ihren Geist vor ihm verschlossen und wäre vor ihm davongelaufen, statt vollkommen unbewegt seine Umarmung zuzulassen.
    »Es gibt keine Gabe«, erklärte sie sehr ruhig.
    »Du hast einen wilden Hengst gezähmt, der dich eigentlich hätte umbringen müssen.« Marcus hielt sie weiterhin fest umfangen. »Du hast, wie ich, den Schwefel im Tal gerochen. Und ich weiß, dass du, trotz deines Leugnens, irgendetwas gesehen hast, als ich dir den Brief gab, der mich über deine Verlobung

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