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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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gleich dasselbe passieren.“
    Melinda nahm ihm das Tuch aus der Hand und legte es vorsichtig auf sein Auge.
    „Das sieht schlimm aus. Was hast du denn mit Sophie gemacht?“
    „Zwanzig auf den Hintern.“
    „Edward! Du Scheusal! Sie konnte doch nichts dafür.“
    „Sie hätte nicht hingehen sollen!“, fuhr Edward auf. „Mir reicht es jetzt mit dir und
    deinem verdammten Galan! Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst dich von Jonathan
    fernhalten! William war wie von Sinnen! Er hätte dich – oder noch schlimmer Sophie
    – erschießen können! Herrgott noch mal, ich hatte, als ich sie dort fand und dein
    gehörnter Idiot von Mann mit der Pistole herumfuchtelte, einen Todesschrecken, den
    ich nicht einmal in Worte fassen kann! Und dann droht sie mir auch noch, mich zu
    verlassen!“ Er sank nach diesem Ausbruch erschöpft in seinen Lehnstuhl zurück. „Ich
    … würde es nicht ertragen, wenn jemand auf sie schießt und sie getötet wird.“ Wie in
    diesem Albtraum. Das war etwas, das nicht wahr werden durfte. Niemals.
    Melinda musterte ihren mühsam nach Fassung ringenden Bruder voller Mitgefühl.
    Dann fragte sie: „Wo ist Sophie jetzt?“
    Edwards heiles Auge funkelte wütend. „Was weiß ich? In ihrem Zimmer vermutlich.
    Oder eher im Stall. Schmollen und Rosalind erzählen, was für einen brutalen Ehemann
    sie hat.“
    „Wer ist Rosalind?“
    „Ihr Pferd. Sie redet mit ihr.“
    Melinda hob das Taschentuch etwas an und betrachtete das zugeschwollene, rötlichblaue
    Auge, die Lippe. „Dabei ist sie eine so zarte Person. Sie scheint stärker zu sein
    als sie aussieht.“

    „Das war Vaters Schreibkasten mit dem alten Tintenfass, den Federn und dem
    Siegelwachs. Sie hat ihn gepackt und mir darübergedonnert. Schneller, als ich mich
    bücken konnte.“
    Melinda kicherte. „Deine Sophie ist unternehmungslustig, nicht wahr?“
    „Sei bloß …“
    „Schon gut, schon gut. Ich weiß, es ist meine Schuld. Und es tut mir wirklich leid. Ich
    bin gekommen, um dich und Sophie um Verzeihung zu bitten.“ Sie tätschelte ihrem
    Bruder liebevoll die Hand. „Weißt du, Edward, es gefällt mir, dich so verliebt zu
    sehen. Ich hätte dir das nicht zugetraut.“
    „Halt den Mund.“
    „Nein, es gefällt mir wirklich. So kenne ich dich gar nicht. Ich hätte überhaupt nicht
    gedacht, dass du jemals heiratest. Du warst früher ein schrecklicher Weiberheld, der
    sich nie festlegen konnte. Und später hätte ich nur eine dieser eleganten, kühlen
    Frauen erwartet, die sich gut in den Salons und im Ballsaal machen und sonst genau
    wissen, wo ihr Platz an der Seite ihres Mannes ist. So wie man das von mir erwartet
    hat“, fügte sie mit leichter Bitterkeit hinzu. „Aber plötzlich hast du eine Schottin, die
    als Junge herumläuft, und die meinen kühlen Bruder dazu bringt, sie vor Zorn übers
    Knie zu legen.“ Sie beugte sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Du bist
    viel zu kalt nach James’ Tod geworden.“
    Edward wandte sich ab.
    „Willst du mir nicht erzählen, was damals war?“, fragte Melinda sanft. „Es wird dich
    erleichtern, und James war auch mein Bruder. Ich trauere ebenso um ihn wie du.“
    „Aber du hast nicht zugesehen, wie er starb.“
    „Und ich bin auch nicht an deiner Stelle von den Franzosen gefangen genommen
    worden“, setzte Melinda ruhig hinzu.
    „Nein“, sagte Edward, „ich will nicht darüber reden.“
    „Dann erzähle es Sophie.“ Melinda streichelte über sein Haar. „Sag ihr, was
    geschehen ist. Es wird dir gut tun und sie mit dir versöhnen.“ Sie setzte sich auf das
    Bett und strich ihren Rock glatt. Sie sah so traurig aus, dass Edward weich wurde. Er
    wusste, was in ihr vorging. Wenn sie auch nur halb so verliebt in Jonathan war wie er
    in Sophie, dann musste sie verdammt leiden. Er hatte Sophie wenigstens in seinem
    Haus und seinem Besitz. Sie gehörte ihm, und wenn sich alles geklärt hatte, sie sich
    für diesen Angriff entschuldigte, dann konnte er sie jeden Tag seines Lebens sehen, sie
    besitzen, sie lieben. Und wenn nötig, dieses reizvolle Hinterteil abermals mit der
    flachen Hand bearbeiten. Melinda dagegen würde Jonathan, jetzt, wo William
    zurückgekehrt war, verlieren.
    „Was wirst du tun, Melinda?“ Er war besorgt um sie. Wenn sie William verließ, dann
    hatte das nicht nur für sie gesellschaftliche Konsequenzen, sondern unter Umständen
    auch für Jonathan. William hatte damit gedroht, Jonathan zu ruinieren. Er konnte dies
    aufgrund seiner Kontakte spielend leicht tun, gleichgültig, wie verdient sich

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