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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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Jonathan
    auch in der Vergangenheit gemacht hatte.
    „Ich werde William nicht verlassen.“ Melindas Stimme klang ruhig. Zu ruhig.
    Tonlos.
    Edward blickte auf seine Hände. „Jonathan wird ohnehin wieder fortgehen.“

    „Das tut William auch.“ Melinda zuckte mit den Schultern. „Sie werden mich alle
    verlassen.“
    „Aber mit William bist du verheiratet. Er kommt zu dir zurück, und er erhält dich.“
    Sie lachte spöttisch auf. „Ja, das ist es, was mich wirklich glücklich macht. Er kommt
    nach Monaten und Jahren zurück, und ich darf über seinen Sold verfügen! Was will
    eine Frau mehr?! Wenn wir Kinder hätten, sähe alles ganz anders aus. Dann hätte ich
    wenigstens eine Aufgabe. Jemanden, der bei mir ist und mich liebt, und den ich lieben
    kann.“
    „Melinda …“ Edward klang gequält.
    Sie lächelte ihn an. „Versöhne du dich mit Sophie. Ich komme schon zurecht. Und
    ich verspreche, keine Dummheiten zu machen.“ Sie erhob sich. „Und nun werde ich
    Sophie aufsuchen und sie bitten, mir zu verzeihen.“
    * * *
    Edward war gerade dabei das Tuch erneut auszuwinden und auf sein malträtiertes
    Auge zu legen, als Melinda zurückkam. Sie sah besorgt aus.
    „Edward, ich kann Sophie nirgendwo finden. Ich habe Mrs. Drarey gefragt. Seit
    Stunden hat sie niemand mehr im Haus gesehen.“
    Edward sprang auf und warf mit einer wütenden Geste das Tuch in die Schüssel, dass
    das Wasser hoch aufspritzte. So war das also. Entweder war seine unbotmäßige Frau
    in einen geheimen Schmollwinkel abgezogen, oder sie machte wieder Dummheiten.
    Und Edwards eher nüchterne Fantasie war nicht in der Lage, Sophies Einfallsreichtum
    in dieser Hinsicht überhaupt nachzuvollziehen. Wo konnte sie sein? Auf den Klippen?
    Im Obstgarten? Bei ihrer Tante – nein, dort gewiss nicht.
    Mrs. Drarey kam mit dem Stallburschen herein. „Mylord! Jack sagt, dass Lady
    Sophie mit Rosalind ausgeritten ist. Er hat nichts bemerkt, weil er im Stall beschäftigt
    war. Erst als er Rosalind hereinholen wollte, sah er, dass das Pferd von der Weide
    verschwunden war. Auch der Sattel und das Zaumzeug sind weg. Und als er
    herumgefragt hat, hat ihm ein kleiner Bursche erzählt, dass er Lady Sophie auf der
    Straße nach Lewes gesehen hat. Mit einem Bündel hinter dem Sattel.“
    Melinda sah, wie Edward bleich wurde. „Jack, sattle sofort mein Pferd! Du und noch
    einer der Diener, ihr nehmt euch die Kutschenpferde und reitet los! Schnell! Fraser!“,
    rief er nach seinem Kammerdiener. „Ich muss mich umziehen!“
    Er rannte in Sophies Zimmer. „Fehlt etwas?“, schrie er die verschüchtere Zofe an, die
    ihm händeringend entgegenkam.
    Sie eilte zu der Kommode mit Sophies Wäsche, wühlte in Miedern, Strümpfen. „Ein
    wenig Leibwäsche. Diese Beinwäsche, die sie beim Reiten trägt, ist fort. Und …“, sie
    eilte zum Waschtisch, „die Seife und das Handtuch …“
    Edwards Blick fiel auf einen zusammengefalteten Bogen auf Sophies Bett. Er riss ihn
    an sich und las.
    „Verflucht!“
    Er stürmte in sein Zimmer, und als seine Schwester ihn erreichte, war er bereits dabei
    seine Reithosen zu verschließen. Sein Kammerdiener Fraser stand bereit und half ihm
    in die Jacke.

    „Was willst du tun, Edward?“
    „Sie suchen! Was sonst?! Schon gut, schon gut“, herrschte er Fraser an, der dabei
    war, noch schnell über die Stiefel zu polieren und bei dem ungewohnt harschen Ton
    zusammenzuckte. „Lassen Sie den verdammten Dreck an den Stiefeln!“
    „Kein Dreck, Mylord“, empörte sich Fraser. „Lediglich ein Körnchen Staub.“
    Edward beachtete ihn nicht mehr. Er griff nach seiner Brieftasche, steckte sie in seine
    Jacke und rannte auch schon wieder an Melinda vorbei.
    „Wo kann sie denn hin sein?“ Seine Schwester folgte ihm auf dem Fuß.
    „Das weiß ich ziemlich genau!“ Edward deutete mit dem Kinn auf Sophies Brief, den
    er auf sein Bett geworfen hatte. „Auf dem Weg nach Schottland. Vielleicht auch noch
    zu diesem verdammten McGregor!“ Damit hatte sie ihm ja schließlich gedroht.
    Melinda lief ihm die Treppe hinab nach und zum Stall. „McGregor?“
    „Irgendein Kiltträger, den sie hätte heiraten sollen. Ich darf gar nicht daran denken,
    was ihr alles zustoßen könnte, wenn sie alleine reitet.“
    Melinda sah, dass Edwards Hände zitterten, als er nach dem Zügel seines Hengstes
    griff. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie den weiten Weg allein machen würde.“
    „Oh ja! Die schon!“
    „Nur wegen eurer Auseinandersetzung? Schließlich ist sie dir nichts

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