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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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Todesangst
    und das Gefühl, völlig schutzlos und ausgeliefert zu sein.
    „Wenn du vernünftig bist und mitspielst? Gar nichts. Dann darfst du gehen und
    niemand wird dir auch nur ein Härchen krümmen. Aber sprechen wir drinnen weiter.
    Es gehört sich nicht, eine Dame im Freien stehen zu lassen.“ Winston winkte einem
    seiner Männer. „Verbindet ihr die Augen.“
    Ein heruntergekommenes Subjekt näherte sich Sophie. Sie trat einen Schritt zurück.
    „Damit werden Sie nicht durchkommen.“ Nur nicht zeigen, wie sehr sie sich
    fürchtete.
    „Damit bin ich schon durchgekommen. Und dir würde ich raten, dich zu benehmen.
    Ich bin nicht dein Mann. Ich lasse dir nichts durchgehen.“
    Man legte ihr ein Tuch um die Augen, wohl eher einen Lappen, dessen Gestank ihren
    ohnehin schon sensiblen Magen sofort in Aufruhr versetzte und sie würgen ließ.
    Sophie versuchte langsam durchzuatmen, möglichst wenig zu schnuppern, und nicht
    näher über diesen Fetzen nachzudenken.
    Jemand fasste sie am Arm, und sie stolperte mit verbundenen Augen neben den
    Männern her. Gelegentlich hörte sie Winstons Stimme, der leise Befehle gab. Dumpfer
    Geruch und Kälte schlugen ihr entgegen. Erinnerungen an ähnliche Gerüche,
    Geräusche, das Hallen ihrer Schritte stiegen in Sophie hoch. Das war wie damals in
    dem Bergwerk. Hatte man sie ebenfalls in einen alten Stollen gebracht? Gab es welche
    in der Umgebung von Eastbourne? Sie versuchte sich zu erinnern, wie lang die Fahrt
    gedauert hatte. Ihr war sie endlos vorgekommen, aber in Wirklichkeit konnten sie
    nicht länger als zwei Stunden unterwegs gewesen sein. Oder sollte sie sich so irren?
    Sie wandte den Kopf dorthin, wo sie Winston vermutete. „Wo sind wir hier? In einem
    Bergwerk?“
    „Fast, mein kluges Kind. Es sind alte Schmugglerhöhlen.“ Winston war ganz dicht
    neben ihr. „Hier haben sich früher berühmte Banden herumgetrieben, aber seit die
    Höhlen einmal ausgeräuchert wurden, standen sie leer und wurden im Laufe der Jahre
    vergessen. Ein perfektes Versteck für uns.“
    „Wurden diese Männer nicht alle gefangen und gehenkt? Haben Sie keine Angst,
    dass es Ihnen ebenso ergeht?“
    „Dir wird dein freches Mundwerk noch vergehen“, sagte Winston ohne jeden Ärger.
    Sophie verstummte. Ihr war eingefallen, dass sie die Schritte zählen könnte. Das
    hatten Patrick und sie in dem Bergwerk auch gemacht, weil sie die Länge der Gänge

    hatten feststellen wollen. Vielleicht half es ihr weiter, wenn sie ungefähr wusste, wie
    tief die Höhlen in den Berg hineinführten.
    Sie bogen zweimal ab. Einmal wurde eine Tür vor ihnen geöffnet, deren Knarren
    Sophie durch Mark und Bein ging, dann fiel sie hinter ihnen zu. Sie lauschte
    angestrengt und hörte an den Schritten, dass einige Männer zurückgeblieben waren.
    Endlich hielten sie an.
    Jemand griff nach dem ekligen Tuch, das man ihr um die Augen gebunden hatte, und
    Sophie blinzelte in das Licht zweier Lampen. Sie sah sich um. Vor der Höhle waren
    noch mindestens acht Männer um sie herumgestanden, und in einiger Entfernung hatte
    sie noch etliche bei einem Wagen gesehen. Nun befand sie sich mit Winston – Sophie
    hatte sich schon längst entschlossen, das unverdiente Sir wegzulassen – und zwei
    anderen Männern allein. Einer davon war ein groß gewachsener Mann mit einer
    Miene, als hätte er sein Leben lang nicht einmal gelächelt. Sie erinnerte sich, ihn schon
    bei Marian Manor gesehen zu haben. Wenn er hier war, war vielleicht auch Jonathan
    in der Nähe. Er würde doch wohl nicht zulassen, dass man sie tötet, oder?
    Sie schienen sich am Ende eines Ganges zu befinden. Vor ihnen war in der Wand
    eine kleine Einbuchtung wie eine Nische, in die Winston eine Kerze stellte.
    „So. Und nun zum geschäftlichen Teil.“
    Sophie sah ihn abwartend an. Ihre kopflose Panik war etwas vergangen. Sie hatte
    immer noch Angst, so dass ihre Hände zitterten, aber sie konnte wieder besser denken.
    Es hatte ihr geholfen, die Schritte zu zählen, auf den Widerhall der Geräusche zu
    lauschen und sich die Richtung zu merken. Es hatte sie abgelenkt und ihr das Gefühl
    vermittelt, nicht vollkommen preisgegeben zu sein.
    „Was haben Sie mit meinem Pferd gemacht?“
    „Dein Pferd?“
    „Als Sie mich überfallen haben, habe ich noch gesehen, wie einer Ihrer … Schergen
    nach Rosalind griff.“
    „Rosalind?“ Winston lachte spöttisch. „Ein hübscher Name für ein hübsches Pferd.
    Wir haben Rosalind natürlich mitgenommen. Vielleicht lässt sich noch etwas

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