Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
Vom Netzwerk:
warten.“
    Sie hatten die Hütten erreicht, als plötzlich wie aus dem Nichts eine Gestalt vor ihnen
    auftauchte. Sophie keuchte erschrocken auf, und Edward riss die Pistole hoch, senkte
    den Lauf jedoch, als er die Stimme erkannte. Es war Smiley.
    „Dass Sie endlich da sind“, knurrte er. „Hab schon ne Ewigkeit gewartet. Fällt auf,
    wenn ich so lange wegbleibe.“

    „Schneller war es nicht möglich“, sagte Edward gereizt. „Wo ist das Boot?“
    Smiley deutete nach hinten. „Dort, hinter den Felsen. Hab schon gesehen, dass die Ihr
    Pferd geschnappt haben. Die Luft ist rein, Sie können ruhig weitergehen. Der Skipper
    weiß Bescheid. Er nimmt Sie beide in seiner Sloop mit und bringt Sie nach
    Eastbourne. Hier wird es in Kürze heiß hergehen.“ Zum ersten Mal hörte Edward so
    etwas wie freudige Lebhaftigkeit in Smileys Stimme.
    „Edward?“ Sophie zupfte an seiner Jacke und brachte ihren Mund an sein Ohr. Ihr
    Atem kitzelte seine Haut und unwillkürlich zog er scharf die Luft ein. Gefahr oder
    nicht, Sophies Nähe blieb niemals ohne Auswirkungen auf ihn und seinen Körper.
    „Edward, der Mann gehört doch zu Captain Hendricks.“
    „Ja, klar“, meinte Smiley, der offenbar Ohren wie ein Luchs hatte. „Bin sein Erster
    Maat. Und wenn mein Captain mir sagt, ich soll Ihnen und M’lord das Fell retten,
    dann tu ich’s auch. Und jetzt würde ich an Ihrer Stelle machen, dass ich von hier
    verschwinde.“ Er wandte sich um und stapfte davon.
    „Edward?“
    „Ja, schon gut, mein Liebling.“ Er zog Sophie weiter. Und tatsächlich, hinter den
    Felsen wartete ein Landungsboot mit sechs Männern. Die Seeleute fragten nicht lange,
    hoben Sophie in das Boot, Edward kletterte hinterher, und dann schoben zwei das
    Boot ins Wasser, und bald darauf legten sich alle sechs in die Riemen, während
    Edward die Arme um seine Frau legte und das Gesicht in ihrem Haar vergrub.
    * * *
    Jonathan hatte Wort gehalten. Der Captain brachte Sophie und Edward nicht nur
    Richtung Eastbourne, sondern überließ ihnen für die Dauer der kurzen Reise sogar
    seine Kajüte. Sophie erhielt zur Stärkung kalten Braten und Schiffszwieback sowie
    eine Tasse Tee, und Edward ein Gebräu, das die Männer Grog nannten. Als Sophie
    neugierig davon kostete, verzog sie zuerst den Mund, nahm dann aber noch einen
    Schluck und noch einen, bis Edward ihr den Becher wegnahm.
    „Sophie, du machst mir wirklich Sorgen. Trinken alle Schotten so viel wie du?“
    „Nur, wenn sie kurz davor dem Totengräber von der Schippe gesprungen sind“,
    grinste Sophie und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Sie hatte sich,
    gleich nachdem sie sich zurückgezogen hatten, um Edwards Verletzung gekümmert,
    hatte die relativ tiefe Wunde ausgewaschen, ihm sauberes Leinen darum gebunden,
    und sich erst dann dem Braten und zuletzt dem Grog hingegeben.
    Das Schiff besaß am Heck mehrere Fenster, und Sophie nahm auf einer Kiste Platz
    und sah hinaus. Edward hatte ihr erzählt, dass Kriegsschiffe erwartet wurden, die den
    Piraten, die mit den Schmugglern zusammenarbeiteten, auflauerten. Und während
    seiner Erzählung hatte Sophie begriffen, dass Jonathan Hendricks kein echter
    Schmuggler, sondern im Geheimauftrag für die Königliche Marine tätig war. Das hatte
    Sophie zugleich beruhigt und verärgert. Verärgert deshalb, weil sie ihr alle etwas
    vorgemacht hatten. Aber damit würde sie sich später beschäftigen. Nun war sie zu
    müde und zu erleichtert, dass das Schlimmste vorbei und Edward und sie in Sicherheit
    waren.

    Die Sterne verblassten, und am Horizont wurde der Himmel heller. Nicht mehr lange,
    und es würde dämmern. Sie lehnte sich gegen den Fensterrahmen, blickte auf die
    Wogen, und ließ sich von der ununterbrochenen Auf- und Abwärtsbewegung des
    Schiffes einlullen. Aber plötzlich leuchtete das Meer hinter ihnen auf. Es donnerte. Ein
    Feuerstrahl ging von den dunklen Wellen aus, und dann schlug dicht hinter dem Schiff
    etwas auf das Wasser. Eine Fontäne spritzte hoch und auf das Fenster, das zum Glück
    geschlossen war.
    Im nächsten Moment war Edward auch schon zwischen Sophie und dem Fenster und
    drängte sie Richtung Gang. Die Kajüte war so niedrig, dass er leicht gebückt gehen
    musste.
    Sophie sah zum Fenster zurück. „Was war das?!“
    „Jemand hat auf uns geschossen.“ Er fluchte unterdrückt. „Nur wenige Meter näher
    und sie hätten das Fenster und dich getroffen.“ In der Tür kam ihnen ein Midshipman
    entgegen. Er war noch blutjung, ein halbes Kind, konnte

Weitere Kostenlose Bücher