Suesse Versuchung
gequälten Laut und den Drang, ihren Handrücken sofort im
Gras abzuwischen. Der Mann war sauber, gepflegt, aber auf sie wirkte er immer etwas
eklig. Jetzt mehr denn je. Denn nun roch er nicht nur nach Brandy, sondern vor allem
nach Galgen für Henry.
Marian Manor?, fragte sie nochmals vorsichtig nach.
Ja, ich wollte nachfragen, ob Ihre Familie das Haus nicht verkaufen will. Sir
Winston lächelte breit. Sie leben ja so weit entfernt. Und sofern Sie nicht die Absicht
haben, sich hier niederzulassen
Ich werde Marian Manor auf gar keinen Fall verkaufen!, rief Sophie erschrocken
aus. Das fehlte noch. Das wäre ja noch schlimmer als die Büttel! Sie wusste nicht
einmal, welche Geheimnisse in dem Haus verborgen waren, und was darin vielleicht
sogar auf Henry hindeuten könnte. Entschuldigen Sie mich jetzt bitte, ich muss
Sophie versuchte die Decke hochzuheben, um sie zusammenzulegen und in den Korb
zu packen, aber Sir Winston stand mitten drauf. Ich habe mich schon lange genug
hier aufgehalten, sagte sie fest. Erlauben Sie, dass ich
Ja, natürlich. Verzeihen Sie. Er trat zur Seite, und Sophie raffte die Decke an sich.
Ah, Sir Winston! Hier sind Sie ja. Und Miss McIntosh. Welch bemerkenswertes
Zusammentreffen. Ich störe doch hoffentlich nicht. Die kühle Stimme war
unverkennbar, und Sophie wandte sich mit einer Erleichterung, die sie selbst
verblüffte, nach dem Sprecher um. Lord Edward hatte ein Talent dafür, völlig
unerwartet aufzutauchen, aber jetzt kam er sehr gelegen.
Nein, Sie stören nicht im Geringsten, beeilte sie sich zu sagen. Ihr Lächeln ihm
gegenüber schien herzlicher auszufallen als beabsichtigt, denn sie bemerkte, wie seine
Augen zu ihrem Mund wanderten. Sein Blick war für einen Herzschlag lang so
intensiv, dass sie sich mit einem Mal ihrer Lippen bewusst war, so, als hätte er sie
tatsächlich berührt.
Sind Sie zu Fuß hier, Miss McIntosh?
Sie musste sich räuspern. Ja. Ich wollte einen Spaziergang machen und den Garten
genießen.
Dann hoffe ich, dass Sie mir die Freude machen, auf dem Heimweg meinen Phaeton
zu benutzen. Ich habe ihn vor dem Garten stehen lassen, als ich Sir Winston sah, und
ihm nachging, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Allerdings, eine knappe
Verbeugung zu Winston hinüber, hatte ich nicht geahnt, dass es sich hier offenbar um
eine Verabredung handelt.
Das tut es auch nicht!, rief Sophie entrüstet, was Sir Winston einen gekränkten
Ausruf entrang und Lord Edward ein amüsiertes Aufblitzen in den Augen entlockte.
Und, fügte sie gemäßigter hinzu, ich nehme Ihr Angebot sehr gerne an. Sie faltete
endlich die Decke zusammen und stopfte sie zusammen mit dem Buch, das sie nicht
einmal aufgeschlagen hatte, hastig in den Korb.
Nicht, dass ich mir anmaßen würde, Ihnen Ratschläge zu erteilen, Miss McIntosh,
sagte Lord Edward mit falscher Höflichkeit, als er ihr den Korb abnahm. Aber es
wäre vielleicht klug, wenn Sie sich dazu entschließen könnten, eine Zofe
mitzunehmen, die Sie bei solchen Ausflügen begleitet. Der Korb, fügte er mit einem
Unterton hinzu, der nur Sophie auffiel, ist viel zu unhandlich für Sie.
Da ich vorhatte, Miss Sophie heimzugeleiten, hätte ich ihr den Korb
selbstverständlich abgenommen, sagte Sir Winston beleidigt.
Nun, gewiss doch, kam es höflich zurück. Aber da ich ja zum Glück mit dem
Wagen hier bin, bleibt Ihnen die Mühe erspart. Bitte sehr, Miss McIntosh, diesen
Weg. Lord Edward ließ ihr den Vortritt, und Sophie ging ihm voran, nachdem sie
sich freundlich und zugleich sehr erleichtert von Sir Winston verabschiedet hatte.
Der Korb ist weder zu schwer noch zu unhandlich, sagte sie, als sie beim Wagen
angelangt waren, und Sir Winston sie nicht mehr hören konnte. Vorne bei den Pferden
stand Lord Edwards Groom Freddy. Der Bursche grinste Sophie an, sie lächelte
zurück. Als Lord Edward ihr auf den Wagen helfen wollte, zögerte sie kurz. Sie
scheute davor zurück, ihn zu berühren. Aber als er nicht zur Seite trat, sondern ihr mit
einem unbewegten Ausdruck die Hand vor die Nase hielt, griff sie hin, spürte seine
kräftige Hand, die ihre fest umschloss, und dann sprang sie schnell hinauf und ließ ihn
los, als hätte sie sich verbrannt. Lord Edward reichte dem Groom den Korb, der ihn
hinten auf dem Wagen verstaute, dann stieg er neben Sophie auf. Sie rückte ganz zur
Seite, um ihn
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