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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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ganz still, atmete kaum, und wunderte sich, wie unvorsichtig diese beiden
    Männer waren, sich nicht davon zu überzeugen, ob sie tatsächlich allein waren. Aber
    das war wohl typisch für Henry. Sie mochte ihren Vetter, hielt jedoch nicht allzu viel
    von seinen Geistesgaben.
    Das Gras hinter der kleinen Mauer, die den Obstgarten vom Feld abgrenzte, raschelte.
    Sophie zog sich lautlos tiefer in den Schatten des Baumes zurück, kroch von dort leise
    auf allen vieren etwas ins Dickicht neben der Mauer und zog die Decke und den Korb
    mit sich. Wenn jetzt jemand herüberblickte, würde er nur noch – weitaus unauffälliger
    – das zusammengetretene Gras sehen.
    „Es bleibt dabei. Heute Nacht“, hörte sie Hendricks sagen. „Beim üblichen
    Treffpunkt. Und seien Sie pünktlich.“
    „Bin ich doch immer“, maulte Henry kleinlaut.
    „Wenn etwas schiefgeht, dann sind Sie der Erste, der es büßen muss“, erwiderte
    Hendricks scharf. „Und sorgen Sie dafür, dass Ihre vorwitzige Base nicht mehr bei
    Marian Manor herumschnüffelt. Sonst kommt sie noch dahinter, was dort vor sich
    geht. Der Anführer macht nicht viel Federlesens in solchen Fällen.“
    „Soll … das heißen, er würde Sophie etwas antun?“ Henry klang erstickt.
    Hendricks lachte spöttisch. „Der Anführer? Der würde vermutlich sogar Ihnen den
    Auftrag dazu geben, und Sie würden es tun, um sich nicht selbst mit dem Gesicht nach
    unten in der Brandung wiederzufinden. Er hat die unangenehme Eigenschaft immer
    dann aufzutauchen, wenn man es am wenigsten vermutet. Und er hat viele Männer
    unter den Schmugglern, die treuer zu ihm halten als Sie.“

    Schmuggler? Sophie hatte große Augen bekommen. Und was hatte ihr Haus damit zu
    tun? Stammten diese Fußabdrücke nicht von übermütigen jungen Männern oder
    spukenden Gespenstern, sondern von sehr lebendigen Schmugglern, die Marian Manor
    als Treffpunkt missbrauchten? So war das also! Kein Wunder, dass Henry den
    Schlüssel nicht gefunden hatte! Er hatte alles versucht, um sie daran zu hindern,
    hinzureiten!
    Wie es schien, hatte Lord Edward mit seiner düsteren Bemerkung recht gehabt. Hier
    in Eastbourne war tatsächlich nicht alles so friedlich, wie sie anfangs gedacht hatte:
    Lord Edward verfolgte frühmorgens nackte Frauen, der gut aussehende Captain
    Hendricks war in illegale Geschäfte mit Halsabschneidern verwickelt, und ihr Vetter
    Henry steckte ebenfalls mittendrin. Ein flüchtiger Kälteschauer rann über Sophies
    Rücken. Vielleicht war es ganz gut gewesen, dass sie keine Gelegenheit mehr gehabt
    hatte, zu ihrem Haus zu reiten. Wer weiß, wen sie dort getroffen hätte. Aber war nicht
    Lord Edward ebenfalls aus dieser Richtung gekommen, als er die Schwarzhaarige
    verfolgt hatte? Es war einer der Wege gewesen, die zum Haus führten. War die
    Schwarzhaarige von dort geflüchtet? War sie eine Gefangene der Schmuggler
    gewesen? Nein, denn sie war freiwillig mit Hendricks zurückgeritten. Dann war sie
    also so eine Art Schmugglerbraut!
    „Verschwinden Sie jetzt“, hörte sie abermals Hendricks scharfe Stimme. „Und reißen
    Sie sich zusammen. Sie haben sich das selbst eingebrockt. Jetzt müssen Sie die Sache
    auch durchhalten.“
    Schritte, die sich entfernten. Sophie stockte der Atem, als sie hinter der Mauer ein
    Geräusch hörte. Sie vermutete, dass es Captain Hendricks war, der misstrauisch
    herübersah, und warf einen schnellen Blick auf das Gras. Es hatte sich natürlich noch
    nicht aufgestellt, wirkte jedoch nicht allzu verdächtig. Zum Glück hatte hier jemand
    vor kurzem gemäht.
    Sie hörte abermals leiser werdende Schritte, kroch nach einiger Zeit aus ihrer
    Deckung, pirschte sich an die Mauer und lugte darüber. In der Ferne, einem kleinen
    Pfad zwischen den Feldern folgend, ging tatsächlich Jonathan Hendricks. Jetzt erst
    erlaubte sie sich, tief durchzuatmen. Sie hockte sich wieder auf ihre Decke, zog die
    Knie an und überlegte, während sie einen längeren Grashalm abzupfte und daran
    nagte. Was sie da soeben gehört hatte, war abenteuerlicher als alles, was sie sich
    jemals erhofft hätte. Deshalb war Henry also oft so niedergeschlagen, so bedrückt,
    schlich mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter herum! Sie hatte ihn schon
    einmal darauf angesprochen, aber er war ihr ausgewichen. Zu diesem Zeitpunkt hatte
    sie noch gemeint, er sähe so unausgeschlafen aus, weil er sich die halbe Nacht auf der
    Jagd nach amourösen Abenteuern oder mit seinen Dandy-Freunden herumtrieb. Dabei
    machte ihr

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