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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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für sie ein Buch mit sieben Siegeln. In der einen
    Minute ein Wüstling, in der anderen beschützte er sie davor, sich durch ihren falschen
    Gesang zu blamieren oder diesen Verbrechern in die Hände zu fallen.
    Sophie versank in eingehende Betrachtungen über Lord Edwards Charakter, bis Tante
    Elisabeths Kutsche vor dem Haus vorfuhr. Sie hob den Kopf und sah neugierig
    hinunter. Wollte ihre Tante noch ausfahren? Es war jedoch Henry, der aus dem Haus
    trat. Er suchte in seinen Manteltaschen, dann schickte er den Diener nochmals zurück.
    Sophie erhob sich. Sie musste gründlicher über Lord Edward nachdenken. Aber nicht
    jetzt. Eines nach dem anderen. Vorerst interessierte es sie, wohin ihr schmuggelnder
    Vetter Henry heute Abend noch ausgehen wollte.
    * * *
    Als Henry in die Kutsche steigen wollte, stand Sophie neben ihm.
    „Du gehst noch aus?“
    „Zu einer … einem F … Fest“, kam es zögernd.
    Sophie runzelte die Stirn. Niemand hatte ihr von einem Fest erzählt. Üblicherweise
    hätte Tante Elisabeth ebenfalls eine Einladung erhalten müssen, wie bei allen
    Veranstaltungen in dieser Stadt. Von denen es ohnehin nur wenige gab, da Eastbourne
    zwar den Status eines gepflegten Badeortes innehatte, sich die meisten Festlichkeiten
    jedoch in Brighton abspielten, wo der Prinzregent weilte, wenn er sich in Sussex
    aufhielt.
    „B … bei Captain Hendricks. Es ist wirklich nur ein Fest, sonst nichts“, setzte Henry
    hinzu.
    Nun wunderte sich Sophie nicht, dass Tante Elisabeth keine Einladung erhalten hatte.
    Pirat Hendricks bewegte sich natürlich in anderen Kreisen. Sophie erkannte jedoch

    auch sofort die Möglichkeit, die sich ihr hier bot. Bei einem Fest konnte sie bestimmt
    unauffällig mit Hendricks sprechen. Vor seinen Gästen konnte er sie weder bedrohen,
    noch sonst einen Skandal auslösen.
    Henry staunte nicht schlecht, als er in die Kutsche stieg und bemerkte, dass hinter
    ihm Röcke raschelten. Dann erfasste ihn ein zarter Duft, und ein entschlossenes Paar
    Hände schob ihn weiter, als er mitten in der Kutschentür stockte und über die Schulter
    zurücksah.
    „Lass mich rein, Henry.“
    „Was willst du denn?“ Er mochte seine Base, bewunderte sogar ihre
    Entschlossenheit, aber die Veranstaltung zu der er geladen – oder eher befohlen
    worden war – war nichts für eine junge, unverheiratete Frau. Und schon gar nicht für
    diese! Er würde Sophie nur in Gefahr bringen.
    „Ich fahre mit!“
    „Nein! Das ist nur etwas für Männer. Captain Hendricks lädt manchmal …“ Er
    beendete den Satz nicht, da es ihm gelungen war, Sophie wegzudrängen und die
    Kutschentür vor ihrer Nase zuzuschlagen. Er hielt innen den Griff fest, während sie
    draußen zerrte. „Kutscher! Los geht’s!“ Hektisch klopfte er mit seinem Stock gegen
    das Dach der Kutsche, die Pferde zogen an, er sah durch das Fenster, dass Sophie
    loslassen musste und zwei Schritte zur Seite stolperte. Er sank erleichtert in den Sitz
    zurück. Das hätte ihm gerade noch gefehlt! Sophie bei einer von Jonathan Hendricks
    Orgien!
    Sophie sah der abfahrenden Kutsche grimmig nach, dann öffnete sie den Mund, um
    Henry etwas nachzubrüllen, aber am Ende überlegte sie es sich anders. Sie hob ihre
    Röcke und rannte los. Als die Kutsche um die Ecke der Straße bog und langsamer
    wurde, gelang es ihr, einen der Haltegriffe zu erwischen, an denen sich die hinten
    stehenden Lakaien festhielten. Ein Sprung, sie zog sich hoch, verfing sich mit ihren
    Röcken, es gab ein unschönes Geräusch, als der Saum riss, aber dann war sie oben und
    klammerte sich fest. Sie atmete schneller, zitterte ein bisschen vor Aufregung, aber
    jener andere, dunkle Teil von ihr – derjenige, der in alten Bergwerken nach Gold
    suchte und Schmuggler belauschte – jubelte laut auf.
    Sie fuhren die Hauptstraße entlang, dann bogen sie in eine schmälere Straße ein, und
    endlich rumpelte die Kutsche über einen Feldweg und durch einen Wald. Sophie
    merkte, wie ihre Knie mit der Zeit durch die ungewohnte Haltung und den unebenen
    Boden zu beben begannen. Sie wollte wahrlich nicht mit den Lakaien tauschen, die
    sonst hinten standen und durchgeschüttelt wurden.
    Als die Kutsche dann jedoch in einen Weg einbog, der Sophie nur zu bekannt war,
    begann ihr die Sache unheimlich zu werden. Sie kamen an der Stelle vorbei, wo sie
    Rosalind ein wenig abseits angebunden gehabt hatte. Wo Harrington sie geküsst hatte.
    Sophies Herz schlug schneller – sie konnte nur nicht sagen, ob es aus Angst war

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