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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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oder
    aufgrund der Erinnerung an seine Lippen, seinen Atem, seinen Körper. Sie leckte sich
    über die Lippen, als wäre da noch sein Geschmack. War es wirklich Lord Edward
    gewesen? Sie schluckte, klammerte sich fester an die Haltegriffe, weil ihr plötzlich
    schwindlig wurde.
    Durchatmen. Das nützte ihr noch jedes Mal. Auch jetzt half es. Sophie konnte wieder
    leichter denken. Sie waren also zu ihrem Haus unterwegs. Kein Wunder, dass Henry

    nicht gewollt hatte, dass sie mitkam. Die Kutsche näherte sich Marian Manor. Nur
    noch einhundert Meter. Was sollte sie nur tun? Abspringen und sich verstecken? Sie
    waren zweifellos nicht zu einer Gesellschaft unterwegs, wie Henry das behauptet
    hatte, sondern zu einem Schmugglertreffen!
    Sie hatte jedoch zu lange gezögert. Die Kutsche rumpelte auf das Eisentor zu, fuhr
    hindurch. Jetzt konnte sie nicht mehr abspringen und sich in die Büsche schlagen.
    Laternen brannten am Parktor. Andere Kutschen warteten, Kutscher und Lakaien
    standen herum. War es tatsächlich eine Festlichkeit?
    Als sie hielten, konnte Sophie einen Ausruf der Überraschung nicht unterdrücken.
    Wie verändert doch das Haus aussah! Alle Fenster waren hell erleuchtet, Fackeln und
    Lampen warfen wilde Schatten auf Hof und die Fassade. Zwei Diener standen neben
    dem Eingang.
    Henry traf beinahe der Schlag, als er aus der Kutsche stieg und sich Sophie
    gegenüber sah, die ebenfalls abgesprungen war. „Sophie … was tust du hier?!“
    Sie strich sich ihre Röcke glatt, fuhr durch ihre zerzausten Locken, und als ihr Blick
    auf Henry traf, machte er einen Schritt zurück. Die funkelnden Augen, die
    zusammengepressten Lippen verhießen nichts Gutes. Sophie war zwar noch ein wenig
    kleiner als er und von zarter Statur, aber jetzt war sie einschüchternd. Sie trat knapp
    auf Henry zu, die Augen blitzten selbst noch im Fackellicht, so dass Henry in sich
    zusammenkroch. Am liebsten wäre er wieder in die Kutsche gestiegen und
    verschwunden.
    „Sophie …“
    „Sei still!“ Sie warf ihm einen durchdringenden Blick zu, dann drehte sie auf der
    Stelle um und schritt in der Manier eines Soldaten, der zum Angriff überging, auf das
    Haus zu.
    „W … wo willst du hin?“, rief Henry entsetzt aus, als sie schon fast die Stufen
    erreicht hatte, die zum Eingang des Hauses führten.
    „Ein Wörtchen mit deinem Freund Hendricks reden“, rief sie über die Schulter
    zurück. „Die Gelegenheit ist günstig! Und wenn ich schon mal hier bin …!“
    „Sophie!" Dieses Mal erreichte Henrys Befehlston eine Gewalt, die ihn selbst
    erschreckte. „Du bleibst in der Kutsche und fährst wieder zurück. Schluss jetzt!“ Im
    Grunde wollte er nicht kommen, aber es blieb ihm nichts übrig. Jonathan Hendricks
    hatte ihm eine ganz bestimmte Aufgabe zugeteilt. Er sollte mit einem Mittelsmann
    sprechen und einen Brief weiterleiten.
    Sophie marschierte unbeirrt weiter. Den Kutschen und Lakaien nach zu urteilen,
    hielten sich tatsächlich nicht nur Schmuggler hier auf, sondern auch andere Gäste aus
    Eastbourne und der Umgebung. Sie hatte ein oder zwei Wappen erkannt. Dies war
    tatsächlich eine hervorragende Gelegenheit, mit Captain Hendricks zu sprechen und
    Druck auf ihn auszuüben. Sie war wütend genug, um – zumindest für die nächsten
    Minuten – ihre Angst und jede Art von Bedenken weit von sich zu schieben.
    „Bist du verrückt? Du kannst da nicht rein! Sophie! Das ist nichts für dich! Bleib
    hier! Sophieee!“ Aber seine Base war bereits an der Tür, ging hocherhobenen Hauptes
    an den beiden Wachen vorbei und war auch schon drinnen. Henry sah sich zuerst Hilfe
    suchend um, dann rannte er ihr nach.

    Drinnen sah sich Sophie einem Diener gegenüber. Als er sich ihr in den Weg stellte,
    funkelte sie ihn drohend an. „Mein Name ist Sophie McIntosh“, sagte sie
    unheilverkündend. „Und“, ließ sie den wenig vertrauenserweckenden Mann ferner
    wissen, „ich wünsche Captain Hendricks zu sprechen. Und das auf der Stelle!“
    Henry wollte sie wieder hinauszerren. „Sophie, du bringst uns beide in Teufels
    Küche!“
    „Das hast du selbst schon getan. Und jetzt werden wir sehen, dass wir dich wieder
    rausholen. Hör auf zu jammern.“ Sophie bemühte sich, keine Schwäche zu zeigen.
    Soeben war sie noch wütend gewesen, aber nun, als sie in der Halle stand, war ihr
    selbst reichlich mulmig zumute. Aber sie hatte von ihrem Vater gelernt, unangenehme
    Dinge sofort zu erledigen und nicht lange zu überlegen. Alle McIntoshs hielten es so.
    Außerdem hatte

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