Suesse Versuchung
seiner
Finger auf ihrer Haut war unerträglich. Viel zu
heiß. Zu beunruhigend. Kleine
Schauer liefen von ihrem Kinn über ihren Hals und tiefer. Sie trat mit einem gequälten
Auflachen zwei schnelle Schritte von ihm weg.
Ja, weshalb nicht? Der älteste McGregor. Er ist Witwer und hat zwei Kinder. Vater
hat darauf bestanden, dass ich entweder heirate oder zwölf Monate hier bleibe. Es
wurden dann nach Verhandlungen nur sechs Monate daraus. Allerdings nur bei guter
Führung. Und hätte mich Tante Elisabeth früher heimgeschickt, wäre ich in
Schwierigkeiten gekommen.
Ja, murmelte er, so etwas kann dir hier natürlich nicht passieren.
Sophies Lippen verzogen sich widerwillig zu einem Lächeln. Sie wandte sich schnell
ab, bevor er ihre Gedanken von ihrem Gesicht ablesen konnte. Edwards Blick war viel
zu eindringlich, umfasste sie, ließ keinen Fingerbreit von ihr aus, hielt sie fest. Sie
tastete sich mit zittrigen Knien weiter fort, flüchtete sich hinter einen Stuhl. Selbst jetzt
aus der Entfernung hatte sie noch das Gefühl, viel zu nahe zu stehen. Vorsichtig sah
sie zu ihm hinüber. Sein Blick berührte sie fast körperlich, als würde er mit den Augen
über sie streicheln. Grauviolett waren sie in diesem Moment. Sie konnte sich kaum
davon lösen.
Also, klang seine Stimme durch die aufsteigende Verzauberung, was hatte dieser
älteste McGregor nun konkret mit deiner Reise hierher zu tun?
Der gar nichts! Das war sein jüngerer Bruder. Vater war sehr wütend über das, was
mit Patrick und mir passiert war. Aber weil der zu jung zum Heiraten ist, kam Vater
auf den älteren Bruder. Patrick ist ein Jahr jünger als ich. Und Phaelas dagegen ist
Witwer. Vater fand, dass er angemessener für mich wäre. Sie zuckte mit den
Schultern. Phaelas ist ein ehrbarer Mann. Ich schätze ihn. Aber ich will mich nicht an
einen so viel älteren Mann binden. Sie sind zwar auch nicht mehr jung, aber doch
jünger als Phaelas.
Edward war nicht so leicht aus der Fassung zu bringen, aber nun hatte er jede
erdenkliche Mühe, zumindest äußerlich seelisches Gleichgewicht zu zeigen. Er
schlenderte quer durch den Raum zu einem Tisch, auf dem eine schön geschliffene
Portweinflasche stand, dabei drehte er Sophie den Rücken zu. Er ließ sich Zeit, ein
Glas einzuschenken, fühlte Sophies Blicke.
Dann hatte sie, was ihren Verlobten betraf, ihn also früher belogen. Zumindest die
Wahrheit verdreht, auch wenn er im Moment noch nicht durchblickte. Auf jeden Fall
klang diese neue Version fast so, als hätte tatsächlich schon jemand dort genascht, wo
er gehofft hatte, der Erste zu sein. Somit war die Bemerkung von Lady Elisabeth auf
dem Ball wohl doch keine Gehässigkeit gewesen, wie er angenommen hatte. Seine
Hand zitterte. Er hatte nie gedacht, dass es ihn so treffen würde, nicht der Erste bei
Sophie zu sein. Lächerlich. Noch nie hatte er sich Gedanken darüber gemacht, sondern
bei seinen Beziehungen, die ja nie für Dauer gedacht gewesen waren, erfahrene Frauen
in sein Bett geholt. Nur keine scheuen Mädchen, die gleich über Liebe und Heirat
nachdachten. Das war nicht seine Art. Es gab gewisse Regeln und Konventionen, die
er niemals gebrochen hätte.
Er wurde erst gewahr, dass er in sein Glas gestarrt hatte, ohne zu trinken, als Sophie
ihn ansprach. Sie bereuen es, nicht wahr? Sie klang spöttisch.
Edward atmete tief durch und bemühte sich um seine normale Stimme, als er sich
nach ihr umwandte. Ich bin nur überrascht.
Und? Wollen Sie mich immer noch heiraten? Tante Elisabeth spricht die Wahrheit.
Vater wird wütend sein. Und McGregor ebenfalls. Vielleicht sollten Sie doch eher eine
Ehe mit Augusta in Erwähnung ziehen?
Edward nahm einen langen Schluck. Der Portwein floss in seine Kehle. Er antwortete
Sophie nicht, sah sie nur an und konzentrierte sich darauf, den Weg des Alkohols
durch seine Speiseröhre zu verfolgen. Was immer geschehen war, es änderte nicht
seine Meinung über Sophie und die Heirat. Er würde die Wahrheit schon noch
herausfinden. Aber nicht jetzt.
Es bleibt dabei. Wir heiraten in fünf Tagen. Er stellte das Glas fort. Und jetzt darf
ich dich zur Besiegelung unseres Bündnisses um einen Verlobungskuss bitten.
Verlobungskuss?!
Ja, natürlich.
Sophie sah Lord Edward an, der mit mokant hochgezogenen Augenbrauen dastand.
Verlobungskuss. Auch das noch. Wie sollte sie jetzt nur freundliche Gleichmut
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