Suesse Versuchung
tatsächlich der passende Ausdruck für etwas war, das viel
zu schnell gegangen war.
Sophie entschloss sich, um sich keine Blöße zu geben, zu steifer Würde. Sie schritt
mit hocherhobenem Kopf an Edwards Arm durch den Raum, nahm auf dem Sofa vor
dem Kamin, wohin er sie geleitete, Platz, verhedderte sich in ihren reichen
Unterröcken und nahm, als sie nach einigen verlegenen Momenten glücklich und mit
geordneten Röcken dasaß, mit zittriger Hand das Glas entgegen, das er ihr reichte. Und
gleich darauf waren sie allein.
Sophie saß mit durchgedrücktem Rücken da, stolz auf ihre zumindest nach außen
hin - gesammelte Haltung, die lediglich von Edward beeinträchtigt wurde, der offenbar
nicht die Absicht hatte, von seiner frischvermählten Ehefrau geziemenden Abstand zu
halten, und sich so knapp neben Sophie auf das Sofa setzte, dass sie glaubte, ihr Herz
müsse zerspringen.
Er hob sein Glas. Auf dich, Sophie, und deinen Einzug in mein Haus.
Sein Lächeln nahm seinen Weg durch Sophies Augen direkt in ihr Herz und ihren
Magen und andere Körperteile. Sie nickte, wich einem Kuss aus, indem sie das Glas
an die Lippen setzte und es in einem Zug leer trank. Champagner. Zumindest nahm sie
das an. Das Zeugs hatte die Farbe von Weißwein, und kleine Perlen stiegen auf, die
zuerst im Mund, dann in der Kehle und schließlich im Magen prickelten. Dort, wo
schon Edwards Lächeln saß, und diese zittrige Unruhe hervorrief.
Sie wusste, was bei solchen Gelegenheiten normalerweise zwischen Mann und Frau
passierte. Sie wusste überhaupt schon eine Menge. Aber sie hatte keine Ahnung, was
Edward nun von ihr erwartete. Schließlich hatte er ihr ein Geschäft vorgeschlagen und
keine Liebesheirat. Als er sich abermals zu ihr beugen wollte, um sie zu küssen, hielt
Sophie ihm auffordernd das leere Glas hin. Er griff nach der Flasche und füllte es mit
einem hintergründigen Lächeln.
Sophie fand, dass die Situation einige wohlgesetzte Worte verlangte. Sie räusperte
sich. So. Wir sind nun also verheiratet.
Edward stellte die Champagnerflasche weg. Er wirkte leicht erstaunt. Zumindest hat
das der Pastor behauptet, und es steht auf dem Papier, das wir unterschrieben haben.
Wenn er dachte, sich über sie lustig machen zu können, dann hatte er sich getäuscht.
Sie rückte ein wenig zurück und streckte die Hand aus.
Edward griff danach, beugte sich darüber, um seine Lippen darauf zu pressen, aber
Sophie entzog sie ihm und wedelte damit vor seinem Gesicht herum. Die
Schuldscheine.
Sekundenlang trat etwas wie Verblüffung in seine Züge. Gewiss. Ich hatte nur
gedacht, wir können das morgen früh regeln.
Nein, jetzt sofort. Sophie hatte in den vergangenen Tagen in jeder wachen Minute
über Edward nachgedacht. Sie hatte sich diese Situation ausgemalt. Sie hatte sich
vorgestellt, wie sie selbstbewusst und selbstsicher in diese Ehe ging. Der Gedanke an
seine Hände auf ihrem Körper, an seine Lippen, hatte eine Sehnsucht in ihr erwirkt,
die sie erhitzt hatte. Aber nun war nichts von ihrer Vorstellung da. Oh ja, Edward saß
ihr gegenüber. Und sie zitterte abwechselnd vor Hitze und Kälte. Aber anstatt gefasst
den nächsten Schritt zuzulassen, klammerte sie sich an alles, was den Moment noch
hinauszögerte. Nicht, dass sie annahm, er könnte hier über sie herfallen. Sie hatte zwar
in Marian Manor Pärchen beobachtet, denen ein Sofa wie dieses mehr als ausreichend
erschienen wäre, aber nicht Edward. Nein, nicht Edward. Er würde wohl doch warten,
bis sie in ihrem Zimmer waren. Hoffentlich.
Wolken zogen über die violetten Himmel in Edwards Augen. Ich habe sie jetzt nicht
hier.
Sophie setzte sich noch etwas aufrechter hin und hielt das Champagnerglas wie einen
Schild vor sich. Sie dachte daran, dass Henry sie vor der Hochzeit nochmals beiseite
genommen und ihr eingeschärft hatte, auf Edwards Teil der Vereinbarung zu bestehen,
bevor sie
Henry hatte, bei diesem Punkt angelangt, zu stottern begonnen, aber
Sophie hatte gewusst, was er meinte.
Wir haben ein Geschäft, Lord Edward, stellte sie jetzt fest. Glauben Sie nur ja
nicht, dass ich sonst das Zimmer oder gar das Bett mit Ihnen teile.
Glaubst du nicht, dass es an der Zeit wäre, den Lord wegzulassen? Nicht
meinetwegen, fügte er mit sanfter Ironie hinzu. Aber die Leute könnten sich
wundern. Er rückte noch eine bedenkliche Handbreit näher und legte seinen Finger
unter ihr Kinn.
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