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Süße Worte, heißes Flüstern

Süße Worte, heißes Flüstern

Titel: Süße Worte, heißes Flüstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McCauley
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Haus war, war mit Ausnahme eines gelegentlichen Besuchs von Loris Mann John nicht mehr vorgekommen, seitdem der Vater der Mädchen vor drei Jahren die Familie verlassen hatte. Hannah hatte es ihm nicht verwehrt, die Kinder zu besuchen, und er hatte es verschiedene Male auch vage versprochen. Aber er war nie gekommen. Immer wieder hatte er sich damit herausgeredet, zu viel zu tun zu haben. Die Wahrheit war, dass er mit der Rolle eines Vaters völlig überfordert war und nach der Geburt der Zwillinge – reichlich spät – darauf gekommen war, dass er für ein Familienleben nicht geschaffen war.
    Dass der erste Mann, der im Haus nun länger als für einen kurzen Besuch blieb, auch noch der Held war, der Maddie gerettet hatte, machte es für die Mädchen natürlich erst recht zu einem Abenteuer. Aber die beiden waren nicht die Einzigen, denen seine Anwesenheit angenehm war. Hannah musste sich das ehrlicherweise eingestehen.
    Sein schwarzes Haar war zurückgekämmt und noch feucht vom Duschen. Sie hatte, während sie das Essen vorbereitete, das Wasser laufen hören und sich zusammennehmen müssen, um sich nicht ablenken zu lassen. Seth war frisch rasiert und trug ein weißes T-Shirt, das sich über seinen mächtigen Brustkasten spannte und seine breiten Schultern und die muskulösen Arme betonte.
    Er redete nicht viel bei Tisch, aber sie bemerkte, dass seinen dunklen Augen nichts entging. Deshalb vermied sie es auch, ihn allzu auffällig zu beobachten oder sich bei der Betrachtung seiner großen, kräftigen Hände allzu lebhaft vorzustellen, wie es wäre, diese Hände auf ihrer nackten Haut zu spüren.
    Sie schob ihre erotischen Fantasien beiseite und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihren Töchtern zu, die inzwischen in Streit darüber geraten waren, wann sie die nächste Vorzeigestunde in der Schule hatten.
    “Fragt morgen Miss Reynolds”, beendete Hannah die immer hitziger werdende Auseinandersetzung. “Warum ist denn das jetzt so wichtig?”
    “Weil wir doch Mr Granger zum Vorzeigen nehmen wollen”, antwortete Missy.
    Seth hustete, als habe er sich verschluckt.
    “Ihr wollt … was?”, fragte Hannah nach.
    “Wir nehmen Mr Granger mit in die Stunde”, bestätigte Maddie. “Alle Kinder in der Klasse haben uns gefragt. Sie wollen alle Mr Granger sehen. Da haben wir gedacht, dass es doch cool wäre, Mr Granger für die Vorzeigestunde zu nehmen.”
    Hannah konnte einen Anflug von Panik in Seths Augen erkennen. Sollte Superman, der durch die Lüfte flog, um Menschen aus höchster Gefahr zu retten, Angst vor zwei Dutzend Schulkindern haben? Oder wie war sein hilfesuchender Blick in ihre Richtung zu deuten?
    “Aber ihr könnt doch nicht Mr Granger mit in die Schule nehmen”, widersprach Hannah und versuchte, ernst zu bleiben. Die Vorstellung, wie Seth bei ‘Zeig her und erklär’ vor der Klasse stand, amüsierte sie.
    “Warum denn nicht?”, wandte Missy ein. “Chelsea hat auch mal ihren Onkel mitgebracht. Der konnte mit Bällen jonglieren und hat auch nur ein Mal einen fallen lassen. Und ein anderes Mal hat Travis seinen Hamster mitgebracht.”
    “Wollen Sie denn nicht mitkommen, Mr Granger?”, fragte Maddie.
    “Ich weiß wirklich nicht, ob ich so interessant bin”, antwortete Seth ausweichend.
    “Na klar sind sie das.” Maddie wollte seine Bedenken unbedingt zerstreuen. “Sie sind doch viel interessanter als ein Hamster.”
    “Oh, besten Dank.”
    Hannah konnte sich gerade noch beherrschen, nicht laut loszulachen. Energisch schüttelte sie den Kopf. “Tut mir leid, Kinder, aber daraus wird nichts. Ihr müsst euch etwas anderes ausdenken.”
    “Da werden aber alle sehr enttäuscht sein”, wandte Missy ein, wusste aber, dass er vergebens war.
    Für eine Weile senkten die Mädchen stumm die Köpfe über ihre Teller. Wenig später stritten sie sich schon wieder eifrig, was man anstelle von Mr Granger nehmen könnte.
    Hannahs Gedanken gingen währenddessen in eine andere Richtung. Warum hatte er sich so standhaft geweigert, ihr Angebot anzunehmen, ihn nach Wolf River zu fahren? Das war doch nun wirklich keine große Sache, ihn mit dem Wagen dorthin zu bringen, wenn es so wichtig war, was es dort zu tun gab, wie er selbst gesagt hatte. Natürlich ging es sie nichts an. Aber bevor er ihr die knappe Erklärung gegeben hatte, dass das auch noch ein paar Tage länger warten könne, hatte sie für einen winzigen Moment einen merkwürdig melancholischen Ausdruck in seinen Augen gesehen, als ginge es um

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