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Süße Worte, heißes Flüstern

Süße Worte, heißes Flüstern

Titel: Süße Worte, heißes Flüstern
Autoren: Barbara McCauley
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versöhnen?”, fragte Seth, obwohl er ehrlicherweise lieber einen Besen fressen würde, als ein einziges Wort von dem zurückzunehmen, das er dieser selbstgerechten, eingebildeten Schachtel gesagt hatte. Aber um Hannahs willen war er bereit, es auf sich zu nehmen. “Sag mir, was ich tun soll, ich mach es. Soll ich eine Anzeige in der Zeitung aufgeben? Soll ich eine Plakatwand in ihrer Straße mieten? Ich mach, was du willst.”
    Kopfschüttelnd stand Hannah auf und begann im Küchenschrank zu suchen, bis sie eine Kristallvase für die Blumen gefunden hatte. “Es ist lieb, dass du das sagst, Seth, aber du brauchst gar nichts zu tun. Tante Martha wird das Ganze wahrscheinlich bald vergessen haben.”
    “Du bist keine sehr gute Lügnerin, Hannah. Nicht böse gemeint, nur eine Feststellung.”
    Hannah zuckte die Achseln. Sie ging zum Wasserhahn und füllte die Vase. “Na ja, richtig vergessen wird sie’s vielleicht nicht.” Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. “Daran, dass du gesagt hast, sie habe kein Herz, wird sie noch lange zu knacken haben.”
    “Meine Güte, Hannah, es tut mir leid.” Seth hob hilflos die Hände. “Was soll ich noch sagen?”
    “Du warst große Klasse!”
    “Wie bitte?”
    “Es war wunderbar.” Sorgfältig steckte Hannah die Blumen in die Vase und zupfte sie noch ein wenig zurecht. “Du warst wunderbar.”
    Seth starrte sie verständnislos an. “Meinst du das jetzt im Ernst?”
    Hannah kam zurück und stellte die Blumen auf den Tisch neben die Pizzakartons. Dann setzte sie sich wieder. “Seit ich elf war und mein damaliger Verehrer Tommy Belgarden einem Jungen, der in der Schule mein Pausenbrot geklaut hatte, eins auf die Nase gegeben hat, ist niemand mehr so für mich eingetreten wie du heute.”
    Seth lächelte, halb stolz, halb verlegen, und nahm über den Tisch hinweg ihre Hände.
    Hannah senkte den Blick für einen kurzen Moment, dann fuhr sie nachdenklich fort: “Tante Martha war nicht immer so. Als ich klein war, hat sie mir immer, wenn sie meine Mutter besuchte, etwas mitgebracht. Eine hölzerne Schatulle, die sie mir einmal geschenkt hat, habe ich heute noch. Sie hat sogar ein richtiges Geheimfach. Als ich ungefähr acht war, heiratete sie und zog zu ihrem Mann nach Boston. Von da an hat sie sich verändert. Sie kam nur noch selten zu Besuch und war auch nicht mehr so fröhlich wie sonst. Dann starb meine Mutter, und sie begann, sich regelrecht auf mich zu fixieren. Als auch ihr Mann starb und meine Ehe in die Brüche ging, wurde ihr Besitzanspruch mir gegenüber noch ausgeprägter. Ich könnte aber nie zu ihr nach Boston ziehen. Mein Leben spielt sich hier in Ridgewater ab. Da ist es mir sogar egal, wie sehr ich schuften muss, um mich hier durchzuschlagen. Mag sein, dass ich das Haus aufgeben muss. Aber selbst das würde ich eher verwinden, als hier aus Ridgewater weggehen zu müssen.”
    Zu gern hätte Seth ihr gesagt, dass sie sich zu viele Sorgen mache, dass keine Rede davon sein könne, dass sie weggehen oder das Haus aufgeben müsse. Er hatte mit ein paar gezielten Telefonanrufen an diesem Nachmittag dafür gesorgt, dass es so weit nicht kommen würde. Aber nachdem er sich gerade dafür entschuldigt hatte, sich in ihre Angelegenheiten gemischt zu haben, hielt er jetzt lieber den Mund. Besser, sie wusste nichts von diesen Anrufen.
    Er sah auf ihre Hände. Sie wirkten so klein in seinen. Es gab keine Frau in seinem Leben, die er mehr bewunderte und verehrte als Hannah. Das war einfach so, obwohl er sie erst so kurz kannte. Seth wehrte seine Gefühlsaufwallung ab und ließ Hannahs Hände los.
    Er schob eine Pizza zu ihr hinüber und sagte nur: “Iss!”
    Hannah verdrehte genussvoll die Augen, als sie den ersten Bissen nahm. “Herrlich! Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich einen solchen Hunger habe.”
    Seth ging es genauso. Allerdings bezog sich sein Appetit nicht allein aufs Essen. Während er ihr gegenübersaß und Hannah beobachtete, wie sie sich mit der Zunge die Soße von den Lippen und den Fingern leckte, musste er unwillkürlich an ihre gemeinsame Nacht denken – an ihren nackten Körper an seinem, an die Lust, mit der sie sich ihm hingegeben hatte. Schnell schob er diese Erinnerungen beiseite.
    “Ich hätte dich vorhin nicht so hinausschmeißen sollen”, sagte sie plötzlich. “Entschuldige bitte.”
    “Das war vollkommen in Ordnung, Hannah. Es hat mir Gelegenheit gegeben, mich ein wenig in der Stadt umzutun. Dabei habe ich die interessantesten Dinge
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