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Süße Worte, heißes Flüstern

Süße Worte, heißes Flüstern

Titel: Süße Worte, heißes Flüstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McCauley
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in Wolf River verblieben war, Lucas Blackhawk, einem Cousin von ihm, von dem Seth erst jetzt erfahren hatte. Lucas lebte mit seiner Frau und zwei Kindern in der Stadt.
    Eine Reihe von Zusammenhängen war noch im Dunkeln. Aber die aufzuklären, das hatte Zeit. Für Seth zählten im Augenblick nur Rand und Lizzie, seine Geschwister. Rand war, wie Henry Barnes erklärt hatte, nach Wolf River zurückgekehrt und beabsichtigte sogar, sich hier mit seiner künftigen Frau niederzulassen. Lizzies Aufenthaltsort hatte man noch nicht ermitteln können.
    Seth starrte auf das Telefon. Er hatte schon mehrere Anläufe genommen, Rand anzurufen, aber jedes Mal im letzten Augenblick, bevor er Rands Nummer gewählt hätte, den Hörer wieder aufgelegt. Zuerst musste er die Gefühle in den Griff bekommen und all das, was er heute erfahren hatte, verarbeiten. Mit Rand wollte er erst sprechen, wenn er sich einigermaßen unter Kontrolle hatte.
    Erneut ging Seth zum Fenster und blickte hinunter auf die Straße. Aus dem Drugstore kam gerade eine Frau mit dichten blonden Locken. Für eine Sekunde dachte er, es sei Hannah, und ihm blieb fast das Herz stehen. Natürlich war sie es nicht. Seth schüttelte den Kopf über sich selbst.
    Hannah müsste um diese Zeit ungefähr auf dem Weg sein, die Mädchen von der Schule abzuholen. Er sah sie vor sich, wie sie mit ihnen aus dem Wagen stieg und Mrs Peterson zuwinkte. Er stellte sich vor, wie die Kinder ins Haus stürmten, wie Hannah ihnen eine Kleinigkeit zu essen machte und dabei fragte, was es Neues in der Schule gegeben habe.
    Seth fühlte einen Schmerz in der Brust. Himmel, wie er sie und die Mädchen vermisste. Er unterdrückte den Wunsch, sie anzurufen. Es hatte keinen Zweck, das würde es für alle nur noch schwerer machen. Hannah verdiente etwas Besseres, auch etwas Besseres als ihn mit seinem Beruf, der ihn beständig in Atem hielt. Trotz der Vorfälle wartete Jarris schon auf seine Rückkehr. Er hatte ihm einen langwierigen und ziemlich riskanten Auftrag angekündigt. Das waren die Jobs, um die er sich früher einmal gerissen hatte – früher.
    Seth fuhr sich mit der Hand durchs Haar und wandte sich zur Tür. Er musste raus dem Zimmer. Unten im Hotel gab es eine Bar. Wenn er erst ein Bier getrunken und etwas gegessen hatte, wäre ihm sicher wohler. Dann könnte er endlich auch Rand anrufen.
    Mit seinen Gedanken noch immer bei Hannah, öffnete er die Tür und prallte zurück. Vor ihm stand ein Mann etwa seines Alters. Es war fast, als würde er in einen Spiegel sehen. Seth war so perplex, dass er sich nicht rühren konnte. Die Ähnlichkeit war in der Tat verblüffend. Beide hatten sie die gleiche Statur und Größe, das gleiche schwarze Haar, wobei Seths länger war, die gleichen dunklen Augen. Mit angehaltenem Atem starrten die beiden Männer sich an.
    “Rand?”, fragte Seth dann so leise, dass man ihn kaum hören konnte.
    “Hallo, Seth”, antwortete der andere.
    Seths Magen zog sich zusammen. Dreiundzwanzig Jahre! Das letzte Mal, als sie sich gesehen hatten, waren sie noch Kinder gewesen, zwei Jungen, die hinter der Hecke auf der Lauer lagen und einen Überfall auf die Keksdose in der Küche ausheckten. Rand hatte natürlich das Kommando gehabt. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Seth die Szene genau vor Augen.
    “Oh verdammt!”, sagte er rau.
    Im nächsten Augenblick lagen sich die beiden Brüder in den Armen und klopften sich gegenseitig freundschaftlich auf den Rücken. Beide versuchten sie zu verstecken, dass ihnen die Augen feucht geworden waren.
    Seth versuchte, seine Fassung wiederzugewinnen. “Ich wollte dich gerade anrufen”, sagte er.
    “Ich war in der Nähe”, erwiderte Rand. “Da konnte ich einfach nicht widerstehen. Geduld war noch nie meine Stärke.”
    “Mom hat immer gesagt, du bist so geduldig wie eine Stallratte.”
    Beide grinsten.
    “Ich habe nie herausbekommen, was sie damit eigentlich meinte”, sagte Rand.
    “Ich auch nicht.”
    “Ich habe gehört, du bist Cop?”
    “Ja. Und du reitest Pferde zu.”
    Es gab so viel zu bereden – ein ganzes Leben zu erzählen.
    “Hast du etwas über Lizzie erfahren?”
    Seth schüttelte den Kopf. “Nur was Barnes mir erzählt hat. Er sagte, du hast einen Privatdetektiv angeheuert, um sie ausfindig zu machen.”
    Rand nickte. “Ich glaube, dass wir bald wissen werden, wo sie steckt. Wir haben die Vermutung, dass sie irgendwo an die Ostküste gezogen ist.”
    “Sie wird sich an uns nicht mehr erinnern.” Seth

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