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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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sollen. Da wärst du in Sicherheit gewesen.«
    Sicherheit? , versuchte ich zu sagen, aber der Raum schwankte, kippte, und ich spürte, wie er mich auffing, sanft auf den Boden legte.
    »Ich wollte dir nicht wehtun, Mylady.« Seine Augen tauchten aus dem grauen Nebel auf. Aber sie waren nicht moosgrün, sondern algenbedeckte, graue Teiche, in denen man zu versinken drohte. Smaragdgrüne Tränen tropften durch den grauen Schleier.
    Ich versuchte, sie mit den Fingern einzufangen.
    Grüne Pflänzchen wuchsen aus dem Nebel hervor, auf der Suche nach einem Halt.
    » Ah, gut, Schatz, du hast’s getan«, sagte eine weibliche Stimme.
    Der Nebel schloss sich über den Pflänzchen, verbarg sie vor meinen Augen .
    »Du hast ihr die Injektion doch ins Herz gegeben, oder?«, sagte die Stimme.
    »Ein Schockzauber hätte genügt«, sagte Finn harsch. »Das hier ist zu gefährlich.«
    »Nein, so ist es besser. Einen Schockzauber hätte sie vielleicht abgewehrt, bevor er sie treffen konnte – viel zu riskant. Ihre Magie macht sie in letzter Zeit rastlos. Zu salzige Ernährung.«

    Ich musste den Nebel verscheuchen. Ich musste die Pflänzchen wiederfinden.
    Goldenes Licht flammte auf, formte sich zu zitternden Fäden, die in den Nebel eindrangen. Ein grünes Pflänzchen reckte seine Spitze aus dem Nebel.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass sie zu stark ist. Selbst jetzt, wo sie halb bewusstlos ist, versucht sie, ihren Glamour zu benutzen. Ins Herz. Der Schuss muss ins Herz gehen. Mach ihre Brust frei.«
    »Nein!« Aber es klang eher flehend, als entschlossen. »Finn, ich hab dich mit so vielen Zaubern gefesselt, da ist jede Gegenwehr zwecklos. Also tu, was ich dir sage!«
    Rosa und lila Stränge schlängelten sich durch den Nebel, wanden sich um die zarten grünen Pflänzchen, würgten sie langsam aber sicher zu Tode.
    Heiße Finger wanderten fiebrig tastend über meine Haut.
    »Ja, genau da! Warte, ich halte sie fest.« Ein Gewicht legte sich auf meine Brust, drückte mich nieder. »Tut mir leid, Spatz, aber das wird jetzt höllisch wehtun.«
    Ein winziger Stich, kaum fühlbar. Sie irrte sich. Ich lachte, hörte es wie aus weiter Ferne.
    Goldene Blüten brachen aus dem Nebel hervor.
    Doch dann drang kaltes Eisen in mein Herz.
    Und die Blüten verwelkten.

40. K apitel
    M ein innerer Vampirsinn verriet mir, dass die Sonne längst untergegangen und die Nacht hereingebrochen war. Meine Augäpfel fühlten sich an, als hätte man sie mit Schmirgelpapier abgerieben, und meine Lider, als hätte man sie mir mit Kleister zugeklebt. Ängstlich versuchte ich zu schlucken. Mein Hals tat schrecklich weh. Reglos lag ich da. Und lauschte.
    Ja, ich hörte etwas: flache, schnelle Atemzüge. Ich riss die Augen auf. Ängstlich starrte ich auf etwas Graues, Verschwommenes über mir. Mein Mund war staubtrocken. Ich blinzelte. Das Graue hörte auf zu wabern, und nun sah ich, dass es eine Felsendecke war. Ich biss die Zähne zusammen und drehte langsam meinen Kopf zum Licht. Gut einen Meter von mir entfernt befand sich eine Stahltür, ähnlich wie die im Bloody Shamrock. Ich schnupperte. Es roch feucht, gruftig.
    Ich befand mich in einer unterirdischen Höhle.
    Ich versuchte, mich an das zu erinnern, was geschehen war, aber es gelang mir nicht.
    Ich spürte, dass Vampirgift durch meine Adern strömte, aber der Lusteffekt war diesmal eher gering; mir tat alles weh, ich fühlte mich wie eine einzige riesige Beule. Und es roch nach Blut. Hatte ich Blut getrunken? Hatte man mich dabei ertappt? Fühlte ich mich deshalb so, als wäre ich von einer Horde Knüppler verprügelt worden? Mein Magen knurrte, und ich fuhr mir erwartungsvoll mit der Zunge über die Fangzähne.
    Aber da waren keine Fänge. Es waren meine normalen Zähne. Aus Verwirrung wurde Angst. War ich schon so sehr mit
meinem Vampirzauber verschmolzen, dass ich nicht mehr unterscheiden konnte, in welchem Körper ich mich gerade befand? Dieser Geruch nach sauren Brombeeren!
    Und plötzlich erinnerte ich mich wieder, Erinnerungen, die über mich hereinbrachen wie ein anstürmender Troll und meine Ängste gegenstandslos erscheinen ließen.
    Finn. Finn war irgendwo in der Nähe.
    Toni, die fiese Hexe, hatte Finn mit diesem Zauber gebannt – und wahrscheinlich noch mit ein paar anderen, die es ihm unmöglich machten, sich zu wehren. Nie und nimmer hätte er mich freiwillig mit Eisenspänen verseucht. Tonis Gesicht vor Augen, verglich ich es im Geiste mit dem Foto, das mir Psycho-Louis gegeben hatte.

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