Suesser Als Blut
Jetzt, wo ich wusste, wonach ich suchen musste, war die Ähnlichkeit unübersehbar. Sie hatte zwar stark abgenommen, aber ihre Augenbrauen und die Nase waren gleich geblieben.
»Gen?« Es war nur ein Flüstern, aber ich erkannte dennoch Finns Stimme.
Langsam wandte ich ihm den Kopf zu und sah, dass die Höhle etwa zehn Meter weit in den Felsen hineinreichte. Ich konnte in der Düsternis vage eine Gestalt erkennen, die flach ausgestreckt auf dem Rücken lag. Finn.
»Gen?«, flüsterte er besorgt.
Ich versuchte seinen Namen zu sagen, brachte aber nur ein Krächzen hervor. Mein Hals tat scheußlich weh. Ich hob die Hand und tastete ihn ab. Au, da war eine Beule so groß wie ein Golfball. Tonis Vampir-Komplizen waren offenbar nicht zimperlich gewesen.
Ich untersuchte meine Arme. Da waren noch drei weitere Bisse, einer an meinem Handgelenk, die anderen beiden in den Ellbogenbeugen. Ich rümpfte die Nase. Meine Haut sah scheußlich aus: ein Netz feiner und feinster blauer Äderchen.
Diese Monster hatten mich fast bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt.
Kein Wunder, dass ich mich schwach wie ein neugeborenes Kätzchen fühlte.
Immerhin ein Trost, ich hatte meine Sachen noch an. Es war also nicht diese Art von Vergewaltigung gewesen.
»Wie geht’s dir?«, fragte Finn drängend.
»Geht schon«, krächzte ich. »Lass mir’ne Minute Zeit.«
Ich rollte mich auf den Bauch, die Hände flach auf den Boden gestemmt.
»Gen, ich möchte, dass du zu mir kommst.«
Das klang unheimlich verführerisch, wie er das sagte, und ich bekam trotz meines geschwächten Zustands eine Gänsehaut. Ein wenig aufgemuntert gelang es mir, mich auf Ellbogen und Knie zu stemmen. Ich ließ den Kopf auf die Unterarme sinken, weil sich alles um mich drehte. Als der Schwindel vorbei war, hob ich den Kopf und fasste Finn ins Auge. Bis zu ihm musste ich es schaffen. Ich holte tief Luft.
Er schaute mich mit seinen smaragdgrünen Augen an. »Komm, Gen, ich warte auf dich.«
Eine scharfe Erregung flammte in mir auf, brachte mein mit Vampirgift versetztes Blut in Wallung. Ich musste gegen meinen Willen aufkeuchen und begann auf ihn zuzukriechen. Gott, mir tat jeder Knochen, jeder Muskel im Leib weh.
»Mylady, ich brauche dich.«
»Ich höre«, flüsterte ich. Meine wachsende Erregung verdrängte die Schmerzen. Ich kroch ein wenig schneller.
»Genny«, lockte mich seine verführerische Stimme.
Ich hielt zittrig inne. Meine Haut glühte, zwischen meinen Beinen pochte, es und mein Hals war wie zugeschnürt. Mein Kopf brummte wie ein Bienenschwarm, und die Höhle begann vor meinen Augen zu verschwimmen.
»Gen …«
»Shit, Finn«, keuchte ich, meine Erregung nur mühsam im Zaum haltend. »Lass den Scheiß! Ich bin zu verdammt fertig, hab zu viel Blut verloren.«
Schweigen.
»Tut mir leid«, sagte er zerknirscht, »ich dachte, es würde dir guttun, wenn ich dir mit meinem Glamour ein wenig auf die Sprünge helfe.«
Die scharfe Erregung klang ab, aber dafür kamen die Schmerzen anscheinend doppelt so heftig zurück. Ich ächzte, biss die Zähne zusammen und kroch im Schneckentempo weiter auf ihn zu.
Hand … Knie … schlucken … keuchen.
»Ich weiß nicht, wann sie mir diesen Zauber angeklebt hat«, sagte Finn mit mühsam unterdrückter Wut, »du weißt schon, dieser Zauber, vor dem du mich warnen wolltest. Er saugt einem die Magie aus.«
Hand … Knie …
»Psychischer Vampirismus, so hat sie’s genannt. Biest. Vampire können sich damit die Magie der Fae aneignen.« Seine Stimme bebte vor Zorn, konnte seine Angst jedoch nicht ganz verbergen. »Das geschieht, ohne dass man es weiß! Keine Verhandlungen, keine Fragen? Bloß ein Cocktail aus Blut und Zauberspruch, und sie haben dich.«
Schlucken … keuchen …
Kacke. Das passte alles mit dem zusammen, was Mick mir erzählt hatte – und ich hatte so eine Ahnung, dass Toni ihren Zauber auch an mir ausprobiert hatte.
Mit geringem Ergebnis. Aus welchem Grund auch immer.
Endlich hatte ich Finn erreicht. Ich schnappte keuchend nach Luft.
»Du musst fliehen, Gen«, sagte er leise, den Blick starr zur Decke gerichtet.
Da war ich seiner Meinung. Aber wie sollten wir diese Stahltür knacken? Mit Magie? Hm. Und wer weiß, was uns draußen erwartete? Ich hatte keine Ahnung, wie tief wir unter der Erde waren. Und wo.
»Da oben findet eine Art Kampf statt«, sagte er erschöpft,
»sie saugen mir die Magie ab, einer von denen, um zu gewinnen.«
Ich versuchte, wieder zu Atem zu kommen, und
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