Süßer die Glocken (German Edition)
aber ja!
Langsam ließ sie ihre Hand von seinem Bauch tiefer wandern, auf den Oberschenkel, was ihr einen amüsierten, aber nicht abgeneigten Seitenblick einbrachte.
»Tataa!«, unterbrach Claras fröhliche Stimme ihren Vorstoß und ertappt riss Lisa die Hand wieder hoch. Robert konnte mit einer geschickten Bewegung eben noch verhindern, dass Wein über die Ledercouch schwappte.
Jetzt leuchte ich wieder mit dem Christbaum um die Wette
, ärgerte sich Lisa. Ihre Wangen glühten so heiß, dass sie vermutlich als Schneepflug aushelfen könnte.
»Meine sagenumwobene Sündenplatte!«, sagte Clara, stellte ein großes Tablett ab und wies wie eine Stewardess darauf. Es waren unzählige kleine Schüsseln darauf verteilt, die mit allerlei Cremes und Pasten gefüllt waren. Die meisten wirkten schon vom Anblick so gehaltvoll, dass es Lisa wunderte, wie ihre beste Freundin das Tablett überhaupt hochbekommen hatte.
»Das könnte ich jeden Tag essen!«, behauptete sie.
Du schon
, dachte Lisa neidisch. Clara hatte eine unverschämt tolle Figur. Sie waren beide keine Küken mehr, aber wo sich Lisa einigermaßen erfolgreich gegen die Verfettung hatte wehren müssen, war Clara rank und schlank. Wo Lisas Brüste der Schwerkraft aufgrund guter Gene zum Glück nur bedingt nachgegeben hatten und mit einem Push-Up durchaus noch ein ordentliches Dekolleté hermachten, waren Claras Titten –
man muss sie einfach so nennen
– groß und prall. Vom Hintern gar nicht zu reden!
»Und hier das Zeug, das man reintunkt«, sagte Peter. Auch er hatte ein völlig überladenes Tablett auf dem Arm und stellte es auf den Tisch. Früchte aller Art lagen in Fingerfood-Größe geschnippelt darauf.
»Ich seid ja bekloppt«, beschwerte sich Lisa und hatte sofort ein schlechtes Gewissen. »So viel Arbeit.«
»Ach was«, lachte Clara und ließ sich neben sie auf die Couchfallen. Dabei rutschte das kurze Strickkleid soweit hoch, dass der modische Kunstpelzkragen bis über den Rand ihrer roten, halterlosen Strümpfe glitt und schlanke, lange Beine bloßlegte. »Das meiste ist aus der Packung und der Rest nur zusammengerührt! Ich hab dir doch versprochen – Peter und ich wollen euch mal so richtig verwöhnen.«
Lisa küsste ihre Freundin auf die Wange. Clara wusste, dass Robert und sie eine schwere Zeit durchgemacht hatten, auch sexuell. Die Durststrecke war zwar vorbei, aber manchmal hatte Lisa doch das Gefühl, sie könnte im Leben etwas verpassen.
Kriegen Frauen auch eine Midlife-Crisis?
, fragte sie und musste darüber schmunzeln.
»Ich probiere zuerst Banane«, sagte sie und beugte sich vor, aber Peter schlug ihr spielerisch auf die Finger.
»He!«, beschwerte sie sich und drohte ihm mit dem Finger. »Böser Peter, ganz böser Peter!«
Der Ermahnte schämte sich übertrieben und Lisa musste schwer schlucken. Peter war das, was ihrem Traummann am nächsten kam. Breit gebaut, sportlich, strahlendes Lächeln, halblange, dunkle Haare, Dreitagebart und jetzt, als er den Kopf wieder hob, dieser etwas strenge, beinahe gefährliche Zug um die leuchtend grünen Augen.
Lisa unterdrückte ein Seufzen. Robert sah auch nicht schlecht aus. Falsch, er sah richtig gut aus, wie ihr immer wieder von allen Seiten erzählt wurde, aber er war ein Schaf, oft ein wenig tranig. Und er hatte sie noch nie so angesehen, wie Peter jetzt, als er mahnte: »Erst packen wir die Geschenke aus.«
Diese sanfte Strenge ließ sie ganz kribbelig werden.
Ein echter Mann
, dachte sie und schämte sich gleich darauf wieder dafür.
»Wir zuerst«, rief Lisa, um den Blick von Peter losreißen zu können. Sie holte die beiden Geschenke für ihre Freundin und ihren bezaubernden Mann –
Ehemann!
– unter dem Weihnachtsbaum hervor und überreichte sie. Peter schien sehr erfreut über die Originalplatte der Beatles, die Robert für ihn aufgetriebenhatte und auch Clara strahlte, als sie die silberne Bettel-Fußkette mit den kleinen Silberfigürchen daran auspackte. Sie stand auf und stellte die Spitze ihrer Pumps zwischen Peters Beine auf den Sessel, in dem er saß.
»Mach mal um!«, verlangte sie und ihr Mann folgte der Aufforderung. Doch als er das Kettchen geschlossen hatte, ließ er die Hände am Bein seiner Frau entlanggleiten, das im Seidenstrumpf wie gemalt wirkte. Bis unter den Ansatz des Rocks fuhr er, doch Clara beschwerte sich nicht. Im Gegenteil, sie stöhnte leise auf und bog sich ihm entgegen.
Das würde ich mich niemals wagen
, beneidete sie ihre Freundin um ihr
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