Süßer Pakt der Sünde (German Edition)
Hauch eines Gerüchts höre, mache ich Sie einen Kopf
kürzer!“
Und wenige Sekunden später waren sie
allein in der Bibliothek.
Alex fischte sich ein Taschentuch aus
dem Retikül, schnäuzte sich aufwändig und schaute dann auf. Sie brauchte nichts
zu sagen, Großvaters Blick sagte alles.
„Kind, ich fürchte du wirst dich eine
Weile aufs Land zurückziehen müssen“, seufzte er.
Alex war darüber alles andere als
unglücklich, aber sie tat, als wäre sie darüber zerknirscht. Endlich keine
Bälle mehr, keine Schneiderinnen, kein Debütantengekicher und endlose Fettnäpfchen.
Ja, es wäre schön, wenn sie dieses
Jahr nicht die ganze Saison die Arbeit schleifen lassen musste, wenn sie die
Pastellkleider wieder weghängen könnte und wieder in ihr Leben schlüpfen
könnte, wenn sie wieder dunkle, kräftige Farben tragen könnte.
Sie erhob
sich. „Dann werde ich wohl besser meine Sachen packen“, sagte sie tonlos.
Kapitel
4
Kaum war sie in ihrem Zimmer
angekommen, stürzte Frances auf sie zu.
„Und, hat er es geschluckt?“
Alex legte das ernste Gesicht ab und
grinste frech. „Aber sowas von.“
„Na dann ist ja gut. Ich habe nämlich
schon alles eingepackt für die Reise.“ Frances ließ sich respektlos in den
Sessel fallen.
„Und? Wie war‘s?“
Alex wurde rot und Frances kicherte.
„Also sehr gut“, stellte sie dekadent lächelnd fest. „So richtig mit weichen
Knien und allem Drum und Dran?“
Alex nickte resigniert. „Absolut
traumhaft. Kein Vergleich zu… na, ist ja auch egal.“ Sie schnappte sich ein
Kissen und warf es Frances an den Kopf. „Und überhaupt geht dich das nichts
an.“
Frances lachte nur und erhob sich
dann. „Noch eine Schokolade?“
„Oh, das wäre wunderbar.“ Die Zofe
klingelte und bestellte eine Kanne und zwei Tassen, dann half sie Alex aus dem
Kleid und steckte sie in die Wanne, um die Unmenge an blauer Farbe von ihr
abzuwaschen.
Sie zog nur stumm die Augenbrauen
hoch, als sie die leichten Schatten auf Alex‘ Brustansatz sah. Nach einer
halben Stunde sah Alex dann wieder wie ein Mensch aus, war in ein Nachthemd und
einen Hausmantel gehüllt.
Ein einfacher Zopf fiel ihr über den
Rücken und sie hatte die Füße auf den Sessel gezogen.
Sie und Frances genossen ihr
abendliches Ritual, jeden Abend saßen sie zusammen, besprachen den vergangenen
Tag und planten den nächsten. Manchmal stieß auch Oliver zu ihnen, aber das war
eher selten der Fall. Nur nach besonders anstrengenden Tagen.
Es klopfte leise an die Tür und der
Gegenstand ihrer Gedanken trat verstohlen ein.
„Oliver!“, rief sie überrascht aus.
„Wie bist du hereingekommen?“
Der lachte trocken und deutete ironisch
auf Frances, die plötzlich von einem Hustenanfall heimgesucht wurde.
„Ach, will ich‘s eigentlich wissen?“,
fragte Alex die Decke.
Oliver stellte den Frisierstuhl
zwischen sie und zog einen Becher aus der Jackentasche, den er Frances reichte.
Gleich darauf saßen die drei Kakao schlürfend vor dem Kamin.
Alex erstattete Bericht und Oliver
und Frances lachten, als sie ihnen beschrieb, wie sie sich die Augen gerieben
hatte, aber es nicht geschafft hatte, Tränen hineinzuzwingen.
„Du musst entweder Zwiebelraspel
nehmen, aber das riecht ziemlich“, riet Frances ihr. „Oder du betupfst deine
Finger vorher mit Seife, durch das Brennen kannst du heulen wie ein
Schlosshund. Und du zwinkerst zu viel für echte Tränen, aber Männern fällt das
nicht auf.“
„Das muss ich mir merken“, murmelte
Oliver.
„Ist doch inzwischen unwichtig“,
entschied er dann. „So ein Theater wird es nicht mehr geben, nicht wahr?“ Er
warf Alex einen scharfen Blick zu.
Alex errötete. „Ganz sicher nicht.“
Oliver nickte zufrieden und Frances
warf ihr einen eigentümlichen Blick zu. Alex klatschte kurz in die Hände.
„So, jetzt zur weiteren Planung.
Oliver, du regelst morgen früh die Geldsachen. Frances, du bereitest alles für
die Reise nach Bath vor. Ich möchte, dass du, sobald Oliver die Papiere hat,
die Mädchen abholst. Wir treffen uns dann in Reading, ich will so schnell wie
möglich aus der Stadt raus“, sagte sie und nippte an ihrer Tasse.
Die beiden planten schon die Reise,
welche Kutsche, wie viel Gepäck und das ganze drum herum.
Die drei Verschwörer, dachte Alex
amüsiert. Eigentlich fehlte Thornhill, aber er war nur Statist in ihrem Stück
gewesen. Wenn auch ein ungemein wichtiger.
Trotz des Erfolgs, hatte die
Geschichte einen faden Beigeschmack.
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