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Sueßer Tod

Sueßer Tod

Titel: Sueßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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nur alles für möglich.«
    »Es ist immer leichter, eine ältere Frau für meschugge zu halten als einen Mann für einen Betrüger. Das habe ich mehr als einmal erlebt.«
    »… sagte sie finster. Nun, Dr. Myers vermutet jetzt, daß Sie recht haben.«
    »Aber ich wette«, sagte Kate, »als sie sich umbrachte, oder es so aussah, als habe sie sich umgebracht, da fühlte er sich bestätigt und verbannte das Ganze aus seinem Kopf. Ganz bestimmt hat sie auch ihm ihre Theorien über das Alter erzählt.
    Und eins wissen Sie genau: niemand kann so offen über den Tod sprechen, ohne daß seine geistige Gesundheit in Frage gestellt wird. Dr. Myers mag ein noch so außergewöhnlicher Mensch sein, auch ihn werden solche Zweifel beschlichen haben. Und ich wette, bei Patrices Tod überkam ihn keine große Trauer, sondern unsägliche Erleichterung.«
    »Bloß keine Wetten mehr! Aber als er dann all die Gerüchte über ihren Tod hörte – und das sollten Sie ihm zugute halten – erinnerte er sich daran, wie sehr er sie gemocht hatte, wie integer sie ihm vorgekommen war, wie echt, und wie wenig es zu ihr gepaßt hätte, ein solch unsinniges Theater zu inszenieren. Aber inzwischen waren fast zwei Jahre vergangen. Er fürchtete, wie ein Idiot dazustehen, wenn er jetzt mit der Geschichte zur Polizei ging. Ich finde, es war ziemlich mutig von ihm, sich an mich zu wenden. Sie sollten mit ihm sprechen –
    nachdem ich ihn überredet habe, Ihnen zu trauen – und diese Runzeln von Ihrer hübschen Stirn verbannen.«
    »Ich werde zu spät zu Veronica kommen. Vielleicht kann ich sie ja ganz beiläufig dazu bringen, etwas Licht in dieses gefährliche Spiel zu bringen.«
    »Seien Sie vorsichtig, Kate.«
    »Ich werde mir Mühe geben. In seine Praxis einzubrechen, war wahrscheinlich ein Kinderspiel, besonders nachmittags. Wenn die Nachbarn etwas bemerkt hätten, konnte jeder Eindringling einfach sagen, er sei zum Renovieren bestellt oder um den Teppich zu reinigen. Wer es auch war, er hat nicht viel riskiert. Glauben Sie, es war jemand, den wir kennen?«
    »Das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Für unmöglich, um die Wahrheit zu sagen. Wir wissen ja, daß Patrice ihn nicht erkannt hat.«
    »Stimmt. Und es ist so gut wie ausgeschlossen, daß unter den Leuten, mit denen wir bisher gesprochen haben, jemand war, den sie nicht erkannt hätte. Zu dumm, ich wollte schon anfangen, meine Hoffnungen auf Professor Fiorelli zu 100

    setzen oder auf den Mann der antifeministischen Altphilologin.«
    »Gar kein schlechter Tip – der Mann, meine ich. Denn: kaum gesehen, schon vergessen – einen unauffälligeren Mann gibt es gar nicht.«
    »Archer, Sie haben mich unendlich aufgeheitert. Ist Ihnen klar, was wir jetzt in der Hand haben? Wir wissen, daß jemand Patrices Tod wollte und sich ein schlaues, ein verdammt schlaues Spiel ausdachte. Ihr weiszumachen, sie leide an einem bösartigen, qualvollen und unheilbaren Krebs, tja, und, da er Patrice offensichtlich kannte, konnte er wohl der Natur ihren Lauf lassen – ich meine Patrices Natur. Nun, das klappte nicht, und er versuchte es auf anderem Weg.«
    »Was? Er kann doch nicht ein zweites Mal den Arzt gespielt haben! Und überhaupt: Warum hätte er Patrices Tod wünschen sollen? Wenn ich zum Beispiel vorhätte, all die Leute an meiner Universität vom Erdboden verschwinden zu lassen, die mich mal besonders geärgert haben, dann… Sie wissen schon, worauf ich hinaus will.«
    »Ja. Aber nehmen Sie mal an, einer von denen, die Sie einmal besonders geärgert haben, hätte angedroht, sich mit Freuden eine Kugel in den Kopf zu schießen, wenn, nun, wenn… wollen wir einfach mal wild drauf los episieren…«
    »Kate, ich hätte nie geglaubt, daß ich solch ein Wort von Ihnen hören würde –
    episieren, also wirklich!«
    »Nehmen wir an, Ihr imaginärer Kollege hätte oft verkündet, sollte seine Frau ihm untreu sein, würde er sich die Kugel geben. Wären Sie nicht ein kleines bißchen versucht, ihn glauben zu machen, daß seine Frau ihn betrüge?«
    »Sie gehen jetzt zu Veronica, meine Liebe. Ich werde versuchen, ein Treffen mit Dr. Myers zu arrangieren. Und ich flehe Sie an, epilogisieren Sie nicht zu viel!
    Soll ich gucken, ob die Luft rein ist, ehe wir uns schuldbewußt aus dem Zimmer schleichen?«
    »Seien Sie nicht albern«, sagte Kate und öffnete die Tür. Sie schloß sie sofort wieder. »Warten Sie. Die Rektorin kommt gerade die Treppe hoch. Seien Sie doch still«, fügte sie streng hinzu, als

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