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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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hegte.
    »Gewiss, Signor Claudio. Was könnt Ihr uns sagen?«
    Sabina ließ sich nichts anmerken; der offensichtliche Küchenkrieg reichte ihr. Das Kind war nicht dumm; es verstand wohl, seinen Vater richtig zu nehmen. Sollte Anna Lucretia weiterhin aus der Reihe tanzen, so würde sich die Herzogin ein diskreteres Schlachtfeld suchen, um sie zu zügeln.
    »So, Maestro Soldani, womit wollt Ihr uns diesmal beglücken?«
    Der Italiener räusperte sich verschreckt.
    »Nun, Ihro Durchlaucht, Ihr kennt schon unsere Ravioli. Man kann sie mit allerlei füllen, nicht nur mit carne, Fleisch … oder Süßem. Sie schmecken, mit Kräutern oder Nüssen gefüllt und in einer Brühe, genauso gut wie mit Butter, Käse, Zimt und Zucker. Mit frischen Teigblättern aus Mehl, Eiern und Wasser – wir nennen sie Lasagne – machen wir köstliche Schichtpasteten dank des Frischkäses, den wir hineingeben. So weich, so samtig im Mund, dass sie dem edelsten Herrenbrot gleichkommen. Niemand braucht dazu Brot. Ich hätte, Ihro Durchlaucht, auch noch etwas, aber ich weiß nicht, ob ich es wage … Das essen nämlich unsere Maurer, aber Maestri Sigismondo und Benedetto verachten es auch nicht und … «
    »Lasst das Herumgerede!« Sabina wurde es zu viel. »Wo-raus besteht das Wundermittel?«
    »Pasta asciutta, Ihro Durchlaucht! Trockene Teigröhrchen ganz ohne Eier. Sie heißen Maccheroni. Sie müssen lang kochen, bevor sie essbar sind. Ja, sie bestehen nur aus Wasser, Salz und Mehl. Doch aus einem ganz besonderen Mehl, dem des Durumweizens. Wie alle Weizenarten ist es ein Herrengetreide und kann wunderbar getrocknet und aufbewahrt werden. Vor allem aber haben sie einen so schönen Biss, dass jeder Italiener sie für das herrlichste Brot liegen lässt. In meiner Heimat Bologna lieben wir sie ›al burro‹, mit viel Butter. Auch mit Parmesan, Zucker und feinen Gewürzen. Aber in Firenze, in Napoli und sogar in Genova isst man sie gerne mit geriebenem Bauernbrot, in Baumöl geröstet und mit viel gutem Pfeffer dazu. Fragt Maestro Benedetto, der ist ganz verrückt danach. Dottore Widmannstetter kennt sie ganz bestimmt auch. Der Papst isst sie mit Vorliebe in den Fastenzeiten. Si, graziosa Principessa, è vero … und dann fällt mir noch etwas ein, nur ein bescheidener Ratschlag, dennoch, ich denke, wertvoll, deshalb möchte ich … «
    »Was? Welcher Rat? Kommt zum Schluss!« Sabina bellte es fast.
    »Nun ja, da der Herzog nur wenig Zucker zu sich nehmen darf, sollte man ihm möglichst wenig Eingesalzenes auftischen.«
    Das war Grünberger zu viel.
    »Auch das noch! Ihro Durchlaucht, meint dieser Dornfresser vielleicht, alles, was wir tun, bringt den Herzog in Lebensgefahr? Wir beherrschen unser Handwerk und wissen, was für einen jeden angebracht und verträglich ist. Bei allen Heiligen: kein Eingesalzenes! Soll der Fürst nur noch Luft zu sich nehmen?«
    Sabina war unsicher. So wenig der italienische Kochstil ihr persönlich gefiel – bisher hatte er sich als nützlich erwiesen.
    »Nur noch ein Wort, Soldani, dann müssen wir endgültig die herzogliche Tafel besprechen.«
    »Es ist nur eine Kleinigkeit, Maestro Theodoro, wirklich nur eine Kleinigkeit. Ihr haltet es, wie Ihr wollt. Im Winter greift man häufig zu allerlei in Salz Eingelegtem. Dafür ist es schließlich da. Um den Salzgeschmack aber zu überdecken, bedient man sich auch gern des Zuckers, was Eurem Herrn anscheinend nicht bekommt. Ich sage nur: weniger Gepökeltes, weniger Zucker. Das ist alles. Ihr seid ein exzellenter Koch, Maestro Theodoro, damit hat das nichts zu tun. Es ist mir nur gerade in den Sinn gekommen.«
    Grünberger fragte sich, was dem dürren Wurm noch in den Sinn kommen würde. Doch er brauchte noch eine Anweisung von Sabina.
    »Ihro Durchlaucht, sollen wir zusammen mit Signor Soldani kochen oder weiterhin jeder für sich? Der Signor muss doch für seine Bautruppe unten in der Stadt sorgen, ich aber für die beiden Dürnitz und die Küche. Ich denke, jeder sollte für sich und die Seinen die Speisen zubereiten wie bisher.«
    Kärgl, Langhahn und Kurzbein nickten entschieden. Sabina stellte das nicht infrage: Da der besonnene Küchenmeister die Sache auch so sah, wollte sie ihm folgen.
    »Wie Ihr meint, Grünberger. Ihr bereitet das Morgenmahl zu und steht zur Verfügung, falls der Herzog vor dem Tagesende eine Stärkung wünscht. Signor Soldani, was das Abendessen angeht: Ihr sorgt für die ersten vier Gänge; die Köche der Trausnitz für die fünf letzten.«

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