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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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gesehen. Nein, das stimmt nicht. Seit der Festnahme des Soßenkochs habe ich ihn nirgends mehr erblickt. Was ist mit Euch, Frau Kärgl?«
    Sie sah Theresa schlucken, bevor diese zur Antwort ansetzte.
    »Ich auch nicht, dabei ist er nur schwer zu übersehen. Ich verstehe das nicht.«
    »Kann es sein, dass er Angst hat?«, wagte Anna Lucretia zu fragen. Theresa erblasste sichtlich unter ihrem leicht gelblichen Teint.
    »So ein imposanter Mann soll sich fürchten? Wovor denn?«
    Sie schien einen wunden Punkt getroffen zu haben.
    »Nun ja, ich weiß nicht recht. Mein Vater und der Hofrat Weißenfelder hegten einen schweren Verdacht gegen den gemeuchelten Langhahn. Vielleicht befürchtet der Baumeister, er hätte schon vor seinem Tod etwas ausgesagt, was ihn betrifft. Oder er argwöhnt, für den Mord am Soßenkoch verantwortlich gemacht zu werden. Warum auch immer.«
    Theresa ließ fast den Korb fallen, als sie hörte, Überreiter könnte der Mörder Langhahns sein. Anna Lucretia fühlte sich plötzlich sehr sicher. Die Kärglerin fing sich schnell wieder und redete mit wachsender Empörung drauflos.
    »Großer Gott! Fräulein von Leonsperg, was soll der Baumeister mit dem Soßenkoch zu tun gehabt haben? Die beiden haben in all den Jahren, seit ich sie kenne, keine drei Worte miteinander gewechselt. Worüber auch, nicht wahr? So viel will ich Euch sagen: Wenn jeder, der den Langhahn leid war, sich jetzt versteckt hielte, würde man in der Küche niemanden und auch in der Burg nur wenige sehen.«
    »Warum denn? Das ist mir neu.« Anna Lucretia gab sich verwundert. »Er war ein exzellenter Soßenkoch. Nie habe ich eine Klage über ihn gehört.«
    »Na, kein Wunder, ein so junges Ding wie Ihr. Bei allem Respekt, Fräulein. Ein fauler, verdorbener Sack war er, das weiß jeder. Nur mein Mann nicht, der nie was sehen will, der arme, alte, gute Joris. Tag und Nacht hat der Langhahn versucht, die Mägde … ob in der Küche oder im Wirtschaftshof … entschuldigt, Fräulein … flachzulegen. Nicht mit seinem Liebreiz, wie Ihr Euch denken könnt. Davon hatte er so viel wie eine Schlange. Nein, durch Hinterlist und sogar … Erpressung. Kommst du nicht mit mir, sage ich, du hast in die Suppe gespuckt, du hast ein Stück Fürstensemmel gegessen, hinter dem Holzstapel geschlafen, Würste unter deinem Rock versteckt, mit dem einen oder anderen Unzucht getrieben. Wie oft hat eine Unglückliche mir ihr Leid geklagt! War nichts zu machen. Aussage stand gegen Aussage. Im Zweifel, wem glaubt man denn? Dem Kerl, dem Soßenkoch, nicht der dummen Magd. Und der erzählt, sie wären alle hinter ihm her und aufeinander eifersüchtig.«
    Anna Lucretia schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Frau Kärgl, es hat ihn doch keine rachsüchtige Magd im Haus des Gerichtsdieners erdrosselt. Das ist unmöglich.«
    »Hört nur, Fräulein. Urplötzlich, vor nicht allzu langer Zeit, da waren sie tatsächlich hinter ihm her und aufeinander eifersüchtig. Nicht, weil sie auf den Geschmack gekommen wären, sondern weil der rote Fuchs zahlte. Ja, ja, auf einmal hatte er Geld, viele gute Silbermünzen. In der Küche fanden das die anderen Männer nicht mehr schön. Die kamen sich vor wie arme Teufel. Die Mägde hatten keinen müden Blick mehr für sie. Entschuldigt schon, Fräulein von Leonsperg, Ihr seid Jungfrau, aber wenn ich höre, der Baumeister könne in Verdacht geraten, da muss ich doch den Mund aufmachen.«
    »Aber sicher doch, Frau Kärgl, es wäre ja grausam, wenn er für einen Mörder gehalten würde und in Wirklichkeit unschuldig ist. Doch sagt mir: Wenn so viele über die Machenschaften des Soßenkochs Bescheid wussten, weshalb ist er unbehelligt geblieben? Warum haben mein Vater und meine Tante nichts erfahren?«
    »Ach, Fräulein, mit denen darf doch ungefragt nur der Küchenmeister reden. Wie ich schon sagte: So penibel und genau er ist, mein guter Kärgl sieht nicht schärfer als ein Maulwurf. Vor allem aber war der Langhahn geschickt, hat sich mit dem Grünberger und dem Kurzbein zusammengetan. Alle drei hatten plötzlich Geld. Was sollen die anderen gegen die wichtigsten Männer in der Küche machen, wenn der Küchenmeister blind ist und stumm bleibt?«
    »Und wie sind die drei zu ihrem Reichtum gekommen?«
    »Das, mein gnädiges Fräulein, weiß ich nicht. Ich vermute, sie entnehmen aus der Küche mehr Reste und Abfälle, als ihnen zusteht, und verkaufen sie weiter. Kärgl würde es merken, wenn sie von den Vorräten etwas entwendeten, das ist

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