Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
deutete auf eine dritte Vogelfrau, die gerade im Wasser planschte. »Mit der würde ich gern mal ein paar Federn rupfen …«
»Nein«, erwiderte er, während sein gieriger Blick weiter auf Parthenope gerichtet war. »Ich bleibe bei meiner Wahl. Sie ist saftig. Süß. Und so unantastbar. Ich stehe darauf, Unantastbare zu betasten.«
Er hatte es also auf die Unnahbare abgesehen. War mir recht … aber während ich die Sirenen dabei beobachtete, wie sie pure Sinnlichkeit verströmten, kam mir eine ganz andere Gestalt in den Sinn – die eines unbedeutenden Sukkubus, mit dem ich geschlafen und getobt und mich nach dem Sex sogar unterhalten hatte. Den ich unbedingt wiedersehen wollte, im und außerhalb des Schlafzimmers. Während ich in Gedanken bei Jezebel war, kommentierte ich: »Wenn du mich fragst, ist eine Sirene so gut wie die andere.«
»Ich habe dich aber nicht gefragt.«
»Sie sollen nach Hühnchen schmecken. Ich persönlich ziehe ja einen süßeren Geschmack vor.« Grinsend dachte ich daran, wie sich Jezebels Krallen in meinen Rücken gruben, während ich sie vor Lust zum Kreischen brachte. Ja, ich wollte sie erneut besitzen. Bald, bald, bald …
»Süß ist gut«, sagte Pan. »Aber bittersüß ist besser.« Er ließ seinen Blick zu mir rüberwandern, und ich entdeckte die finsteren Ideen, die sich in seinen Augen spiegelten. »Und bitter kann sogar noch süßer sein, wenn man die richtige Neiderin vögelt.«
Mir sackte die Kinnlade herunter. »Du bist mit einer Missgünstigen ins Bett gegangen? Das war sicher ein Riesenspaß«, sagte ich, kaum in der Lage, meinen Ekel zu verbergen. Eine Neiderin zu vögeln klang für mich genauso reizvoll, wie meinen Schwanz an einem Eisberg zu reiben und ihn dort festfrieren zu lassen.
»Oh, ich hatte durchaus meinen Spaß. Ich habe sie dazu gebracht, ihren Körper auf eine Art und Weise zu bewegen, wie sie es noch nie zuvor getan hat. Letzte Nacht wollte sie nur eines, und zwar mich. Und ich habe ihr ihren Willen gelassen.« Er schwieg, während seine Ziegenaugen wie Saphire funkelten. »Und im Gegenzug hat sie mir einige interessante Dinge erzählt.«
»Eine Schwätzerin«, erwiderte ich unbeeindruckt. »Wäh, wäh, wäh, ich will, ich will, ich will.«
»Keineswegs. Sie hat mir Dinge erzählt, die nur die Alten wissen, vom Anbeginn der Zeit. Und glaube mir, Daun, wenn sie die Wahrheit sagt, dann weiß ich jetzt, warum die Alten allesamt verrückt sind.« Ihm lief ein Schauer über den Rücken.
Interessant. »Was hat sie dir denn erzählt?«
Er sah mich an, ein durchtriebenes Lächeln auf seinem ledrigen Gesicht. »Eines habe ich inzwischen gelernt, Daun – wenn man mehr als ein paar Jahrhunderte alt werden will, sollte man möglichst viele Geheimnisse ansammeln. Man weiß nie, wann einem die Informationen einmal nützlich sein werden.«
»Du wirst es mir also nicht erzählen, wie?«
»Du willst es wissen? Dann geh selbst zu Eris und vögel sie. Vielleicht erzählt sie’s dir ja auch.«
Ich fühlte, wie meine Augen sich weiteten. »Sie? Du hast eine Herzogin flachgelegt? Warum um alles in der Hölle hast du das getan?«
Er lachte leise; seine Schultern zuckten. »Weil sie ein Loch zwischen den Beinen hat, in das mein Schwanz wunderbar hineinpasst. Und davon abgesehen ist sie keine Herzogin mehr. Du darfst sie nun Prinzessin nennen.«
»Ach wirklich?« Ich stieß einen anerkennenden Pfiff aus. In der Hölle befördert zu werden war ein überaus seltenes Phänomen. Normalerweise musste erst jemand sterben – und zwar auf Dauer –, damit sich in den Rängen der Elite eine Lücke auftat. »Womit hat sie sich denn die Ehre verdient?«
»Sie hat wohl Zwietracht zwischen irgendwelchen Göttinnen gesät und damit einen Krieg bei den Menschen ausgelöst.«
»Nicht übel«, sagte ich. »Aber du bist trotzdem verrückt.«
»Findest du?«
»Selbst als ein Mitglied der geringeren Elite hätte sie dir verdammt wehtun können. Aber als Zweite des Neids? Sie könnte dich aus einer Laune heraus zerstören.«
»Ich lebe eben gern gefährlich. Und außerdem«, setzte Pan hinzu, während er die Hüften bewegte und sich an seinem Schwanz zu schaffen machte, »konnte sie mir einfach nicht widerstehen. Niemand kann mir widerstehen.«
Wenn er das sagte.
»Bin gleich zurück«, verkündete Pan. »Ich habe eine unbändige Lust auf Vogelkeulen.« Er sprang von einer Klippe und tauchte in die dunklen Gewässer ein. Einen Augenblick später heulten die Sirenen.
In der
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